Leitartikel

„Dicke Luft wegen der Dieselpreise“

Dicke Luft wegen der Dieselpreise

Dicke Luft wegen der Dieselpreise

Apenrade/Aabenraa
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Der dänische Staat und Tankstellenbetreiber in Nordschleswig verdienen gut an Diesel-Kunden aus Deutschland. Doch sie sorgen auch für Grenzverkehr und Klimabelastung. Der Regierung stehen schwierige Entscheidungen bevor, wenn Deutschland nun seine Abgaben erhöht, meint Cornelius von Tiedemann.

Die Grenzkontrollen, sie sind auch eine ökologische Frage. Denn seit Dänemark „vorübergehende“ Kontrollen eingeführt hat, stauen sich immer wieder die Autos und auch die Lastwagen vor der Grenze. Gerade jetzt, wo nur noch einige Übergänge offen sind und die Sommerferien laufen, wird das deutlich.

Beim langwierigen Stop-and-go machen nicht alle ihre Motoren aus, und längst nicht alle haben eine verbrauchssparende Start-Stopp-Automatik – im Winter funktioniert die ohnehin oft nicht.

Rund 7.000 Lastwagen fahren jeden Tag allein über die Grenze bei Pattburg. Auch zum Tanken, denn Diesel ist in Dänemark billiger als in Deutschland. Für den dänischen Staat ist das ein richtig gutes Geschäft. Wie „Danmarks Radio“ berichtet, fließt jährlich rund eine Milliarde Kronen aus dem „Grenzhandel“ mit Diesel in die Staatskasse.

Ein gutes Geschäft auch für die Tankstellenbetreiber auf dieser Seite der Grenze – und eines, das für sie und den dänischen Staat bald noch lukrativer werden könnte. Denn in Deutschland werden die Mineralöl-Abgaben zu Neujahr angehoben.
Ein weiterer Anreiz, zum Dieselshoppen nach Dänemark zu kommen. Und eine weitere potenzielle Ursache für Staubildung und Luftverschmutzung im Grenzland. Mit 400 Millionen zusätzlichen Kronen aus Mineralöl-Abgaben rechnet das dänische Steuerministerium laut „DR“ bereits für 2021.

Ein Anstieg des Absatzes um 40 Prozent also wird vorhergesehen. Das bedeutet möglicherweise auch entsprechend, zumindest aber deutlich, mehr Verkehrsaufkommen.

Wir sprechen hier nicht von einer Bagatelle, die sozusagen im Winde verweht. Es geht um einen deutlichen Anstieg der CO2-Belastung in Dänemark – und vor allem in Nordschleswig.

Doch können wir die Welt retten, wenn wir in Dänemark nachziehen und die Abgaben ebenfalls erhöhen?

So leicht ist es nicht. Denn dann wird eben auf der deutschen Seite getankt – und ausgestoßen.

Doch der Grenzhandel mit Diesel würde abflauen und die Lage an den wenigen offenen Grenzübergängen sich ein wenig entspannen. Die Luft bei uns würde weniger dick.

Dicke Luft wird es dann allerdings auf Christiansborg geben – denn traut es sich die Regierung, gegen die Autofahrer, die ohnehin schon teuer besteuert werden, und gegen die Logistikbranche, die ebenfalls auf vielen Fronten zu kämpfen hat, die Abgaben zu erhöhen?

Nach den Sommerferien werden wir es erleben – dann soll eine „grüne Steuerreform“ auf den Tisch.

 

 

 

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