Skandal

VUC Syd ist pleite

VUC Syd ist pleite

VUC Syd ist pleite

Ritzau/Walter Turnowsky
Nordschleswig
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VUC Syd wurde beim Bau des Hauptsitzes in Hadersleben Geldverschwendung vorgeworfen. Foto: Karin Riggelsen

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Die Erwachsenenbildungsstätte ist jahrelang von Skandalen und Problemen geplagt gewesen. Jetzt schmeißt der Vorstand hin und hat Insolvenz angemeldet.

Die Erwachsenenbildungsstätte VUC Syd mit Standorten in Hadersleben (Haderslev), Apenrade (Aabenraa), Tondern (Tønder) und Sonderburg (Sønderborg) gehört der Vergangenheit an.

Der Vorstand hat hingeschmissen und Insolvenz angemeldet. Damit hören mit sofortiger Wirkung sämtliche Unterrichtsaktivitäten auf. 

Die Behörde für Unterricht und Qualität (Styrelsen for Undervisning og Kvalitet, STUK) schreibt in einer Pressemitteilung, der Vorstand sei zu der Einschätzung gekommen, der weitere Betrieb sei nicht möglich und man könne den finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen.

Behörde sucht Ersatz für Kursteilnehmende

Die ungefähr 120 Mitarbeitenden haben die Nachricht bei einer Sitzung Donnerstagmittag erhalten. VUC Syd hat jährlich ungefähr 2.800 jungen Menschen Erwachsenenbildung und HF-Kurse angeboten. Die Aufsichtsbehörde STUK untersucht jetzt, ob andere Institutionen die Ausbildungsangebote übernehmen können. 

„Meine wichtigste Priorität ist, dass die Bürgerinnen und Bürger in Nordschleswig ihre Ausbildung abschließen können. Das muss zeitnah gelöst werden und der Unterricht soll lokal stattfinden“, schreibt Unterrichtsminister Mattias Tesfaye (Soc.) in einer schriftlichen Stellungnahme. 

Die Behörde werden nun mit den Betroffenen direkten Kontakt aufnehmen. 

Noch Ende Juni waren die vier nordschleswigschen Bürgermeister bei Tesfaye vorstellig geworden, um die krisengebeutelte Institution doch noch zu retten. Wie sich jetzt herausstellt, war der Versuch vergeblich. 

Scharfe Kritik

Die Probleme bei VUC Syd begannen vor ungefähr zehn Jahren. Die Ausbildungsstätte erlebte einen großen Zulauf an Kursteilnehmenden. Das veranlasste sie am Hafen in Hadersleben ein neues Domizil für mehrere hundert Millionen Kronen zu bauen. 

STUK übte daraufhin vernichtende Kritik am Vorstand und der damaligen Leitung. Beim Neubau hätten sie in „hohem Maße“ und in „wesentlichen Punkten“ gegen gesetzliche Vorgaben verstoßen. 

Die Behörde beanstandete auch den eklatanten Mangel an Sparsamkeit am VUC Syd im Umgang mit öffentlichen Geldern.  Weiterhin seien Aspekte möglicher Befangenheit bei der Vergabe von Bauaufträgen seitens der Leitung nicht berücksichtigt worden. 

Im Juli 2018 erstattete STUK  Anzeige gegen Ex-Direktor Hans Jørgen Hansen, weil dieser für das VUC Syd Kunst im Wert von 1,5 Millionen Kronen aus seiner Privatgalerie „Galleri Tønder“ gekauft haben soll. Die Ermittlungen gegen ihn und die damalige Leitung wurden mangels Beweisen eingestellt. Im Zuge des Skandals musste Hansen im Sommer 2017 seinen Hut nehmen. 

Rettungsversuch

Die Machenschaften beim VUC Syd zogen weite Kreise, mit Schülerflucht und Massenentlassungen. Dennoch hatte die Regierung der Bildungseinrichtung seinerzeit ihre Unterstützung zugesagt, damals noch unter Leitung der damaligen Unterrichtsministerin Pernille Rosenkrantz-Theil (Soz.), bis ihr Parteikollege Matthias Tesfaye das Ruder übernahm.

Ein kommissarischer Vorstand musste die Kastanien aus dem Feuer holen. 2018 wurde ein Minus von 30 Millionen Kronen eingefahren. Um die finanzielle Situation zu verbessern, wurde mit dem Verkauf von Schulhäusern begonnen. Damit wurden Mietausgaben und Unterhaltskosten gespart. Der Wert der VUC-Immobilien in Nordschleswig musste mit 312 Millionen Kronen abgeschrieben werden.

In Tondern wurden die eigenen Unterrichtsräume an der Richtsensgade aufgegeben und an die Privatschule Marieskolen verkauft. Die VUC-Abteilung in Hadersleben zog zur Handelsschule. Nach fünf Jahren unter einem Dach zieht die Erwachsenenbildung nun mit dem Unterrichtscollege UC Syd an eine gemeinsame Adresse an den Lembkesvej. In Apenrade war geplant, die frühere Glühlampenfabrik zu verkaufen werden, da die Immobilie zu teuer war.

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