Lebenshaltungskosten

Deshalb sind die Energiepreise derzeit so hoch

Deshalb sind die Energiepreise derzeit so hoch

Deshalb sind die Energiepreise derzeit so hoch

Apenrade/Aabenraa
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Die Strompreise haben zuletzt stark angezogen. Foto: Energinet

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Zuletzt sind die Preise für Strom, Öl, Gas und Benzin besonders stark gestiegen. Die Hintergründe hierfür sind vielschichtig.

Eine Kombination aus verschiedenen Faktoren wird als Ursache für die momentan markant gestiegenen Energiepreise angesehen. Vor allem die Strom- und Gaspreise sind betroffen, aber auch Benzin ist deutlich teurer geworden. Allerdings gibt es regional Unterschiede, die sowohl mit der Energieform als auch mit der Einkaufspolitik des Energielieferanten zu tun haben.

Der Anstieg bei den Strompreisen fällt auch deshalb so spürbar aus, weil Strom im Frühjahr 2020 besonders günstig zu beziehen war. Die Hauptursache für die steigenden Strompreise sieht Dansk Energi darin, dass sich der Preis für fossiles Naturgas seit dem vergangenen Herbst mehr als verzehnfacht hat.

Um so viel steigen die Stromkosten

Zu Beginn des Jahres 2022 rechnet Dansk Energi mit einem Durchschnittspreis von 90 Öre pro Kilowattstunde. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres lag er jedoch bei nur 36 Öre. Damit ist der Preis innerhalb eines Jahres um 148 Prozent gestiegen. Dennoch fallen die erwarteten Preise zu Jahresbeginn niedriger aus als die De-factoPreise im Dezember 2021, als eine Kilowattstunde Strom 142 Öre kostete.

Der Strompreis setzt sich jedoch aus einer ganzen Reihe von Komponenten zusammen, von denen der kommerzielle Preis nur 11 Prozent ausmacht. Das heißt, dass nur 11 Prozent des Strompreises direkt von Angebot und Nachfrage abhängen. Der Rest sind vor allem Abgaben und Steuern.

In einer Modellrechnung erwartet Dansk Energi deshalb eine Steigerung der Stromkosten um 30 Prozent für einen Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden. Für eine alleinstehende Person geht Dansk Energi von einem Verbrauch von 1.500 Kilowattstunden im Jahr aus, was entsprechend zu Mehrkosten von 27 Prozent oder 300 Kronen führt.

Quelle: Dansk Energi, dr.dk

Stromvariante mit den höchsten Produktionskosten definiert Marktpreis

Dies hängt damit zusammen, wie der Strommarkt grundsätzlich funktioniert: Die Stromvariante mit den höchsten Produktionskosten bestimmt den Preis für Strom, der am internationalen Markt angeboten wird. Ist ein Stromerzeuger beispielsweise von einem kostenintensiven Gaswerk abhängig, dann bestimmen diese Produktionskosten den Preis am Strommarkt.

Ein weiterer Aspekt ist die Lagerhaltung. Normalerweise können die europäischen Länder auf große Mengen an Naturgas zurückgreifen, wenn die Weltmarktpreise stark ansteigen und der Verbrauch über den Winter hin zunimmt. Doch aktuell sind die Lager bereits zur Hälfte geleert, da die Nachfrage nach Naturgas über den vergangenen Sommer hinweg ungewöhnlich hoch ausfiel. Gleichzeitig hat Russland seine Gaslieferungen nach Europa gedrosselt.

So viel Gas bezieht Dänemark aus Russland

Dänemark hat nach Angaben von „Danmarks Radio“ im Jahr 2017 1,8 Milliarden Kubikmeter Naturgas von der russischen Energiegesellschaft Gazprom importiert. Allerdings deckt Dänemark seinen gesamten Gasbedarf durch Eigenproduktion in der Nordsee.

Dass Dänemark dennoch Gas aus Russland importiert, ist einer unkündbaren Vereinbarung aus dem Jahr 2006 geschuldet, mit der eine langfristige Versorgung zu einem Zeitpunkt sichergestellt werden sollte, zu dem man noch damit rechnete, dass Gaskraftwerke auch auf längere Sicht einen wesentlichen Bestandteil in der Strom- und Wärmeversorgung ausmachen würden.

