LANDESTHEATER Schleswig-Holstein

Schauspielnachwuchs zeigt eigene Theaterstücke im Internet

Schauspielnachwuchs zeigt eigene Theaterstücke im Internet

Schauspielnachwuchs zeigt eigene Theaterstücke im Internet

Melchior Bonacker/shz.de
Rendsburg
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Eric Ulrich und Lauren Müller vom Theaterjugendclub Rendsburg haben gemeinsam mit zwölf weiteren Nachwuchstalenten das Stück „Zimmer 11“ umgesetzt. Die Charaktere leben gemeinsam in einer WG und haben ganz unterschiedliche Hintergründe. Ihre einzige Gemeinsamkeit: Sie gehören zur Generation Z. Foto: Landestheater

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Die Proben liefen digital – und so werden auch die Aufführungen präsentiert. Alle Stücke sind noch bis zum 27. Juni im Internet abrufbar.

Nachdem es im Februar noch vollkommen offen schien, ob und wie die Spielclubs des Landestheaters in dieser Saison überhaupt zusammen proben können, feiern in dieser Woche vier selbstgeschriebene Stücke Premiere – genau wie schon die Proben in digitaler Form.

Der „Eintritt“ zu den Video-Veranstaltungen ist frei. Die Videos sind bis zum Ende der Spielzeit am 27. Juni auf der Website sh-landestheater.de sowie bei Youtoube im Kanal SH Landestheater abrufbar. 

 

14 Jugendliche streiten sich um ein Zimmer 

Den Auftakt macht der Rendsburger Theaterjugendclub bereits am Dienstagabend mit „Zimmer 11“. Thema der Eigenproduktion ist die „Generation Z“, der die jugendlichen Darsteller selbst angehören: „Sie haben ihre eigene Generation gespiegelt“, beschreibt Theaterpädagogin Masae Nomura den Ansatz ihrer Schützlinge. Das Theaterstück dreht sich um eine Wohngemeinschaft, in der 14 sehr unterschiedliche Charaktere um ein freies Zimmer streiten – das titelgebende Zimmer 11. 

 

 

Es ist eigentlich jeder Charakter aus unserer Generation vertreten, vom Handysüchtigen bis zum verklemmten Spießer. 

Charlotte Korb, Darstellerin

 

 

 

„Es ist eigentlich jeder Charakter aus unserer Generation vertreten, vom Handysüchtigen bis zum verklemmten Spießer“, beschreibt Charlotte Korb die Bandbreite der Bewohner in der „Chaos-WG“. Die frisch gebackene Abiturientin hat gemeinsam mit ihren Mitspielern mehrere Szenen gedreht, die das Theaterstück letztlich zum Film werden lassen. Die digitale Premiere lief am Dienstag und ist im Internet abrufbar.

Das Mehrgenerationentheater aus Flensburg zeigt am Mittwoch, 16. Juni, die Premiere von „Raubkatzen im Flur“. Foto: Landestheater

Videodreh in einer digitalen Konferenz 

Auch „Raubkatzen im Flur“, das Stück des Mehrgenerationen-Theater-Projekts wird im Internet gezeigt. Die achtköpfige Schauspieltruppe stellte in den vergangenen Monaten ein „sehr komplexes Stück“ auf die Beine, wie Darstellerin Angelika Zöllmer-Daniel findet. Die Besonderheit: Die handelnden Personen begegnen sich zwar in der Handlung, gedreht wurde aber via „Microsoft Teams“. 

Menschen fühlen sich unbeobachtet – und werden dabei gezeigt 

Wir waren gezwungen, im digitalen Raum zu experimentieren. Hauptsächlich zeigen wir durch diese ‚Fenster‘ Situationen, in denen die Menschen im Haus eigentlich unbeobachtet wären.

Thomas Spinnrath, Schauspieler

 

Thema des Stücks: gemeinsames Wohnen in einem Hochhaus. „Es prallen Individuen aufeinander“, mehr will Schauspieler Thomas Spinnrath noch nicht vorwegnehmen. „Wir waren gezwungen, im digitalen Raum zu experimentieren. Hauptsächlich zeigen wir durch diese ‚Fenster‘ Situationen, in denen die Menschen im Haus eigentlich unbeobachtet wären.“ So könne man in „Raubkatzen im Flur“ quasi durchs Schlüsselloch in die Wohnungen schauen. Die Premiere ist am Mittwoch um 18 Uhr.

Der Theaterjugendclub Flensburg feiert am Donnerstag, 17. Juni, Premiere mit „The Core“. Foto: Landestheater

Einen ähnlichen Ansatz hat der Flensburger Theaterjugendclub gewählt: Auch dieser präsentiert am Donnerstag eine Premiere in digitaler Form, die jedoch auf zusammengeschnittenen Szenen innerhalb der bekannten „Kacheln“ basiert, die von den Darstellern selbst gedreht wurden. Ihr Stück „The Core“ dreht sich um Fragen der Identität im Jugendalter.

Über schwierige Entscheidungen im Leben 

Die jungen Charaktere werden dabei vor schwierige Entscheidungen gestellt, die ihr Leben verändern. So wird die junge „Vanessa“ etwa mit dem Verlust des familiären Vermögens konfrontiert, über den sie sich zuvor selbst definiert hatte. „The Core“ wird von den Rollen geleitet, die von den Darstellern selbst entworfen wurden und setzt sich auf diese Weise mit exemplarischen Schicksalen von Jugendlichen auseinander.

Zwei Darsteller aus dem Theaterjugendclub (TJC) Schleswig. Mit ihrem Team zeigen sie am 18. Juni um 18 Uhr das Stück „Das ist doch nur ein Märchen“. Foto: Landestheater

Der Abschluss der Premierenwoche am Freitag ist mit dem Stück des Theaterjugendclubs Schleswig hingegen etwas traditioneller: Zwar wird „Das ist doch nur ein Märchen…“ auch digital aufgeführt – der „Film“ wurde jedoch gemeinsam unter freiem Himmel gedreht. Als Kulisse diente dabei vor allem die Umgebung des Schlosses, das für eine Märchenproduktion nur allzu passend erscheint.

Aus Rollenklischees ausbrechen 

Die Jugendlichen haben sich für ihre Produktion dabei hauptsächlich mit den Nebencharakteren aus bekannten Märchen beschäftigt – und mit den Stereotypen, denen diese unterliegen: „Das sind in vielen Fällen sehr klischeebehaftete Charaktere“, meint Gotje-Marie Clausen, eine der Darstellerinnen. Die Figuren setzen sich in dem Stück selbst mit den Rollenklischees auseinander und versuchen aus diesen auszubrechen.

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