Naturschutz
Waldbesitzer in SH wollen Teil der CO2-Abgabe
Waldbesitzer in SH wollen Teil der CO2-Abgabe
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Private Waldbesitzer in Schleswig-Holstein wollen ihren Beitrag zum Klimaschutz honoriert bekommen.
An einem Baumstumpf sieht Johann Wadephul den Wert des Waldes. „Diese Douglasie hat wahrscheinlich mein Großvater hier vor 80 Jahren gepflanzt – jetzt baue ich mir einen Schuppen daraus“, sagt Waldbesitzer Dietrich Ebeling, der den Fort in Waldhütten bei Meezen (Kreis Rendsburg-Eckernförde) in der dritten Generation bewirtschaftet. Der CDU-Bundestagsabgeordnete, der ihm gegenüber in strömendem Regen steht, ist beeindruckt und sagt: „So muss es doch eigentlich sein.“
Holzmarkt ist zusammengebrochen
Doch für viele Waldbesitzer ist das schon lange nicht mehr so. „Die einzige Möglichkeit, mit dem Wald etwas zu verdienen, ist der Verkauf von Holz – aber der Holzmarkt ist auch wegen der Corona-Krise zusammengebrochen“, sagt Jens Fickendey-Engels, der als Geschäftsführer des schleswig-holsteinischen Waldbesitzerverbandes Wadephul eingeladen hat, um ihm seine Forderung klar zu machen. An einer überlebensgroßen hölzernen Acht bleiben die beiden stehen. „So viel Tonnen CO2 bindet ein Hektar Wald – das macht in Deutschland 127 Millionen Tonnen pro Jahr. Das sind 14 Prozent des Gesamtausstoßes“, sagt Fickendey-Engels. Waldbauer wie Dietrich Ebeling seien Klimaschützer. Und die müssten für ihre Arbeit entlohnt werden. Deshalb verlangen sie einen Anteil von der CO2 Abgabe, die der Bund seit Januar erhebt: Pro Tonne Treibhausgas muss der Verursacher 25 Euro zahlen. Orientiere man sich am stofflichen Anteil des zuwachsenden Holzes, der nicht energetisch genutzt wird müsste man die 25 Euro zwar nicht mit der vor ihm stehenden 8, aber mit 4,5 multiplizieren, sagt Fickendey-Engels: Macht genau 112,50 Euro pro Jahr und Hektar für die Waldbesitzer.
Wadephul hört sich das an, sagt dann aber: „Wir haben ja schon viel für den Wald getan.“ Die Bundesregierung habe für 1,5 Milliarden einen Waldplan aufgelegt, für die Schäden aus den vergangenen drei Trockenjahren hätten die Forstwirte mindestens 100 Euro pro Hektar aus der Corona-Hilfe bekommen.
„Das bräuchten wir aber jedes Jahr“, sagt Ebeling, der seine Familie vor allem durch die Vermietung von Ferienwohnungen ernährt. „Vom Wald kann ich nicht leben.“ Die Schaffung von mehr klimastabilen Mischwäldern koste Geld, denn nicht alle hätten schon so weitsichtig wie sein Vater und Großvater gehandelt: Die hätten schon vor Jahrzehnten auf Mischkulturen gesetzt, die extremen Wetterereignissen besser trotzen. „Und wenn mal eine Baumart ausfällt, habe ich immer noch weitere“, sagt Ebeling.
Der Wald ist ein ökologischer Schatz, den wir noch mehr heben müssen.
Johann Wadephul, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Bundestagsfraktion
Wer die Umwelt schützen wolle, müsse doch auch ein Interesse daran haben, dass auch der heimische Wald für die Produktion von Möbeln oder Dachstühlen genutzt werde – statt Holz zu importieren, dessen Klimabilanz und Produktionsbedingungen schlechter seien.
Wadephul hört sich auch das an, der strömende Regen scheint ihn nicht zu stören. Aber will sich der vorwiegend in der Außen- und Sicherheitspolitik aktive Christdemokrat bei seiner Kanzlerin für die Waldbesitzer einsetzen? Wadephul sagt: „Der Wald ist ein ökologischer Schatz, den wir noch mehr heben müssen.“ Er könne sich gut vorstellen, dass das stärker honoriert werden müsse, vor der Bundestagswahl werde das aber wohl nichts mehr, so der CDU-Politiker und sagt dann: „Danach haben wir ja aber vielleicht einen Koalitionspartner, den man leicht davon überzeugen kann.“