Aufstieg

Erste Bundesliga für Robin Kehr: Das sagt sein Vater

Erste Bundesliga für Robin Kehr: Das sagt sein Vater

Erste Bundesliga für Robin Kehr: Das sagt sein Vater

Johannes Speckner/shz.de
Pinneberg
Zuletzt aktualisiert um:
Mit einem Selfie feierten der gebürtige Pinneberger Robin Kehr (rechts) und seine Mitspieler Abdourahmane Barry, Marijan Cavar und Gian-Luca Itter (von links) am Pfingstsonntag den Aufstieg ihrer SpVgg Greuther Fürth in die 1. Bundesliga. Foto: Imago Images/ Heiko Becker

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Neben Matthias Kehr äußert sich auch Nils Hachmann, der den Angreifer zweieinhalb Jahre in der Jugend des Kummerfelder SV trainierte, über dessen Karriere.

Nahezu alle Fußballinteressierten im Kreis Pinneberg dürften am Pfingstsonntag Holstein Kiel im Aufstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga, aus dem sich der Hamburger SV schon eine Woche zuvor verabschiedet hatte, die Daumen gedrückt haben. Die Ausnahme bildete ein Haushalt in Pinneberg: Dort freuten sich Mutter Mareike, Vater Matthias und Sohn Marlon Kehr (13) sehr darüber, dass die Kieler mit 2:3 gegen den SV Darmstadt 98 verloren und an ihrer Stelle die SpVgg Greuther Fürth mit einem 3:2-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf den Direkt-Aufstieg in die 1. Bundesliga perfekt machte. 

 

Natürlich ist das ein großartiger Erfolg.

Matthias Kehr, Vater von Robin

 

Der Grund dafür: Robin Kehr (21), ihr älterer Sohn beziehungsweise großer Bruder, stürmt seit Juli 2019 für die Fürther. In dieser Zweitliga-Saison steuerte der gebürtige Pinneberger immerhin zwei Tore in acht Zweitliga-Spielen dazu bei, dass die Franken im Abschlussklassement den zweiten Platz hinter ihrem Mitaufsteiger VfL Bochum belegten. „Natürlich ist das ein großartiger Erfolg“, sagte Matthias Kehr. Der Vater machte aber auch keinen Hehl daraus, dass die Freude über den Aufstieg für seine Familie dadurch getrübt wurde, dass Robin Kehr in den letzten Wochen nicht mehr mitwirken durfte. „Das war vor allem für ihn selbst eine ganz bittere Nummer“, weiß der Vater. 

 

Corona-Infektion gut überstanden 

 

Was war geschehen? Als am Donnerstag, 15. April, die Koffer für das einen Tag darauf anstehende Auswärtsspiel beim 1. FC Heidenheim (1:0) schon gepackt waren, bekam Robin Kehr einen Anruf. Dabei erfuhr er, dass er mit einer Person in engem Kontakt stand, die zwar selbst schon gegen das Corona-Virus geimpft worden, nun aber trotzdem erkrankt war. „Daraufhin ist er sofort in Quarantäne gegangen und auch selbst erkrankt“, sagt Matthias Kehr, der von einem „normalen Verlauf“ bei seinem Sohn berichtete: „Er hat gemerkt, dass er krank war, die Infektion aber ohne erkennbare Schäden überstanden, was natürlich das Allerwichtigste war.“ 

In der 2. Liga geht es mehr über den Kampf, während in der 1. Liga das Spielerische im Vordergrund steht.

Matthias Kehr, Vater von Robin

 

Ein negatives Corona-Testergebnis konnte Robin Kehr erst vorweisen, nachdem das Fürther Team so, wie alle anderen Erst- und Zweitligisten, das von den Verantwortlichen der Deutschen Fußball-Liga für die letzten beiden Spieltage angeordnete Quarantäne-Trainingslager bezogen hatte. Und die Statuten besagten, dass der Angreifer nicht mehr zur Mannschaft dazustoßen durfte. „Deshalb konnte er leider auch nach seiner Genesung nicht mehr aktiv in das Geschehen eingreifen“, haderte Matthias Kehr. Immerhin aber durfte der 21-Jährige am Sonntag im Sportpark Ronhof live dabei sein und nach dem Schlusspfiff mit seinen Mitspielern ausgelassen feiern. 

Sympathie im Hause Kehr für den HSV 

Matthias Kehr machte keinen Hehl daraus, dass er auch dem HSV, der „leider wieder einmal auf den letzten Metern gescheitert“ sei, und Holstein Kiel den Aufstieg gegönnt hätte: „Für Norddeutschland wäre das wirklich schön gewesen“, so Matthias Kehr, der einst auch selbst beim TuS Appen kickte: „Aber nur, um mich zu bewegen und Spaß zu haben.“ Im großen Fußball drückte er lange Jahre den „Rothosen“ die Daumen: Er sei „mit dem HSV aufgewachsen“ und habe diese Leidenschaft „auch an die Kinder weitergegeben“, betonte der gebürtige Appener. 

