Münchener Freiheit-Sänger Tim Wilhelm im Interview

„Ich ziehe vor den Menschen hier den Hut“

„Ich ziehe vor den Menschen hier den Hut“

„Ich ziehe vor den Menschen hier den Hut“

Florian Papenfuhs
Broacker/Broager
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Broager_MF
Tim Wilhelm (Bildmitte) bedankte sich vor dem Konzert bei den zahlreichen Helfern Foto: Florian Papenfuhs

Vor Kurzem war Tim Wilhelm mit seiner Band „Münchener Freiheit“ in Broacker zu Gast. Dem Nordschleswiger erzählte er, was der Band an Dänemark gefällt und warum Live-Auftritte mehr Spaß machen als Studio-Aufnahmen.

Sie spielen als deutsche Band in Dänemark. Warum?

Ganz einfach, wir haben hier immer eine gute Zeit. Wir sind immer öfter in Dänemark, aber immer noch zu selten. Wir fühlen uns sehr wohl hier. Die Gastfreundlichkeit ist klasse und mittlerweile seh ich auch ein wenig aus wie ein Nordmann. (lacht)

War die Sprachbarriere im Vorfeld ein Thema?

2014 haben wir auf dem Esbjerg Rock-Festival gespielt. Im Vorfeld haben wir uns gefragt, ob wir die Songs und Ansagen auf deutsch oder auf englisch machen wollen. Unsere Booking-Firma hat uns damals empfohlen die Ansagen auf Englisch zu machen. Im Nachhinein haben wir festgestellt, dass die Leute eher verwundert waren, dass wir nicht deutsch sprechen. In Süddänemark verstehen schließlich eine Menge Leute die deutsche Sprache. Das haben wir bei deutschsprachigen Radiosendungen gemerkt, aber auch auf unseren Konzerten. Die Leute hier sind dermaßen textsicher - da kann ich nur den Hut ziehen.

Der Großteil der Konzerte 2018 liegt hinter Ihnen. Was wünschen sie sich noch für den Rest des Jahres?

Zuallererst muss natürlich die Gesundheit durchhalten. Das klingt jetzt nach einer Floskel, aber als Sänger ist das immer etwas heikel, gerade momentan. Es kühlt wieder ab, regnet mehr, und immer mehr Menschen fangen an zu husten. Da denkt man sich schon mal: „Oh Gott, bleibt fern von mir.“ (lacht) Unser Bassist hat momentan eine Ohrenentzündung, unser Gitarrist war auf den letzten Konzerten auch etwas krank. Wir brennen natürlich dafür und würden deshalb kein Konzert absagen, aber angenehmer ist es natürlich, wenn alle gesund sind. Schließlich wollen wir den Menschen, die viel Geld bezahlen um uns zu sehen, auch etwas bieten.

Woher kommt der Fokus auf Live-Auftritte?

Ich glaube das Musik immer nur gemeinsam geht. Mit den Leuten vor der Bühne, hinter der Bühne, auf der Bühne und - je nachdem wo die Lichttechnik hängt - über der Bühne. Es ist natürlich immer schön, neues Material auf den markt zu bringen, die eigenen Songs zum ersten Mal im Fernsehen zu sehen oder im Radio zu hören. Auch die Arbeit im Studio macht größtenteils Spaß. Aber die Quintessenz von allem ist für mich immer das Konzert, mit all den Menschen die mit uns singen und feiern. Darum geht's. Daher ist für mich ein gelungenes Jahr eher eines voller Konzerte, als voller Veröffentlichungen.

Sie kamen vor sieben Jahren „neu“ dazu, was hat sich seitdem verändert?

Ich muss immer ein wenig schmunzeln wenn ich heute, nach sieben Jahren, noch „der neue“ genannt werde. Andere Bands gab es nicht mal sieben Jahre. Darüber hinaus ist es ja so, dass wir auch in den neunziger Jahren schon gemeinsam Musik gemacht haben, wenn auch nicht unter dem Siegel „Münchener Freiheit“. Daher wussten wir damals schon worauf wir uns einlassen. Heute fühlt es sich nicht viel anders an, als vor sieben Jahren, denn es war auch damals nicht so richtig „neu“.

Womit erklären Sie sich den Erfolg nach so vielen Jahren ?

Man muss authentisch sein, und Spaß an dem haben, was man macht. Das merken die Leute. Und dass wir eben noch „echte“ Live-Konzerte spielen. Dass wir uns da verstehen, ich schätze neue Impulse in der Musik sehr. Beethoven oder Mozart, den ich für sehr experimentierfreudig halte, würden heute wahrscheinlich ganz andere Musik machen. Doch so sehr ich all die neuen Instrumente und Möglichkeiten, Musik zu produzieren, schätze, für mich ist eine Band mit E-Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang und Keyboarder immer der Kern von allem. Zumindest in meiner kleinen Welt. (lacht) Und diese Haltung vermittelt sich. „Etwas, das mehr wird, wenn man es teilt, ist die Freude.“

Sie haben früher moderiert und Kinderlieder geschrieben, waren immer schon interessiert an zukünftigen Projekten. Was planen Sie für die Zukunft?

Die Lust sich selber weiterzuentwickeln ist, glaube ich, eine wichtige Triebfeder. Das ist aber kein Widerspruch dazu, dass ich mich mit der Band verheiratet fühle. Sie ist einer der wenigen Fixpunkte in meinem Leben und das wird auch so bleiben. Bereits zu Zeiten meines Einstiegs war mir klar, dass alle anderen Tätigkeiten erstmal zweitrangig sind. In den Anfangsjahren hätte ich sowieso keine Zeit für andere Projekte gehabt, da ich all meine Kraft in die Band stecken wollte. Ich habe nie verstanden wie Leute denken konnten, dass alles sei für mich nur ein Sprungbrett. Aber diese Vorwürfe verschwinden über die Dauer der Jahre. Mittlerweile habe ich wieder Zeit gefunden, gerade in den Tourpausen im Winter, andere Dinge zu machen. In Berlin spiele ich oft im Theater oder im Musik-Variéte. Da kommt man als Sänger nicht aus der Übung. Abgesehen davon erden solche Auftritte außerhalb der Band.

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