Leitartikel

„Bitte keine Experimente“

Bitte keine Experimente

Bitte keine Experimente

Apenrade/Aabenraa
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Die Aussagen der dänischen Regierungschefin Mette Frederiksen (Soz.), die dänische Gesellschaft könnte eventuell nach Ostern nach dem Stillstand durch die Corona-Krise langsam wieder hochgefahren werden, gefallen vielen Bürgern. Redakteur Volker Heesch mahnt in dieser Situation zur Vorsicht.

Am Montagabend hat Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) nach vielen beunruhigenden Botschaften und ernsten Ermahnungen während der vergangenen Wochen angesichts der Corona-Krise erstmals mitgeteilt, dass es Anlass für leichten Optimismus gebe, dass in Dänemark das drastisch eingeschränkte öffentliche Leben und die Wirtschaft nach Ostern langsam wieder hochgefahren werden können.

Allerdings nur, wenn die gesamte Bevölkerung weiter die unbedingt einzuhaltenden Vorkehrungen befolge, um die Ausbreitung der gefährlichen Viren eindämmen zu können. 

Die Regierungschefin hat erklärt, sie werde mit den Vertretern der Folketingsparteien verhandeln, wie die Wiederöffnung des Landes ablaufen soll. 

Mette Frederiksen und Vertreter der übrigen Parteien haben unterstrichen, dass sie sich strikt an die Ratschläge der Fachleute in den zuständigen staatlichen Behörden und der Wissenschaft halten werden. 

Wie groß der Druck ist, die weitgehende Stilllegung des Landes nicht zu lange andauern zu lassen, unterstreichen Äußerungen von Wirtschaftsverbänden wie Dansk Industri (DI), wo man sich Konzepte wünscht, nicht nur milliardenschwere Hilfspakete, wie verantwortungsvoll und schrittweise eine Rückkehr in die Normalität vor sich gehen kann.

Mette Frederiksen hat klargestellt, dass strikte Disziplin erforderlich ist, um die Corona-Epidemie eindämmen zu können.

Dass bei vielen Bürgern die Geduld offenbar nicht allzu groß ist, zeigt die aktuelle Wiederöffnung der Recyclinghöfe. Da gab es sofort Warteschlangen, obwohl die zuständigen Einrichtungen die Bitte geäußert hatten, es sollten nicht gleich alle auf einmal mit Gerümpel und Grünschnitt anrücken.

So warnten bereits Wissenschaftler vor den Risiken, die mit einer Wiederinbetriebnahme des Landes verbunden sind. Immerhin steigt die Zahl der nachweislich infizierten Personen auch in Dänemark weiter.

So kritisierte der Virologe an der Universität Kopenhagen, Allan Randrup Thomsen, dass die jüngsten Äußerungen der Regierungschefin die Bürger verleiten könnten, bei der Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen nachlässiger zu werden.

Schließlich kann man auch weiter beim Einkauf in Supermärkten Zeitgenossen erleben, die offenbar nicht einmal kapiert haben, was die Markierungen an den Kassen zur Einhaltung eines Sicherheitsabstandes zu bedeuten haben. 

Die Maßnahmen besonders auch im deutsch-dänischen Grenzland mit der weitgehenden Schließung der Grenze sind für viele Bürger bis heute schockierend.

Wohl niemand hatte mit solch einer Entwicklung 100 Jahre nach der Grenzziehung gerechnet, die übrigens seit dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 mit schlechter Versorgungslage auch hierzulande von einer verheerenden Grippe-Epidemie begleitet wurde, die vielen Kindern und Jugendlichen den Tod brachte, als es bereits genug Trauer um die vielen Gefallenen des Weltkriegs gab. 

Nun erschüttert uns eine Epidemie in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung, der unsere Gesellschaft nicht hilflos gegenübersteht. Die aber, wenn sie hoffentlich bald eingedämmt werden kann, auch Anlass sein sollte, die vielleicht mitunter zu selbstsicheren und größenwahnsinnigen Gesellschaften auf den Prüfstand zu stellen.

Vor allem ist es aber wichtig, dass bei den jetzt anstehenden Weichenstellungen keine gefährlichen Experimente vorgenommen werden. 

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