Mitten im ersten Corona-Lockdown machte Oberbürgermeisterin Simone Lange am 7. April 2020 mit einer Eilentscheidung den Weg für einen neuen Kunstrasenplatz im Flensburger Stadion frei. Die Verwaltungschefin begründet den Schritt damals damit, Verzögerungen bei dem Bauprojekt verhindern zu wollen.

Zehn Monate später lässt der neue Kunstrasenplatz weiter auf sich warten und beschäftigt nun auf einmal wieder die Kommunalpolitik. Die SSW-Fraktion hat das Thema auf die Tagesordnung einer gemeinsamen Sitzung des Sport- und Finanzausschusses am Donnerstag gesetzt. Sie bittet die Verwaltung um einen Sachbestandsbericht.

Der Hintergrund: Wie der Kommunalpolitik erst jetzt bekannt wurde, soll der Kunstrasenplatz auf dem gepachteten Gelände des Flensburger Hockey-Clubs entstehen. Zwar liegt dieses im Flensburger Stadion, jedoch nicht im Zuständigkeitsbereich des Trägervereins.

Der Trägerverein unterhält im Auftrag der Stadt Flensburg das Stadion am Volkspark. Gemeinsam mit seinen Mitgliedsvereinen LK Weiche und dem SC Weiche Flensburg 08 hat er nun einen Informationsbrief an die Ratsfraktionen geschrieben. „In der Eilentscheidung ist keine Rede davon, dass der neue Kunstrasenplatz auf einer privaten Pachtfläche des Flensburger Hockey-Clubs errichtet werden soll, sondern im Flensburger Stadion“, heißt es dort.

Der Trägerverein sei ausschließlich für die Flächen verantwortlich, die ihm von der Stadt übergeben wurden. Die Anlage des Hockey-Clubs gehört nicht dazu.

Deutlich wird in dem Brief, dass das Verhältnis zwischen dem Trägerverein und dem Hockey-Club belastet ist. „Hierzu sei jedoch gesagt, dass die Misstöne nicht aufgrund irgendwelcher Animositäten zwischen Personen entstanden – zumindest nicht vonseiten des Trägervereins –, sondern ausschließlich durch die Verfolgung der Interessen der dem Trägerverein angeschlossenen Vereine.“

Bereits seit mehr als zehn Jahren gibt es im Flensburger Stadion einen multifunktionalen Kunstrasenplatz, der sowohl von Hockeyspielern als auch Fußballern genutzt wird. „Der neue Hockeykunstrasenplatz ist nach dem jetzigen Planungsstand – auch bei einer Verbreiterung – weder multifunktional noch gibt es eine Planung darüber, wie die Belegungszeiten ermittelt und vergeben werden sollen“, ärgert man sich beim Trägerverein, der mit Michael Draeger seit einigen Monaten einen neuen Vorsitzenden hat.

Kein Platz für Roter Stern?

Negative Folgen könnte der Ärger um den neuen Kunstrasenplatz für Roter Stern Flensburg haben. Der Verein ist seit geraumer Zeit auf der Suche nach einer sportlichen Heimat. Der Trägerverein hatte dem Roten Stern eine Aufnahme zugesichert, sobald ein neuer Fußball-tauglicher Kunstrasenplatz gebaut wird. „Die Folge ist nun, dass der Rote Stern mit dem bestehenden Beschluss zum Bau eines Hockeykunstrasenplatzes auf privater Pachtfläche zunächst nicht aufgenommen werden kann, da keine freien Flächenkapazitäten mehr vorhanden sein werden“, teilt der Trägerverein mit.

Gefördert werden soll das mehr als eine Million Euro teure Bauvorhaben mit rund 250.000 Euro vom Land Schleswig-Holstein. Das Geld war ursprünglich für einen Kunstrasenplatz im Manfred-Werner-Stadion vorgesehen. Beim SC Weiche Flensburg 08 entschied man sich jedoch aus Kostengründen gegen einen Bau, da eine Eigenbeteiligung von bis zu 150.000 Euro nötig gewesen wäre.