Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag, 8. Mai 2022“

Das Wort zum Sonntag, 8. Mai 2022

Das Wort zum Sonntag, 8. Mai 2022

Anke Krauskopf
Anke Krauskopf
Nordschleswig
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Das Wort zum Sonntag, 8. Mai 2022, von Anke Krauskopf, Pastorin in Apenrade

Der Mai ist gekommen, und am 2. Sonntag im Mai ist Muttertag.  In der katholischen Kirche ist der Mai sogar ein Marienmonat, während wir Evangelischen im Mai – wenigstens bis Himmelfahrt – noch mit Osterfreude beschäftigt sind, wo Maria, die Mutter von Jesus, erstaunlicherweise nicht die große Rolle spielt. Sie steht zwar trauernd unter dem Kreuz, gehört aber nicht zu den ersten Osterzeuginnen am Grab.

Dennoch hat Maria auch in der evangelischen Kirche ihre besondere Bedeutung, ohne dass man sie auf ihre Rolle als demütige Magd, Leidende unter dem Kreuz, Trauernde und gleichzeitig Himmelskönigin festlegt.

Ich wünsche mir ein anderes Bild von Maria. Eines, mit dem sich Frauen/Mütter durchaus identifizieren können. In der Bibel begegnet uns Maria zuerst als junge Frau, die ein Kind erwartet und in freudiger Anspannung lebt. Wir erleben sie besorgt, als der 12-jährige Jesus auf der Pilgerreise verlorengeht, und sie schimpft mit ihm. Sie ist gekränkt und ratlos, dass Jesus sie nicht sehen will, obwohl sie ihm extra hinterhergereist ist.

Bei der Hochzeit zu Kana will Maria auch stolz sein auf ihren Sohn und vielleicht auch ein bisschen mit ihm angeben. Und wieder weist er sie schroff und nicht gerade liebevoll zurück. Marias Ausharren unter dem Kreuz schließlich steht auch für die vielen Leiden der Mütter um ihre Kinder bis heute, egal um was es dabei geht und egal wie alt jemand ist. Mutter bleibt Mutter.

Maria gilt als Urbild der fürsorglichen Mutter und als Mutter Gottes eben auch als Mutter der Menschen, zu der auf katholischer Seite gebetet wird. Soweit mag ich dann doch nicht mitgehen, zumal diese religiöse Mutterverehrung dann ja bei den Nazis verweltlicht wurde und schlimme Blüten trieb.

Den Muttertag gibt es aber immer noch, und schön daran finde ich, dass es einen Tag im Jahr gibt, der Anstoß des Nachdenkens oder Beschenkens oder Versöhnens sein kann.

Viele Mütter sagen zwar: Eigentlich sollte doch jeder Tag Muttertag sein. Klar, aber trotzdem ist ein bestimmter festgesetzter Tag mitunter eine Hilfe dafür.

Deshalb denken wir heute an alle Mütter und Großmütter, aber auch an alle Töchter, Kinder und Kindeskinder, dass sie nicht aufhören, sich gegenseitig ihre Wertschätzung zu zeigen.

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