Corona-Eindämmung

Tierärzte sollen mit an die Impf-Front

Tierärzte sollen mit an die Impf-Front

Tierärzte sollen mit an die Impf-Front

Anja Werner/shz.de
Niebüll
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Die Spritzen für die Corona-Impfung sollen bald auch Tierärzte setzen können. Die Rahmenbedingungen dafür müssen aber noch geklärt werden. Foto: Sven Hoppe

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Tierärzte in Südtondern sind grundsätzlich bereit, Menschen zu impfen. Doch es gibt noch viele offene Fragen.

Auch Tierärzte sollen künftig gegen Corona mit impfen, um die Quote der Geimpften möglichst schnell ansteigen zu lassen. Das fordert Siegfried Moder, Präsident des Bundesverbands der praktizierenden Tierärzte.

Man habe bereits Anfang Dezember der Bundesregierung die Unterstützung bei der Corona-Schutzimpfung offeriert. „Aber dieses Angebot wurde wie auch schon die Corona-Testauswertung durch akkreditierte Vet-Labore ignoriert“, kritisiert Moder, der dies Verhalten mit Blick auf den deutlichen Anstieg der Infektionszahlen in der dritten Welle für „fahrlässig“ hält.

Rund 10.000 Tierarztpraxen gibt es in Deutschland. Bei 50 Impfungen pro Woche und Praxis könnten pro Monat zwei Millionen Menschen zusätzlich geimpft werden.

Was halten Tierärzte aus Südtondern von dieser Impf-Praxis, die laut Moder in den USA bereits praktiziert werde und auch in Frankreich in der Planung sei? „Ich war sehr überrascht, als ich das gelesen habe. Eine vorherige Information an uns gibt es nicht“, sagt Britta Hedde, die eine Tierarztpraxis in Risum-Lindholm betreibt.

Theoretisch und auch praktisch könnte ich Menschen impfen. Doch was passiert, wenn es spontan zu einer schweren allergischen Reaktion kommt?

Britta Hedde

„Theoretisch und auch praktisch könnte ich Menschen impfen. Doch was passiert, wenn es spontan zu einer schweren allergischen Reaktion kommt? Dann habe ich nur Kortison, das für Tiere geeignet ist“, sagt die Tierärztin.

Zudem müssten für die Impfung bestimmte Praxiszeiten frei gehalten werden, um nicht menschliche und tierische Patienten gemeinsam in der Praxis zu haben.

Rechtliche Voraussetzungen

Siegfried Moder fordert trotz der genannten Bedenken die Bundesregierung auf, unverzüglich die rechtlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Menschen auch von Tierärzten geimpft werden dürfen.

Denn wenn im zweiten Quartal tatsächlich große Mengen an Impfstoffen zur Verfügung stehen, „sollte in Deutschland jeder impfen, der impfen kann, damit alle verfügbaren Vakzine sofort eingesetzt werden können“.

Für die Impfung sollten den Tierärzten dafür geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden.

Sabine Nissen

In der Tierarzt-Praxis von Hanneke Bahrani-Groen in Süderlügum war der Vorschlag von Siegfried Moder noch gar nicht bekannt. „Grundsätzlich bin ich gerne bereit, zu impfen, um die Impfquote schnell nach oben zu bringen. Dafür müssten dann aber die Voraussetzungen und genau geklärt werden“, sagt die Tierärztin.

Auch Sabine Nissen, selbstständige Tierärztin in Niebüll sagt: „Grundsätzlich kann ich auch Menschen impfen - und ich traue mir das auch zu.“ Doch auch sie verweist auf spontane heftige Reaktionen auf die Impfung, auf die man in einer Tierarztpraxis nicht vorbereitet sei.

Hygienestandards

Und auch auf „unterschiedliche Hygienestandards“, die für Praxen für Menschen und Praxen für Tiere gelten würden. „Für die Impfung sollten den Tierärzten dafür geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden“, sagt Sabine Nissen - und auch sonst gebe es noch einige Fragen, die vor dem Start dieser Impf-Praxis geklärt werden müssten.

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