Kappelner Wald

Kahlschlag im Hüholz

Kahlschlag im Hüholz

Kahlschlag im Hüholz

Rebecca Nordmann/shz.de
Kappeln
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Heike Pankatz steht im Hüholz vor einer Lücke, die bislang nicht da war. Foto: Rebecca Nordmann

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Im Hüholz sind vor Kurzem jede Menge Eichen gefällt worden. Das wollte eine Kappelnerin nicht einfach so hinnehmen.

Heike Pankatz läuft durch den Hüholzwald wie jeden Tag. „Ich drehe hier täglich meine Hunderunde“, sagt sie. Hündin „Ambra“ ist auch jetzt dabei – allerdings ist etwas anders als sonst, und das ist schon zu erkennen, bevor man das Hüholz betritt, erst recht aber im Innern. „Es gibt keine Eichen mehr“, sagt Heike Pankatz. Bis Mitte Februar standen sie noch, alte, dicke, hohe Eichen. Jetzt liegen sie nebeneinander aufgereiht am Waldrand. Heike Pankatz nennt das „erschütternd“.

Schon Mitte Februar seien ihr Markierungen an den Bäumen aufgefallen. „Etwas naiv habe ich noch geglaubt, dass das die Bäume sein würden, die stehenbleiben sollen“, sagt Heike Pankatz. Als sie schließlich die Arbeiter im Hüholz wahrnahm, habe sie gedacht, dass diese bereits abgestorbene Hölzer und Bäume, von denen möglicherweise eine Gefahr für Spaziergänger ausgeht, entfernen würden.

Die gefällten Bäume haben mitunter einen üppigen Durchmesser. Foto: Rebecca Nordmann

„Das war ein Trugschluss“, sagt sie nun. Innerhalb einer guten Woche, so die Beobachtung der Kappelnerin, lagen die zuvor markierten Eichen, und zwar ausschließlich Eichen, auf der Seite, abgestorbene Bäume befanden sich dagegen noch an Ort und Stelle.

Freier Blick aufs Feld. Foto: Rebecca Nordmann

Wenn Heike Pankatz jetzt mit „Ambra“ durchs Hüholz läuft, bleibt sie immer wieder stehen. Sie zeigt auf ein üppiges Loch in einer Senke, dahinter freie Sicht aufs Feld. „Diesen Blick gab es vorher nicht“, sagt sie. In der Senke stehen etliche Baumstümpfe, heller Farbton, wie das bei frisch gesägten Oberflächen eben so aussieht.

Es ist so viel kaputt gemacht worden. Und das in nur einer Woche.

Heike Pankatz, Wald-Spaziergängerin

Und weil es den freien Blick jetzt gibt, die mächtigen Eichen also fehlen, fehle, so die Kappelnerin, der Schutz für alles, was dahinter liegt. Der Windschutz für kleinere, schwächere Bäume, der Sichtschutz für Rehe und nebenbei auch der Lebensraum etwa für Fledermäuse oder Eichhörnchen. „Es ist so viel kaputt gemacht worden“, sagt sie. „Und das in nur einer Woche.“ 

Das ist eine totale Katastrophe, weil es so alte Bäumen waren.

Dagmar Struß, stellvertretende Landesvorsitzende des Nabu

Dagmar Struß vom Nabu Ostangeln ist bereits in das Thema involviert. Auch sie sagt: „Das ist eine totale Katastrophe, weil es so alte Bäumen waren.“ Zusätzlich leide die Artenvielfalt, Struß sagt: „Auf einer alten Eiche leben bis zu 1000 Insektenarten.“ Die Naturexpertin erinnert an einen ähnlich gelagerten Fall vor einigen Jahren, als im Ellenberger Wald ebenfalls Eichen gefällt worden seien – damals, so beschreibt sie, mitsamt der Bruthöhlen. Dagmar Struß ahnt allerdings: „Eichenholz bringt im Moment viel Geld.“ 

Aufgereiht am Waldrand. Foto: Rebecca Nordmann

Vor ein paar Tagen hat Heike Pankatz die Eichenstämme gezählt, die am Waldrand nahe der „Alten Eule“ liegen: 68 Stück. Und sie hat nachgemessen: Bis zu 1,40 Meter habe der Zollstock für den Durchmesser angezeigt. Eine Internetrecherche zur Bestimmung des Baumalters habe ergeben, dass Eichen mit diesem Durchmesser aller Wahrscheinlichkeit nach mehr als 300 Jahre alt seien. „Ich bin echt sprachlos“, sagt sie. Ihr Vater war Förster, ihr Mann ist Biologe, sie selbst Tierärztin – die Affinität zu Natur und Umwelt begleitet Heike Pankatz schon ihr ganzes Leben.

Diese Entscheidung hat das Gesicht des Kappelner Waldes verändert.

Heike Pankatz, Wald-Spaziergängerin

„Ich wollte das, was hier passiert ist, nicht einfach so hinnehmen“, sagt sie. Es hat sie aufgewühlt, sie hat Kontakt aufgenommen zum Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, und auch jetzt, sagt sie, habe sie immer noch Herzklopfen, wenn sie auf die kahlen Stellen im Hüholz blickt. Sicher, der Wald ist Privatbesitz, dem Eigentümer vorzuschreiben, wie er damit umzugehen hat, funktioniert nicht, das weiß auch Heike Pankatz. Aber sie sagt: „Unsensibel ist es trotzdem. Diese Entscheidung hat das Gesicht des Kappelner Waldes verändert.“ 

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