Leitartikel
„Der Jubel ist im Lärm untergegangen“
„Der Jubel ist im Lärm untergegangen“
„Der Jubel ist im Lärm untergegangen“
Skrydstrup und Umgebung werden eine Lärmhölle, sagt Chefredakteur Gwyn Nissen und kommt zu dem Schluss: Der F-35 ist schon jetzt ein fataler Fehlschuss.
Die Bürger in Skrydstrup haben sich gefreut, als das Folketing beschloss, in einen neuen Kampfjet zu investieren und diesen in Skrydstrup zu platzieren. Damit waren der Fliegerhorst und Hunderte von Arbeitsplätzen auf Jahre hinaus gesichert. Der kleine Ort lebt seit Jahrzehnten von, mit und für den Militärstandort. Doch die Freude ist schon verstummt und zwar in einem ohrenbetäubenden Lärm – der noch nicht einmal da ist.
Skrydstrup und der Fliegerhorst haben eine enge Beziehung. Schon heute ist die Lärmbelastung höher, als sie eigentlich sein sollte und dürfte. Aber die Bürger in der 1.100-Seelen-Gemeinde leben mit dem Lärm – weil sie davon leben.
Nun wird der altgediente Kampfjet F-16 nach 40 Jahren ersetzt. Die F-35 soll ab 2023 eingesetzt werden. Alles ist gut, sollte man meinen. Doch bereits kurz nach der Entscheidung wurden im Herzen Nordschleswigs Bedenken laut: Der neue Kampfjet lärmt und zwar nicht nur ein wenig mehr, sondern bedeutend mehr.
Wie viel mehr und wo im Ort dies ein Problem wird, das musste förmlich aus den Militärs rausgezogen werden. Die Heimlichtuerei machte die Bürger nur noch skeptischer, und in dieser Woche wurden schließlich die schlimmsten Befürchtungen wahr: Skrydstrup und Umgebung wird eine Lärmhölle. So deutlich muss man es sagen: Über 600 Häuser werden betroffen sein – bisher waren es 40.
Verständlich, dass die Leitung der Luftwaffe diese Zahlen viel zu lange verdeckt hielt, denn es ist ein riesiges Problem, und bei dem bisherigen Vorgang zweifeln die Einwohner, ob es überhaupt den Willen und das Geld gibt, um diese Herausforderung zu lösen. Sogar die Politiker sind von dem Ausmaß dieser Lärmhölle überrascht. Doch gerade von ihnen hätte man erwarten können, dass sie sich vorher darüber schlaugemacht hätten.
Ein Besuch in Nordamerika – so wie es ein Fernsehteam von Danmarks Radio machte – hätte gereicht, um festzustellen, dass der F-35 zwar Arbeitsplätze schafft und eine gute Kriegswaffe ist. Gleichzeitig hat der Kampfjet aber auch ganze benachbarte Dörfer unbewohnbar gemacht.
Die Landespolitiker haben dem nordschleswigschen Dorf mit dem Kauf des F-35 nichts Gutes getan. Eine glückliche Scheidung kann es nicht geben – zu viele Arbeitsplätze hängen an dem Fliegerhorst. Doch die Frage ist, ob Skrydstrup überhaupt noch glücklich Seite an Seite mit dem Fliegerhorst leben kann. Der F-35 ist schon jetzt ein fataler Fehlschuss.