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Resozialisierungskollektiv wird geschlossen

Resozialisierungskollektiv wird geschlossen

Resozialisierungskollektiv wird geschlossen

Apenrade/Aabenraa
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Wegen Corona und wegen Schimmelpilzverdachts ist das Halfway House seit geraumer Zeit geschlossen und wird auch nicht wieder geöffnet. Das hat der Ausschuss für Soziales und Gesundheit beschlossen. Foto: Karin Riggelsen

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Zum einen haben sich die Anforderungen und die Nachfrage geändert, zum anderen besteht Schimmelpilzverdacht.

Für Erwachsene, die erfolgreich einen Suchtentzug hinter sich gebracht haben, aber noch nicht in der Lage sind, einen strukturierten Alltag ohne Drogen oder Alkohol selbstständig gestalten zu können, bestand über viele Jahre in Apenrade die Möglichkeit, für einen begrenzten Zeitraum eine kleine Wohnung in einer Art Resozialisierungskollektiv zu beziehen. Das sogenannte Halfway House wird nun geschlossen. Mit dem Corona-Shutdown wurde auch das Resozialisierungsangebot vorerst eingestellt. Es wird allerdings auch nicht wieder geöffnet, auch wenn es die Lockerungen zulassen würden.

Das hat der Sozial- und Gesundheitsausschuss der Kommune Apenrade auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen.

Mehrere Faktoren

Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen haben sich die Anforderungen in den vergangenen Jahren stark verändert. Wer einen Drogen- oder Alkoholentzug hinter sich gebracht hat, hat in der Regel weitere Herausforderungen kognitiver oder psychischer Art. Es ist also nicht nur damit getan, ihnen eine gesunde Struktur in der Lebensgestaltung zu vermitteln.

Es sind viel umfassendere Maßnahmen nötig, die in einem solchen Wohnheim nicht geleistet werden können. Die Nachfrage nach dem Angebot ist deshalb auch in den vergangenen Jahren immer geringer geworden. 2018 wurden hier noch 15 Bürger betreut, 2019 waren es nur noch 12 und 2020 sogar nur 3, dann kam Corona.

Im Halfway House konnten Menschen nach erfolgreichem Suchtentzug – fern von ihrem alten Milieu und alten Gewohnheiten – einen strukturierten Alltag ohne Drogen oder Alkohol lernen. In der Regel dauerte der „Ausschleusungsprozess“ vier bis sechs Monate. Foto: Karin Riggelsen

Hinzu kommt Schimmelpilzverdacht

Zum anderen ist neuerdings Schimmelpilzverdacht entstanden. „Wir können keine Bürger in Wohnungen mit Schimmelpilz einziehen lassen. Das kommt gar nicht infrage“, betont Ausschussvorsitzender Karsten Meyer Olesen (Soz.).

Ein Relikt des Amtes

Das Halfway House wurde seinerzeit vom Amt Nordschleswig gegründet und nach der Kommunalreform 2007 zunächst als Gemeinschaftsangebot aller vier nordschleswigschen Kommunen weitergeführt. Seit 2009 betreibt die Kommune Apenrade das Haus allein.

Das Wohnheim befindet sich in gemieteten Räumlichkeiten. Das Problem ist allerdings, dass die Kommune Apenrade seinerzeit einen langfristigen Mietvertrag abgeschlossen hat, der erst zum 1. Dezember 2025 ausläuft.

Langfristiger Vertrag

„So lange müssten wir noch die Miete zahlen. Dazu sind wir verpflichtet. Es sei denn, der Schimmelpilz bedeutet, dass wir früher aus dem Vertrag herauskommen oder zumindest eine Mietminderung erzielen können“, sagt Meyer Olesen.

Mit dem Halfway House sind anderthalb Ganztagsstellen verknüpft. Die Mitarbeiter müssen aber nicht befürchten, bei Schließung arbeitslos zu werden.

Keine Kündigungen

Seit der coronabedingten Schließung des Resozialisierungskollektivs arbeiten sie bereits in der kommunalen Suchtberatungsstelle (Misbrugscenter) an der Reberbanen mit. Diese Disposition hat sich bewährt, zumal dort – nicht nur wegen der Corona-Auflagen – mehr Hände benötigt werden.

Potenzielle Nutzer des Halfway-Angebots werden künftig an die ambulante Suchtberatungsstelle verwiesen.

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