Quelle: dr.dk

Naturgas am stärksten gestiegen

Deswegen werden Verbraucherinnen und Verbraucher, die mit Naturgas heizen, stärker von den Preissteigerungen betroffen als diejenigen, die ihr Haus oder ihre Wohnung mit einer stromgetriebenen Wärmepumpe oder durch auf Wärmepumpen oder regenerativen Energiequellen basierender Fernwärme heizen.

Im vergangenen Jahr ist der Preis für Naturgas nämlich doppelt so stark wie der Strompreis gestiegen. Zudem sind Wärmepumpen wesentlich energieeffektiver als Naturgasöfen, was den Wettbewerbsvorteil zugunsten von Strom vergrößert hat.

Wirtschaftskraft und CO2-Preise weitere Faktoren

Zudem ist die Wirtschaft nach dem ersten Jahr mit Corona wieder recht zügig in Schwung gekommen. Dies hat zu einem höheren Energieverbrauch als zunächst angenommen geführt. Ein Umstand, auf den die Energiemärkte nicht schnell genug reagieren konnten.

Ein weiterer Faktor sind die steigenden CO2-Preise. Kostete eine Tonne Kohlendioxid im Jahre 2017 noch 8 Euro, stieg der Preis zuletzt um das Zehnfache auf 80 Euro pro Tonne. Hintergrund für diese Entwicklung ist das Herausnehmen überschüssiger CO2-Quoten aus dem Markt durch die gemeinsame EU-Klimapolitik.

Um so viel steigen die Heizkosten

Die jüngsten Steigerungen der Naturgas- und Strompreise führen auch zu höheren Heizkosten. Dansk Energi rechnet für Haushalte mit Naturgasofen mit Mehrausgaben in Höhe von bis zu 4.800 Kronen im Vergleich zum Jahr 2020. Sorgt stattdessen eine strombetriebene Wärmepumpe für das Beheizen der heimischen Räume, erwartet Dansk Energi eine um 1.780 Kronen höhere Rechnung.

Quelle: Dansk Energi

Auch das Klima spielt eine Rolle

Zu alldem kommen auch noch klimatische Verhältnisse hinzu. So hat es weniger Niederschlag als üblich gegeben. Dadurch sind die Wasserauffangbecken, die zur Erzeugung von elektrischer Energie verwendet werden, nicht so sehr mit Wasser gefüllt, wie dies normalerweise der Fall ist. Im vergangenen September fiel der Füllstand in Norwegen laut Energi Norge 15 Prozent niedriger aus als üblich. Dadurch konnte weniger Strom durch Wasserkraft erzeugt werden.

Ergänzend kommt weniger Wind während des vergangenen Herbstes im nördlichen Teil Europas als erschwerender Faktor hinzu. Dies hat zum Fehlen von preiswertem Strom aus Windrädern geführt. An seine Stelle sind fossile Energiequellen wie Kohle, Öl und Gas getreten.

So viel mehr müssen Besitzer von Benzin- und Elektroautos zahlen

Auch Autofahrerinnen und -fahrer sind von Preissteigerungen betroffen, und zwar unabhängig davon, ob sie einen Verbrenner oder ein Elektroauto fahren. Dansk Energi geht von Mehrkosten von 240 bis 350 Kronen pro Quartal aus. Der größte Unterschied ergibt sich durch die Größe des Autos: Fahrer eines kleineren Wagens, der mit Benzin angetrieben wird, müssen jeden Monat 1.200 Kronen tiefer in die Tasche greifen als Fahrer eines Elektroautos.

Quelle: Dansk Energi

Fallende Preise erwartet

Es gibt allerdings auch Lichtblicke. So meint der Verband Dansk Energi, dass die Preise an den Terminmärkten, an denen die großen Energieanbieter einkaufen, gegen Ende des Winters wieder fallen werden und zudem in den kommenden Jahren weiter zurückgehen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Strom in Zukunft vor allem aus nachhaltigen Erzeugungsformen gewonnen wird.

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