Leitartikel

„Aufgeräumt“

„Aufgeräumt“

„Aufgeräumt“

Apenrade/Aabenraa
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Dänische Dörfer leeren sich, Häuser verfallen. Cornelius von Tiedemann, stellvertretender Chefredakteur, schätzt aber das Leben auf dem Lande. Und wer weiß, in ein paar Jahren sind die Dörfler vielleicht die neuen Trendsetter?

Baracke, Ruine, Geisterhaus – Worte gibt es viele für leerstehende Gebäude. Selten sind sie positiv belegt. Besonders auf dem sogenannten flachen Land stehen solche Häuser, in die niemand mehr ziehen will, in denen niemand mehr einen Laden eröffnen möchte, wo schon seit Jahren kein Bier mehr über den Tresen geht.

Sie sind hässlicher Ausdruck der Entwicklung, die die moderne dänische Gesellschaft nun einmal genommen hat. Die Zentren wachsen nicht nur an Größe, sondern damit auch an Anziehungskraft – und saugen die Landkarte um sie herum leer. Ausbildung, Jobvielfalt, Kultur, Zukunft – gegen diesen Sog ist kein Halten.

Zurück bleiben die leeren Hüllen einstigen Lebens – und Menschen, die sich nicht zuletzt aus der Hauptstadt anhören müssen, dass sie ihr Dasein nunmehr am Rande der zivilisierten Welt  (Stichwort „udkantsdanmark“) fristen.

Seit einigen Jahren finanziert die Regierung nun schon den Abriss der Zeugen dieser Zentralisierung. Überall im Lande werden Dörfer „verschönert“, indem Ruinen entfernt werden. Rückbau allenthalben.

Was aber  sonst  tun? Das Land einfach ausbluten lassen? Derzeit wird versucht, dies zu verhindern – indem die noch vorhandenen mittleren Zentren in den ländlichen Räumen gegen den Sog der Metropolen gestärkt werden – Schulen werden zusammengelegt, Ärztezentren eingerichtet, und so weiter. Doch auch diese Maßnahmen gehen letztlich nur auf die Kosten der Dörfer. Nun sind es die Kleinstädte, die das Land absaugen – und die dann im schlimmsten Fall ihrerseits abgesaugt werden. Die Entwicklung wird also nicht aufgehalten oder gar umgekehrt – sie wird nur anders geordnet.

Die „Naturgewalt“ der Zentralisierung, sie lässt sich nicht mit dem Einsatz von Trostpflastern bekämpfen. Es bräuchte schon einen massiven, staatlich gelenkten Einsatz. Aber wollen wir das überhaupt? Aus den Landgebieten einen Subventions- und Zwangsfall machen?

Wohl kaum. Denn es gibt doch auch so Hoffnung. Infrastrukturausbau und technologische Entwicklung bringen die Menschen einander näher. Der bittere Abschied vom Landleben, wie es früher war, er sollte vollzogen werden – um einem neuen Selbstbewusstsein Platz zu machen. So, wie es zum Beispiel der Deutsche Jugendverband versucht, wenn man ganz aktiv und durchaus mit Erfolg auf die Bedürfnisse und Erwartungen der heutigen Jugend eingeht.

Aus der Not eine Tugend zu machen – das ist das Gebot der Stunde. Denn das Landleben bietet so vieles, was große Städte niemals bieten können. Jedem von uns fallen sofort etliche Beispiele ein.

Dies  anzunehmen, ja, den Spieß umzudrehen, die Vorzüge der in Dänemark bestens digital vernetzten  ländlichen Heimat zu betonen, anstatt über die doofen Großstädter zu klagen – das könnte der Weg nach vorne sein.

Auch im  Ringen um Infrastruktur ziehen Optimismus und Offenheit gewiss besser als Untergangs-Panikmache und das Betonen von Ängsten. Wer weiß, in ein, zwei Generationen sind es vielleicht die Großstädter, die von uns bemitleidet werden, dass sie ihr Leben im Moloch fristen müssen, während wir auf dem blühenden Lande residieren dürfen – und die klugen, schrägen und vergoldeten Köpfe anziehen.

Man wird ja noch träumen dürfen.

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