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Keine Entwarnung in Hochwasser-Gebieten

Keine Entwarnung in Hochwasser-Gebieten

Keine Entwarnung in Hochwasser-Gebieten

dpa
Dresden/Hannover
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Einsatzkräfte der Feuerwehr sichern den aufgeweichten Deich der Hunte nahe der Ortschaft Astrup mit Vlies und Sandsäcken. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

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Die Hochwasserlage in Teilen Deutschlands bleibt auch am Freitag angespannt. Eine zentrale Frage ist, wie viel Regen fällt. Doch aus Dresden gibt es eine gute Nachricht.

In den Hochwassergebieten bleibt die Lage bedrohlich. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagte weitere Regenfälle voraus. «Es kommt bis Samstag noch mal ein ordentlicher Schwung rein, allerdings regnet es nicht mehr in so großen Mengen», sagte der Meteorologe Christian Herold vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Freitagmorgen in Offenbach.

Danach schwäche es ein wenig ab. Die größten Regenmengen werden am Freitag und Samstag laut Herold im Norden von Nordrhein-Westfalen erwartet. Im Norden im Raum Bremen und Hamburg erwartet der Meteorologe weniger Niederschläge.

Doch noch ist die Lage in Niedersachsen angespannt. Zwar hätten sich Befürchtungen einer Sturmflut bislang nicht bestätigt und die Hochwassersituation sei regional unterschiedlich - für ganz Niedersachsen könne aber noch keine Entwarnung gegeben werden, sagte Landesbranddirektor Dieter Rohrberg am Freitag in Hannover. Demnach verschiebt sich die Lage örtlich etwas vom Harz in Richtung der Landkreise Celle und Oldenburg.

«Große Hochwasserlage» in NRW

Für Nordrhein-Westfalen gab das Umweltministerium trotz stagnierender oder sinkender Pegelstände ebenfalls keine Entwarnung. «Wir haben nach wie vor eine große Hochwasserlage», sagte NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) am Freitag in Düsseldorf. Bisher seien die Folgen überschaubar geblieben, keine Opfer zu beklagen. An den Talsperren drohe keine Dammbruchgefahr, auch kein unkontrollierter Überlauf. Die Hochwasserschutzanlagen hätten gehalten.

Auch im Osten Deutschlands sind noch viele Feuerwehren im Dauereinsatz. Immerhin aus Dresden gibt es aber eine gute Nachricht. In der sächsischen Landeshauptstadt blieb die Elbe unter den erwarteten sechs Metern Wasserstand. Normal sind zwei Meter. Seit der Nacht zu Freitag sinkt der Pegelstand der Elbe wieder, wie aus Daten des Landeshochwasserzentrums hervorgeht. Kurzzeitig hatte die Elbe einen Stand von 5,95 Metern erreicht.

Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) erklärte am Morgen im Deutschlandfunk, dass Alarmstufe 3 im Laufe des Freitags zurückgefahren werden solle. Alle Schutzmaßnahmen hätten gegriffen, es habe bislang keine größeren Schäden gegeben.

Weser-Pegelstände steigen weiter

In Niedersachsen sind Gebiete an den Flüssen Aller, Leine, Oker, Hase und Weser im südlichen und mittleren Landesteil betroffen. Der am Freitagmorgen gemessene Pegelstand übersteigt in zahlreichen Gebieten die höchste Meldestufe. Flussabwärts der Weser würden die Pegelstände noch weiter ansteigen, hieß es in einem Lagebild des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Insbesondere im unteren Verlauf der Mittelweser könne daher noch nicht von einer Entspannung gesprochen werden.

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens betonte in einem Deutschlandfunk-Interview, man habe aus früheren Hochwassern gelernt und Land und Kommunen hätten sehr viel Geld investiert in Hochwasserschutz und technische Ausstattung. Einsatzkonzepte für die Hochwasserlage würden bislang sehr gut funktionieren, sagte Behrens.

Am Freitagvormittag hieß es, dass in sechs Landkreisen sowie der Stadt Oldenburg weiterhin ein sogenanntes außergewöhnliches Ereignis festgestellt worden sei. Dadurch können Landkreise beispielsweise einfacher auf Hilfskräfte zugreifen.

Am Donnerstag konnten die Deiche nicht mehr überall den Wassermassen standhalten, andere drohten instabil zu werden. An einigen Orten wurden Evakuierungen vorbereitet. In der Gemeinde Langlingen verließen in der Nacht zum Freitag etwa 120 Menschen vorsorglich ihre Häuser und Wohnungen, in Lilienthal begann die Evakuierung einer Straße.

Klimawandel führt zu häufigeren Wetterextremen

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte am Donnerstag gesagt, ein Hochwasser dieses Ausmaßes habe es zuvor nicht gegeben. «Experten warnen seit langem davor, dass die immer häufigeren Wetterextreme mit dem Klimawandel zusammenhängen», sagte er.

Auch rund um Bremen gab es noch keine Entwarnung. Nach Angaben der Behörden vom Donnerstagabend sind entlang der Wümme im Bereich Katrepel zahlreiche Häuser von Wasser umschlossen und ohne Strom. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner hätten dieses Gebiet verlassen. Im Ortsteil Timmersloh stehe das Wasser an den Deichen. Straßen und Felder seien überschwemmt. Den Angaben der Innenbehörde nach mussten bereits mehrmals Maßnahmen zur Deichsicherung erfolgen.

Deich in Thüringen kontrolliert geöffnet

Im Norden Thüringens wurde ein Deich des Flusses Helme kontrolliert geöffnet, um die Hochwassergefahr an der Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt zu bannen. Das Wasser fließe jetzt auf Felder ab, teilte der Landkreis Kyffhäuserkreis in der Nacht zu Freitag mit. Die Öffnung sei notwendig gewesen, weil aus dem überlasteten Stausee Kelbra seit mehreren Tagen gezielt Wasser abgelassen werde und die Helme dadurch viel Wasser führe. Seit zwei Tagen gilt für die Helme die höchste Hochwasser-Alarmstufe 4. Feuerwehrleute haben nach Angaben des Kreises seit Donnerstag rund 6000 Sandsäcke verlegt, um den kleinen Ort Mönchpfiffel-Nikolausrieth zu schützen und die Deiche zu erhöhen.

In dem 300-Einwohner-Ort entspannte sich die Lage am Freitag. Das Wasser der Helme laufe «wie geplant ab», sagte ein Sprecher des Landratsamtes Kyffhäuserkreis. Komplette Entwarnung gebe es aber noch nicht. Der Wasserstand der Helme werde laufend beobachtet, ein Krisenstab des Landkreises sei weiter im Einsatz.

Bei Magdeburg und Schönebeck in Sachsen-Anhalt war am Donnerstag das Pretziener Wehr geöffnet worden. Damit wird etwa ein Drittel des Elbe-Wassers an den beiden Städten vorbei durch einen Umflutkanal und über Wiesen und Felder geleitet, ehe es wieder in die Elbe fließt.

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