Leitartikel

„Ganze Lösungen“

Ganze Lösungen

Ganze Lösungen

Apenrade/Aabenraa
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Chefredakteur Gwyn Nissen thematisiert in seinem Leitartikel die alten Pläne zur Modernisierung des Bahnverkehrs in Dänemark, die die neue Regierung wieder aus der Schublade holen will.

Es war eine der ganz großen Entscheidungen, als die sozialdemokratische Regierung von Helle Thorning-Schmidt 2013 den Zugfonds ins Leben rief: 28,5 Milliarden Kronen sollten  ins dänische Eisenbahnnetz investiert werden. Doch die Zugnummer erlitt Schiffbruch – bis sie der neue Verkehrsminister Benny Engelbrecht am Montag wieder zum Leben erweckte.

Das größte Problem mit dem Zugfonds waren nicht die Pläne, sondern  die Finanzierung. Denn die Mittel, die dafür reserviert waren, sollten aus Steuereinnahmen vom dänischen Nordseeöl kommen. Doch als die Pläne gereift waren, tauchte der Ölpreis ab, und damit war auch die finanzielle Grundlage  futsch.

Verkehrsminister Benny Engelbrecht macht jetzt einen neuen Anlauf. Das ergibt Sinn, nicht nur, weil es jetzt wieder eine politische Mehrheit für die Bahninvestitionen gibt, sondern auch, weil es unbedingt notwendig ist, das dänische Schienennetz zu modernisieren.

In Dänemark fährt ab und zu noch der Bummelzug, und wenn es richtig schnell geht, geht es immer noch langsamer als in den  fortschrittlichen Ländern, mit denen sich Dänemark vergleicht. Die Zugpläne der Sozialdemokraten und ihrer Unterstützer vom roten Flügel sehen bessere, stabilere und schnellere Zugverbindungen: von Aarhus nach Kopenhagen in zwei statt drei Stunden. Von Nordschleswig in die Hauptstadt 45 Minuten schneller als heute und von  West (Esbjerg) bis Ost (Kopenhagen) in nur zwei Stunden.  Dagegen kann in Dänemark niemand etwas haben.

Zwei wichtige Voraussetzungen sind aber nötig, bevor auf der Bahn überhaupt was läuft: Die Elektrifizierung muss endlich landesweit durchgeführt werden, und auch das Signalsystem muss nach jahrelanger Verspätung eingesetzt werden können.

Dann könnte sogar Benny Engelbrecht einen Bahn-Erfolg verzeichnen. Was er und die neue Regierung nicht vergessen dürfen, ist, dass die  infrastrukturellen Herausforderungen nicht nur bahnbezogen sind.  Ein neues Schienennetz über Fünen ist wichtig, aber noch größer sind die Probleme auf der Autobahn, die Ost und West verbindet. Deshalb muss Benny Engelbrecht ganze Lösungen präsentieren. Denn Teilerfolge bringen uns im Verkehr nicht voran. 

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