Stadtplanung

Deutsche Architektur in Helsinki

Deutsche Architektur in Helsinki

Deutsche Architektur in Helsinki

Helsinki/Helsingfors
Zuletzt aktualisiert um:
Das Senatsgebäude in Helsinki Foto: Walter Turnowsky

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der Berliner Architekt Carl Ludwig Engel hat das historische Zentrum der finnischen Hauptstadt maßgeblich geprägt.

Wer durch die Innenstadt von Helsinki (Helsingfors) schlendert, der wird am Senatsplatz ein Ensemble von neoklassizistischen Gebäuden entdecken. Wer meint, dass sie ein wenig deutsch anmuten, der ist auf der richtigen Spur. Entworfen hat sie nämlich Carl Ludwig Engel, geboren in Berlin. Docht trotz des deutschen Architekten haben die Gebäude auch deutliche russische Züge.

Um eine Erklärung zu finden, müssen wir uns an den Anfang des 19. Jahrhunderts zurückbegeben. Finnland war jahrhundertelang Teil des schwedischen Reichs. Nach der Niederlage im finnischen Krieg musste Schweden das Gebiet 1809 an Russland abtreten. Finnland wurde ein autonomes Großherzogtum des Zarenreichs.

 

Der Dom blickt auf den Senatsplatz hinab. Foto: Walter Turnowsky

Bei einem Brand während des Krieges wurden große Teil der Innenstadt Helsinkis zerstört. Damals war das größere und westlicher gelegene Turku Hauptstadt von Finnland. Zar Alexander I. wollte aber eine Hauptstadt, die weiter von Schweden entfernt lag, und so wurde Helsinki 1812 Hauptstadt des autonomen Gebiets.

Um diesem Status gerecht zu werden, musste die Stadt jedoch wieder aufgebaut werden. Der Zar ernannte den schwedisch-finnischen Politiker Johan Albrecht Ehrenström zum Vorsitzenden des Komitees für den Wiederaufbau. Dieser entwarf einen streng geometrischen Stadtplan nach dem Vorbild antiker griechischer Städte.

Hauptgebäude der Universität
Foto: Walter Turnowsky

Er bat den Zaren darum, dass Carl Ludwig Engel den Plan umsetzen sollte. Dieser war in diesen Breitengraden kein Unbekannter.

Er hatte 1800 bis 1804 in Berlin Architektur studiert, bekam aber dort aufgrund der französischen Besatzung keine Anstellung. Er trat daher in russischen Dienst und wurde 1809 Stadtbaumeister von Reval, dem heutigen Tallinn.

Blick vom Dom auf die Universität Foto: Walter Turnowsky

Die monumentale neoklassizistische Architektur des nahegelegenen Sankt Petersburg wurde eine Inspirationsquelle für seinen Stil, der auch bei seinen Bauten in Helsinki deutlich erkennbar ist.

Imposant war Anfang des 19. Jahrhunderts, wie beim Senatsgebäude in Helsinki, der angesagte Stil. Foto: Walter Turnowsky

An der Ostseite des Platzes baute Engel das Stadtratsschloß, das während der zaristischen Zeit Sitz des finnischen Senats war. Heute beherbergt es die finnische Regierung.

Detail des Universitätsgebäudes Foto: Walter Turnowsky

Gegenüber liegt das Hauptgebäude der Universität Helsinki, deren Architektur deutlich mit dem Senatsgebäude korrespondiert.

Über allem thront der protestantische Dom der Stadt. Engel begann mit der Errichtung des Prunkbaus 1818 und arbeitete bis zu seinem Tod 1840 an ihm. Erst zwölf Jahre später, 1852, wurde der Dom fertiggestellt.

Die Fertigstellung des Doms hat Carl Ludwig Engel nicht mehr erlebt. Foto: Walter Turnowsky

Auch an anderen Orten in Helsinki kann man Gebäude Engels entdecken. So stammen zum Beispiel das heutige Rathaus und die Nationalbibliothek von ihm.

1826 wurde er zum Generalintendanten für das Bauwesen in ganz Finnland ernannt. Und daher finden sich, verteilt im Land, Gebäude nach Entwürfen von Engel.

Seitenflügel der Universität Foto: Walter Turnowsky

Nachdem die einstige Hauptstadt Turku durch einen Brand zerstört wurde, entwarf er den neuen Stadtplan.

Carl Ludwig Engel zählt neben Alvar Alto zu den bedeutendsten Baumeistern Finnlands.

Quellen: Wikipedia, Deutsch-Finnische Handelskammer

Sowohl das Universitätsgebäude als auch der Senatsplatz selbst werden derzeit renoviert. Foto: Walter Turnowsky
Mehr lesen

Leitartikel

Gerrit Hencke
Gerrit Hencke Journalist
„Ja zu Tempo 30 innerorts: Warum wir auf die Fakten hören sollten“