Als Robin Kehr nach Stationen beim VfL Pinneberg und Kummerfelder SV im Sommer 2009 als Neunjähriger zum FC St. Pauli ging, habe er aber „natürlich auch den Kiez-Kickern die Daumen gedrückt“, versicherte der stolze Vater. Im Sommer 2015 folgte dann der Wechsel zu Borussia Dortmund, wo Robin Kehr insgesamt 17 Spiele in der B-Jugend-Bundesliga (15 Tore) und 33 Einsätze in der A-Junioren-Bundesliga (sechs Treffer) absolvierte. Nun liegen die ersten beiden Herren-Jahre hinter dem Angreifer, der in seiner ersten Saison in Fürth nur bei der Reserve in der Regionalliga Bayern berücksichtigt wurde (sechs Begegnungen/drei Torerfolge).

Hat eine hohe Meinung von Robin Kehr: Nils Hachmann, der den Stürmer zweieinhalb Jahre beim Kummerfelder SV trainierte. Foto: Johannes Speckner

Nils Hachmann, heutiger Liga-Coach des Kummerfelder SV, trainierte Robin Kehr zweieinhalb Jahre lang, ehe er zu St. Pauli ging. „Er war damals schon der auffälligste Spieler bei uns, hatte aber in seiner gesamten Jugendzeit mit Verletzungen zu kämpfen“, erinnerte sich Hachmann. Der Übungsleiter lobte Robin Kehr als „einen der schnellsten Spieler in Deutschland“ und fügte hinzu, dass er in seiner Jugend bei St. Pauli auch mit dem gebürtigen Elmshorner Finn Ole Becker (20) zusammenkickte, der seine fußballerischen Anfänge bei Holsatia im Elmshorner MTV sowie beim TSV Sparrieshoop hatte. Becker blieb den Kiez-Kickern treu und ist inzwischen Stammspieler in der 2. Liga (30 Einsätze in der Saison 2020/2021/ein Tor). 

Debüt in der ersten Bundesliga 

Robin Kehr steht bei den Fürthern noch bis zum 30. Juni 2022 unter Vertrag und nun sogar vor seinem Debüt in der 1. Liga. „Natürlich wird das eine Herausforderung – ich glaube aber, dass der Sprung nicht so groß ist“, sinnierte Matthias Kehr, der vermutet, dass es junge Offensivakteure in der 2. Bundesliga vielleicht sogar schwerer haben als eine Etage höher: „In der 2. Liga geht es mehr über den Kampf, während in der 1. Liga das Spielerische im Vordergrund steht.“ So oder so hänge es „von der Tagesform und von Glück ab, ins Team reinzukommen – und natürlich ist es wichtig, verletzungsfrei zu bleiben“, weiß Matthias Kehr, der hierbei auch auf Robin Meißner (21) vom HSV verwies: „Als ihn Interimstrainer Horst Hrubesch in den letzten Spielen von Beginn an aufgeboten hat, hat er prompt drei Tore geschossen.“ 

Daumendrücken für Kiel in der Relegation 

Noch ist fraglich, welche Neuzugänge im Sommer nach Fürth kommen und ob Stefan Leitl (43) als Trainer weitermacht. „In den vergangenen Jahren haben die Verantwortlichen der SpVgg aber eine ganz hervorragende Arbeit geleistet und aus ihren Möglichkeiten das Optimale herausgeholt“, lobte Matthias Kehr. Ähnliche Worte findet der Pinneberger für die Kieler „Störche“: „Was dort in den letzten Jahren geleistet worden ist, ist sensationell.“ Wie Leitl, den Matthias Kehr als „sehr engagiert und zielstrebig“ anpries, für die Fürther, so sei auch Holstein-Coach Ole Werner (33) „ein Trainer mit Stallgeruch, der perfekt zu seinem Verein passt“. 

In den Relegationsspielen gegen den 1. FC Köln wird es für die Kieler laut Matthias Kehr zwar „richtig schwer, weil sie in den letzten Wochen ein sehr kräftezehrendes Programm hatten und jetzt am Boden zerstört sind, während die Kölner obenauf sein dürften, nachdem sie am letzten Spieltag Werder Bremen noch vom 16. Platz verdrängen konnten“. Die Bremer, die „selbst seit Wochen am Boden liegen“, wären nach Matthias Kehrs Einschätzung „der leichtere Gegner für Kiel gewesen“. Klar ist aber, dass in den Relegationsspielen auch im Hause Kehr die Daumen für die KSV Holstein gedrückt werden – zumal Robin Kehr im Falle eines Kieler Aufstiegs in der kommenden Saison zumindest ein Pflichtspiel in Schleswig-Holstein absolvieren würde ...

Mehr lesen