FUEN-Kongress

Die FUEN zieht nach Brüssel – und bleibt in Flensburg

Die FUEN zieht nach Brüssel – und bleibt in Flensburg

Die FUEN zieht nach Brüssel – und bleibt in Flensburg

Dunajská Streda
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Loránt Vincze
Loránt Vincze auf dem FUEN-Kongress 2019 in der Slowakei Foto: Cornelius von Tiedemann

Schleswig-Holstein bleibt zentraler Partner des Minderheiten-Dachverbandes, dessen Präsident für die ungarische Minderheit Rumäniens ins EU-Parlament zieht. Am Standort Flensburg wird nicht gerüttelt.

Die mehr als 100 Minderheiten Europas, die unter dem Dach der FUEN versammelt sind, werden künftig mit ihrem Präsidenten Loránt Vincze sozusagen einen Sitz im Europaparlament haben. Wie Vincze auf dem Kongress der Föderativen Union Europäischer Nationalitäten in Dunajská Streda in der Slowakei am Freitag unterstrich, werde er seine Präsidentschaft mit dem Einzug ins Europaparlament nicht etwa aufgeben – sondern stattdessen seinen für die Demokratische Union der Ungarn in Rumänien errungenen Platz in Brüssel im Sinne der FUEN und ihrer Mitglieder nutzen.

Eine „neue Ebene“ der Minderheitenarbeit

„Ich würde sagen, dass das die FUEN als Organisation auf eine neue Ebene hebt. Es ist eine sehr interessante neue Perspektive für die NGO (Nichtregierungsorganisation, Red.), weil wir bisher, in den sieben Jahrzehnten, die es die FUEN gibt, versucht haben, unsere Ziele mit zivilgesellschaftlichen Mitteln zu erreichen“, so Vincze im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

„Wir hatten Erfolge, aber können kaum behaupten, einen Durchbruch auf EU-Ebene gehabt zu haben. Jetzt versuchen wir, die zivile Perspektive mit dem politischen Mandat, den politischen Werkzeugen zu verbinden“, so Vincze.

„Es schafft auch eine Position, von der aus Fragen an die Kommissare gestellt werden können, man kann in direktem Kontakt nicht nur mit anderen Mitgliedern des Europaparlaments, sondern auch mit Ministern und all jenen kommen, die in diesem Machtkreis in Brüssel sind“, sagt er.

 

Klares Bekenntnis zu Flensburg und dem deutsch-dänischen Grenzland

Diese neue Nähe zur Europapolitik soll aber nicht die Verhaftung der FUEN im deutsch-dänischen Grenzland beenden, versichert Vincze.

„Das Zentrum der Aktivitäten der FUEN war und bleibt Flensburg. Wo jetzt die Entscheidungen getroffen werden, geografisch gesehen, das wechselt. Es war früher besonders Straßburg, wegen des Europarates, jetzt wollen wir in Brüssel Lobby machen, Berlin ist genauso wichtig, dort haben wir auch ein Büro. Aber das Land Schleswig-Holstein hat eine Vorreiterrolle bei dem, was in Europa in Sachen Minderheitenrechte passieren wird. Ich bin sehr froh darüber, dass das Land und alle Parteien übereingekommen sind, die MSPI zu unterstützen. Ministerpräsident Daniel Günther unterstützt uns total. Die FUEN-Präsidentschaft, die deutsch-dänischen Beziehungen und die Gemeinschaften auf beiden Seiten der Grenze haben zu all dem beigetragen und das ist ein offensichtliches Plus und ein Wert an sich, den wir behalten müssen“, so der ehrenamtliche FUEN-Präsident.

Callsen: In Brüssel Überzeugungsarbeit leisten

Für Johannes Callsen (CDU), Minderheitenbeauftragter des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, hat es derweil niemals Zweifel an der Verbundenheit der FUEN zu Schleswig-Holstein – und umgekehrt – gegeben: „Mein Eindruck ist schon, dass es nach wie vor eine sehr enge Verbindung der FUEN nach Flensburg gibt. Wie gesagt, wir als Land Schleswig-Holstein haben ein großes Interesse daran, das FUEN auch in der deutsch-dänischen Grenzregion präsent bleibt. Deswegen versuchen wir, auf allen ebenen mit der FUEN zusammenzuarbeiten, auch zu unterstützen, wo es im operativen Geschäft bei der FUEN das eine oder andere dann auch leichter machen kann“, sagt Callsen am Rande des Kongresses in der Slowakei zum „Nordschleswiger“.

„Der Landtag hat nicht nur einstimmig MSPI unterstützt, sondern hat sich auch überfraktionell dafür ausgesprochen, dass in der neuen EU-Kommission auch das Thema Minderheitenpolitik an verantwortlicher Stelle in einem Kommissariat bearbeitet wird. Ich glaube, das wäre ein wichtiges Signal für Europa und die Europäische Union, dass man es mit der Minderheitenpolitik ernst meint. Auch da ist FUEN ein wichtiger Partner, um in Brüssel Überzeugungsarbeit zu leisten, aber auch die Landesregierung wird das auf ihren Wegen tun.“

 

 
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