Deutsche Minderheit

Ilse Friis: „Eine unerwartete und unerklärliche Würdigung“

Ilse Friis: „Eine unerwartete und unerklärliche Würdigung“

Ilse Friis: „Eine unerwartete und unerklärliche Würdigung“

Sonderburg/Sønderborg
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Der deutsche Botschafter übergibt Ilse Friis die Anerkennung. Foto: Karin Riggelsen

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Für ihr jahrzehntelanges, erfolgreiches Engagement wurde Ilse Friis am Donnerstagnachmittag mit dem „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ ausgezeichnet.

„Ich fühle mich sehr geehrt, aber nehme diese Auszeichnung nur stellvertretend für alle Engagierten an“, ließ die Frau der Stunde bescheiden verlauten, nachdem die ersten anerkennenden Worte an sie gerichtet worden waren.

Am Donnerstagnachmittag wurde Ilse Friis im Deutschen Museum Sonderburg das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ verliehen. Die Anerkennung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überbrachte der Deutsche Botschafter Pascal Hector, der ihr die Anerkennung behutsam an ihr Jackett steckte und die Worte des Bundespräsidenten verlas. Gemeinsam mit Hinrich Jürgensen, dem Hauptvorsitzenden des Bundes Deutscher Nordschleswiger, gestaltete der Botschafter die Übergabe des Ordens.

 Ich nehme dies als Motivation, meine Arbeit weiterzuführen.

Ilse Friis
Ausgezeichnet wurde Ilse Friis für ihr jahrzehntelanges Engagement in der deutschen Minderheit und dem Grenzland. Foto: Karin Riggelsen

Motivation zum Weitermachen

Dass Ilse Friis sich diese Anerkennung redlich verdient hat – davon sind nicht zuletzt die beiden Laudatoren überzeugt, die mit ihren Worten Friis’ jahrelangen Einsatz für die deutsche Minderheit, insbesondere auf politischem Boden und auf Bildungsebene, würdigten. 

Diese Ehrung sei für sie „unerwartet und unerklärlich“, erklärte Friis, wobei ihr die Rührung und das Bewusstsein über die Besonderheit dieser Ehre während der gesamten Prozedur anzumerken waren. Die Anerkennung nehme sie gerne stellvertretend für alle Mitwirkenden und engagierten Menschen in der Minderheit an, erklärte sie in ihrer Dankesrede. „Ich sehe es als Gemeinschaftsprojekt. Solche Dinge kann man nicht alleine schaffen.“

Doch es ist nicht etwa so, dass Ilse Friis sich jetzt nach getaner Arbeit und erlangtem Prestige in die Passivität zurückzieht. „Ich nehme dies als Motivation, meine Arbeit weiterzuführen“, versprach sie lachend.

In ihrer Dankesrede betonte Ilse Friis, sie nehme den Verdienstorden als Stellvertreterin an. Foto: Karin Riggelsen

Entwicklungen miterlebt und mitgeprägt

Der aus Kopenhagen angereiste Botschafter hielt die erste Ansprache. Die in vielen Bereichen engagierte Nordschleswigerin habe die Prozesse im Grenzland der vergangenen Jahrzehnte nicht nur miterlebt, sondern in hohem Maße mitgeprägt und den positiven Wandel unermüdlich mitgestaltet, hielt Hector anerkennend fest.

Auch die Neugestaltung des Deutschen Museums, für welche sie als Vorsitzende des Trägervereins Deutsches Museum Nordschleswig die Fäden in der Hand hielt und einen Großteil der Verantwortung trug, sei dank ihres Einsatzes hervorragend gelungen. Hector erkannte Friis vielfältige Leistungen an – auch im Bereich der Erinnerungskultur, die sie als ehrenamtliche Historikerin nicht zuletzt mit den von ihr recherchierten Biografien von Frauenschicksalen aus der Nazi-Zeit geprägt hat.

Während des offiziellen Teils gab es Grund genug für Ilse Friis, mit einem Glas Sekt anzustoßen. Foto: Karin Riggelsen

Hinrich Jürgensen schloss sich den Worten seines Vorredners an und hob hervor, dass sie mit ihrem Einsatz das Deutsche Museum Nordschleswig zum Aushängeschild gemacht habe. Ihr sei es zu verdanken, dass die Neueröffnung nach den Umbauten pünktlich zu den Feierlichkeiten zur 100-jährigen Grenzziehung stattfinden konnte. Zur feierlichen Wiedereröffnung 2020 waren Königin Margrethe und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angereist. Und so sei es doch sehr passend, so Jürgensen, dass die Verleihung des Ordens auf das geschichtlich bedeutsame Datum des 18. April, dem Tag der entscheidenden Schlacht im deutsch-dänischen Krieg von 1864 bei Düppel (Dybbøl), falle.

Der Moment, auf den alle gewartet haben: Ilse Friis bekommt den Verdienstorden angesteckt. Foto: Karin Riggelsen

In vertrauter Runde

Den Abend ließ Friis mit einem gemütlichen Familienessen in vertrauter Runde ausklingen, wie sie dem „Nordschleswiger“ an diesem Nachmittag zu einem Zeitpunkt erzählte, als der Orden erst seit wenigen Minuten ihr Jackett kleidete. Denn neben den geladenen Gästen waren auch Friis’ Schwester, ihre Schwägerin und ihr Schwager sowie ihr Sohn angereist, um dem besonderen Ereignis beizuwohnen. 

Nun muss die frischgebackene Ordensträgerin das Erlebte wohl erst einmal ein wenig sacken lassen – erfuhr sie doch erst vor gut zwei Wochen, welch großes Event ihr bevorstand, wie sie dem „Nordschleswiger“ erzählte.


 

Familie und geladene Freunde waren gekommen, um Ilse Friis zu ehren. Foto: Karin Riggelsen
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