Deutsche Büchereien

Neue Mitarbeiterin mit fünf Sprachen im Gepäck

Neue Mitarbeiterin mit fünf Sprachen im Gepäck

Neue Mitarbeiterin mit fünf Sprachen im Gepäck

Nele Dauelsberg
Apenrade/Aabenraa
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Die neue Bibliothekarin der deutschen Bücherei in Apenrade findet, dass die Bücherbusse eine schöne Idee sind. Sie hat sogar ihre Bachelorarbeit über sie geschrieben. Foto: Nele Dauelsberg

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Irina B. verfolgt ihre Leidenschaft. Die neue Bibliothekarin der deutschen Zentralbücherei in Apenrade ist Quereinsteigerin und erzählt ihre einzigartige Geschichte.

Studium, zwei Kinder und eine Aushilfsstelle in der Deutschen Bücherei Sonderburg – all das brachte die Deutsche Irina B. die vergangenen drei Jahre unter einen Hut. Nun hat sie ihren Bachelor in Bibliothekswissenschaft und Wissensvermittlung in der Tasche und arbeitet als Vollzeit-Bibliothekarin bei den Deutschen Büchereien Nordschleswig.

„Ich freue mich auf die Zeit in der Zentralbücherei und die vielen neuen Herausforderungen“, erzählt Irina glücklich. Sie bringt viele Ideen und Erfahrungen mit in die neue Arbeit und ist gespannt auf die kommenden Jahre.

Vom Gast zur Mitarbeiterin

„Ich war einfach so häufig in der Bücherei, dass ich irgendwann angesprochen wurde, ob ich nicht auch anfangen möchte, dort zu arbeiten“, erzählt Irina. So kam es dazu, dass die zweifache Mutter und ehemalige Betriebswirtin eine neue Richtung in ihrer Karriere einschlug.

„Irgendwann sagte Claudia (Knauer, Büchereidirektorin der Deutschen Büchereien Nordschleswig, Red.) ich könnte ja noch einmal studieren und danach eventuell Bibliothekarin hier werden.“ So kam es dazu, dass sie noch ein zweites Mal Hörsaal-Luft schnupperte.

Bücher- und Lese-Begeisterung scheint Irina im Blut zu liegen: Ihre Mutter arbeitet auch in einer Bücherei und ihre Schwester in einer Buchhandlung. Foto: Nele Dauelsberg

„Dieses Mal habe ich etwas studiert, das mir auch wirklich Spaß gemacht und mich interessiert hat!“, erzählt Irina froh. Als sie sich für die Stelle als Bibliothekarin in der Zentralbibliothek offiziell beworben hat, war sie nervös.

„Ich habe mir viel Gedanken um meine Bewerbung gemacht, mir alle Anforderungen genau durchgelesen und mir Mühe gegeben. Nur weil ich mit Claudia vorher schon gesprochen hatte, hieß das nicht, dass ich die Stelle auch automatisch bekomme.“

Ihre Bewerbung scheint überzeugt zu haben, denn seit Anfang August ist sie offiziell als die neue Bibliothekarin der Zentralbücherei in Apenrade angestellt.

Ihr Leben im Grenzland

Schon bevor sie nach Nordschleswig gezogen ist, verbrachte sie lange Zeit in Grenzländern. Nach ihrem Studium zog sie nach Bayern an die österreichische Grenze und danach nach Nordrhein-Westfalen in die Nähe von den Niederlanden.

„Als ich in NRW gewohnt habe, sprachen alle meine Nachbarn niederländisch. Das liebe ich ja: von neuen Sprachen und Kulturen umgeben zu sein“, erzählt die Bibliothekarin. Sie selbst spricht mit Belarussisch, Russisch, Deutsch, Englisch und Dänisch fünf verschiedene Sprachen und sieht das als Grund, weshalb sie letztendlich auch nach Dänemark gezogen ist.

 

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Irina B.

„Mein Mann ist Arzt und hier in Dänemark wurden gerade welche gesucht. Als er mich dann gefragt hat, ob wir hier herziehen wollen, habe ich nicht gezögert. Ich glaube, wenn man so viel von Kulturen und Sprachen mitbekommt wie ich, ist man dem Ganzen viel aufgeschlossener.“

Die Hürden des Lebens

Obwohl Irina jetzt einen neuen Beruf hat, der ihr sehr gefällt, war es nicht immer so einfach. Sie ist in der DDR groß geworden und erzählt: „Es hieß immer, dass der Osten die Zukunft sei. Also habe ich einen Magister in Betriebswirtschaftslehre und Osteuropa gemacht. Als sich dann die Grenze geöffnet hat, stellte sich heraus, dass der Osten doch nicht so gefragt war.“

Hinzu kam, dass sie mit ihrem osteuropäisch klingenden Nachnamen immer wieder Probleme bei Bewerbungen hatte. Um starken Vorurteilen entgegenzuwirken, musste sie immer wieder bei Unternehmen anrufen und nachfragen, ob ihre Bewerbung angekommen ist. Das tat sie nur, damit diese wissen, dass Hochdeutsch ihre Muttersprache ist.

Seit 2010 lebt Irina B. bereits mit ihrem Mann in Dänemark. In der Zeit sind auch ihre beiden Kinder geboren. Foto: Nele Dauelsberg

„Dann bin ich später offizielle Übersetzerin für Russisch geworden. Doch als mein Mann und ich nach Nordrhein-Westfalen gezogen sind, hat mir der zuständige Beamte das Zertifikat einfach aberkannt.“

Mit solchen Problemen hat Irina häufiger zu kämpfen, doch sie bleibt positiv: „Ich bin niemand, der sich davon unterkriegen lässt. Ich finde, man braucht gelegentlich schwierige Zeiten, damit man lernt damit umzugehen und ruhig zu bleiben.“

Frischer Wind für die deutschen Büchereien

Irina freut sich schon auf ihre neue Stelle und alle kommenden Herausforderungen. Sie plant, viel mit Menschen im Austausch zu stehen und sie zu fragen, was sie sich von der Bücherei wünschen.

„Wir sind anders als Google. Google zeigt dir die Informationen, die Google will. Wir zeigen dir die Informationen, die du willst“, erklärt die Bibliothekarin. Sie genießt die neue Arbeit mit den Büchern sowie den Besucherinnen und Besuchern.

„Ich hoffe, dass wir in Zukunft aus der Bücherei noch mehr machen können, als sie sowieso schon ist“, so Irina, die gespannt auf die Zusammenarbeit mit ihren neuen Kolleginnen und Kollegen ist.

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