Kommunalpolitik

Das Fischfilet inspirierte zur Politik-Poesie

Das Fischfilet inspirierte zur Politik-Poesie

Das Fischfilet inspirierte zur Politik-Poesie

Apenrade/Aabenraa
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Ein überdimensionales, über drei Meter langes Fischfilet könnte bald die Hauswand des Apenrader Antiquitätenladens an der Ecke Nørreport/Kilegaard zieren. Foto: Kommune Apenrade

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Wenn eine Aufgabe von Kunst ist zu provozieren, dann hat Torben Ribe mit seinem Projekt für das Apenrader Nørreport-Viertel das schon geschafft, obwohl es die dreidimensionale Fischfilet-Skulptur bislang nur als Entwurf gibt.

Der US-amerikanische Musiker und Künstler Marilyn Manson hat in einem „Spiegel“-Interview vor Jahren mal gesagt: „Ein Künstler, der nicht provoziert, wird unsichtbar. Kunst, die keine starken Reaktionen auslöst, hat keinen Wert.“

Die Fischfilet-Skulptur des Künstlers Torben Ribe aus Vordingborg existiert zwar bislang nur als Entwurf, und doch hat sein Vorhaben für das Apenrader Nørreport-Viertel es schon in die internationalen Medien geschafft. „Der Nordschleswiger“ berichtete.

Auf seiner Februar-Sitzung sollte der Apenrader Stadtrat eigentlich nur 1,2 Millionen Kronen für das Kunstprojekt freigeben und nicht über die einzelnen Kunstwerke entscheiden.

Kunst darf provozieren

„Ich habe eigentlich keinen Kunstverstand, aber das Fischfilet gefällt mir inzwischen richtig gut. Ich bin mir sicher, dass dieses Kunstwerk das Publikum anzieht. Das Fischfilet provoziert und regt zur Diskussion an. Das ist doch auch eine der Aufgaben von Kunst. Wir haben die Auswahl der Kunstwerke dem Kunstrat Apenrade und den Vertretern des Nørreport-Viertels überlassen, und dann müssen wir ihrer Wahl auch vertrauen“, formulierte es Venstre-Mann Philip Tietje.

So sah es auch das Gros des Apenrader Stadtrates.

Selbst Jan Køpke Christensen von den rechtskonservativen Neuen Bürgerlichen sah es so, obwohl er „grundsätzlich“ der Meinung sei, wie er betonte, „dass öffentliches Geld für andere Dinge besser und sinnvoller ausgegeben“ werden sollte als für Kunst im Allgemeinen und dreidimensionale Fischfilets aus Epoxy im Besonderen.

Abstimmung verlangt

Sozialdemokrat und Unternehmer Christian Panbo, selbst ein ausgewiesener Kunstsammler mit eigenem Kunstmuseum, forderte indes eine Abstimmung. Nur er selbst und der Venstre-Abgeordnete Jens Wistoft votierten dagegen, die versprochenen 1,2 Millionen Kronen für das Kunstprojekt im Zuge der Stadtsanierung frei zu geben. Insgesamt belaufen sich die Kosten für insgesamt sieben Kunstwerke auf 3,8 Millionen Kronen. Die restlichen Mittel kommen von so angesehenen Stiftungen wie „Den Jyske Kunstfond“ und „Statens Kunstfond“ sowie dem „BHJ-Fond“.

Während Wistoft keine Begründung mitlieferte, so war es Panbo ein Anliegen, seine Beweggründe den Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat sowie dem Publikum im Saal und daheim an den Devices – Computer, Smartphones und Tablets – vorzutragen.

Er hatte offensichtlich über seine Antipathie gegen das Kunstwerk seine poetische Ader entdeckt und seine Begründung steht jetzt in Gedichtform im Protokoll unter dem Tagesordnungspunkt 54:

„Idemagernes ophæng på byens gavle og mure,
slet ikke mig huer.

Måske lader sig narre af fup og fidus.
For det giver jeg ikke en snus.

Nogle fisker i rørte vande længe.
Men det er jo heller ikke deres penge.“

Frei übersetzt heißt es in etwa auf Deutsch:

„Die Werke der Ideengeber auf Giebeln und Gemäuer
sind mir nicht geheuer.

Ich lasse mich nicht nasführen
dafür gebe ich keine Gebühren.

Einige fischen lange in rauer See
aber es ist ja auch nicht ihr Portemonnaie.“

Erlaubt sei hier vielleicht die Feststellung: Nicht alles, was sich reimt, ist Poesie. Und nicht alles, was man an die Wand hängt, ist Kunst.

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