Mehr Fälle, wenig Hilfe
Der Arbeitskreis gegen sexuelle Gewalt schlägt Alarm
Der Arbeitskreis gegen sexuelle Gewalt schlägt Alarm
Der Arbeitskreis gegen sexuelle Gewalt schlägt Alarm
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Der Arbeitskreis gegen sexualisierte Gewalt schlägt Alarm: Den Betroffenen fehlt es an Unterstützung.
Der Arbeitskreis gegen sexualisierte Gewalt an Mädchen und Jungen schlägt Alarm: Die Zahl der angezeigten Fälle im Kreis Schleswig-Flensburg steigt an, aber gleichzeitig fehle ein qualifiziertes Beratungs- und Präventionsangebot. Dem Arbeitskreis gehören Vertreter von verschiedenen Organisationen im Kreis an, darunter das Diakonische Werk, das Jugendamt, der Weiße Ring, das Frauenzentrum, die Kripo und die Kinder- und Jugendpsychiatrie.
„Wir machen uns Sorgen um die Kinder, es gibt zwar eine Basisversorgung, was gut und wertvoll ist, es fehlt aber eine Fachberatung mit ausgebildetem Personal im Kreis, um Kinder vor Gewalt zu schützen beziehungsweise bei der Bewältigung ihrer Gewalterlebnisse unterstützen zu können“, heißt es in einer Pressemitteilung der Arbeitskreises.
Arbeitsgemeinschaft fordert eine Fachberatungsstelle
Neben der Beratung und Unterstützung der betroffenen Kinder seien die Prävention und die Bewusstseinsbildung grundlegende Bausteine, um dem gesetzlichen Anspruch gerecht zu werden. Betroffene Kinder hätten nämlich wenig Wissen darüber, was Gewalt ist – das Erlebte erscheine ihnen oftmals „normal“. Um Gewaltprävention und Kinderschutz im Kreis Schleswig-Flensburg zu gewährleisten, benötige man neben dem Regelsystem auch eine Fachberatungsstelle.
Und damit, so kritisiert der Arbeitskreis, sehe es schlecht aus. Die Anlaufstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen sei seit vier Jahren nur sporadisch besetzt, seit Beginn 2020 gebe es gar kein spezielles Angebot mehr. Und das trifft nach Auffassung des Arbeitskreises besonders den südlichen Teil des Kreisgebiets – aktuell gebe es das einzige Angebot bei der Fachberatungsstelle „Wagemut“ von pro familia in Flensburg, die wegen unzureichender Finanzierung auch keine Präventionsangebote, Informationen und Fortbildungen anbieten könne.
Die Bemühungen sind ins Stocken geraten
Dem Jugendhilfeausschuss des Kreises habe der Arbeitskreis ein Konzept für eine Beratungsstelle vorgelegt, das auch befürwortet wurde. Dann aber sei Anfang November überraschend beschlossen worden, mit einem erheblich reduzierten Konzept des Jugendamtes eine Anlaufstelle im Kreis zu etablieren. Seitdem aber stocke die Angelegenheit – und es sei nicht abzusehen, wann es das spezialisierte Angebot für die Betroffenen geben werde.
Das, so der Arbeitskreis, sei gerade in Corona-Zeiten hochproblematisch. Zu den Hauptansprechpartnern der Kinder gehören nämlich Schulsozialarbeiter und Erzieher – und die waren in der Zeit nicht verfügbar, als Schulen und Kitas geschlossen waren. So fanden noch weniger Kinder als ohnehin schon den Weg zu den Hilfsangeboten. Der Arbeitskreis hat festgestellt, dass es während des ersten harten Lockdowns deutlich weniger Anfragen in den Beratungsstellen gab. Die änderte sich nach dem Lockdown deutlich.
„Nun steht wieder die langsame Öffnung an und es ist davon auszugehen, dass viele Kinder und Jugendliche Unterstützung gegen Gewalt benötigen und sich an ihre Bezugspersonen wenden“, sagen die Vertreter der freien Träger voraus, die bei der Bewältigung der Probleme ebenfalls Unterstützung brauchen.
Offene Fragen als Hilferuf
Die abschließenden Fragen des Arbeitskreises klingen wie Hilferufe: „Wer stellt den betroffenen Kindern und Jugendlichen eine Unterstützung zur Verfügung? Wer hilft den Fachkräften und Angehörigen, denen sich Kinder anvertrauen? Was tut der Kreis, als Träger der öffentlichen Jugendhilfe?“