Deutsche Minderheit

Möchte die Nachschule auf Kurs halten: Jørn Warm wird 60

Möchte die Nachschule auf Kurs halten: Jørn Warm wird 60

Möchte die Nachschule auf Kurs halten: Jørn Warm wird 60

Tingleff/Tinglev
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Nachschulleiter Jørn Warm feiert am 16. Juni runden Geburtstag. Foto: Kjeld Thomsen

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Er hat der Deutschen Nachschule Tingleff seit dem Amtsantritt 2006 als Leiter seinen Stempel aufgedrückt, hat sie mitgestaltet und mitgeprägt. Am Freitag, 16. Juni, vollendet Jørn Warm das 60. Lebensjahr.

Er wird auch am 16. Juni Dienst an der Nachschule machen. Dass er an dem Tag den 60. Geburtstag hat, hält Jørn Warm nicht davon ab, in die Wirkungsstätte zu gehen, die er seit 2006 leitet.

Er wolle es sich nicht nehmen lassen, das Ereignis mit den Kolleginnen und Kollegen zu teilen, sind sie für ihn doch nicht nur geschätzte Mitarbeitende, sondern auch wichtige Weggefährten, so Warm beim Interview in seinem Büro am Grønnevej. Er hält große Stücke auf die Belegschaft, zu der auch Ehefrau Karin gehört.

„Alle haben einen großen Anteil daran, dass es bei uns gut läuft und wir eine gefragte Einrichtung sind“, sagt der Nachschulleiter.

Guten Ruf bei Eltern

Er stuft die Stimmung an der Schule und das kollegiale Miteinander als positiv ein. „Das wird uns auch immer wieder von Eltern zurückgemeldet. Es ist etwas, das wir uns erarbeitet haben“, so der bald 60-Jährige.

In Tingleff und Quars (Kværs) als Sohn eines Lehrers im Dienste des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig aufgewachsen, zog Jørn Warm für ein Ingenieursstudium in den Raum Kopenhagen. Zur Jahrtausendwende kehrte er nach Nordschleswig zurück, und nach einem Gastspiel als Lehrer an der Nachschule Fröslee (Frøslev) übernahm er schließlich die Leitung des deutschen Pendants in Tingleff.

Wieder mittendrin in der Minderheit 

Das machte zwangsläufig etwas mit der Minderheitenzugehörigkeit. „Natürlich. Das Verhältnis ist wieder extrem eng geworden, fast wie früher, wobei es damals zwangsweise war und man es nicht selbst bestimmte, sondern über die Eltern dazugehörte. Es wurde dann eine bewusste Wahl, wieder zurückzukehren und Teil der Volksgruppe zu sein“, so Warm zu seinem Minderheiten-Comeback, über das er rückblickend froh ist.

„Auch wegen der Kinder. Sie haben von den Qualitäten und Möglichkeiten in der Volksgruppe profitiert, haben an der deutschen Schule in Gravenstein, am deutschen Gymnasium und auch hier an der Nachschule wertvollen Input bekommen“, so der Vater zweier erwachsener Kinder – Sohn Jens und Tochter Anna.

Wie der Papa machten die Kinder ihr Abitur am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig. Beide studieren in Kopenhagen. Jens (27) ist angehender Arzt, Anna (25) studiert Tiermedizin.

Nachschulkultur ein hohes Gut

Jørn Warm schätzt seine Arbeit und die Freiheiten, die eingeräumt wurden, um die Schule zu entwickeln.

„Wir haben eine kleine Oase geschaffen, in der sich die allermeisten wohlfühlen, und wo es eine familiäre Atmosphäre gibt und wir uns weiterentwickeln“, so Warm, der auf das dänische Nachschulwesen große Stücke hält.

Die dänische Nachschulkultur in den Mittelpunkt setzen und mit deutscher Kultur und Sprache kombinieren, darin sah und sieht er eine Hauptaufgabe. „Ich finde, es ist ganz gut umgesetzt worden. Unsere deutschen Schülerinnen und Schüler schätzen diese Nachschulkultur.“

Das Augenmerk im Schul- und Internatsbetrieb sei sowohl auf die sozialen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler als auch auf die schulische Ausbildung gerichtet, skizziert Jørn Warm den Grundgedanken.

Jørn Warm im Sekretariatstrakt der Nachschule. Im Hintergrund Ehefrau Karin, die ebenfalls zur Belegschaft gehört. Foto: Kjeld Thomsen

Er sieht die Tingleffer Nachschule für die Zukunft gut gerüstet, unabhängig davon, wie lange er selbst am Ruder sitzt.

„Ich kann nicht sehen, warum es nicht so gut weiterlaufen sollte, wie es jetzt läuft. Man fokussiert ja immer auf die Schülerzahlen. Es ist aber nicht nur das. Ich finde, es läuft gut, und meine große Aufgabe, bis ich aufhöre, ist es, die Schraube im Wasser und das Schiff auf Kurs zu halten. Wir sind angekommen, wo wir hinwollten, wobei wir uns neuen Vorgaben und Herausforderungen stellen und fortwährend an Stellschrauben drehen“, so Warm, der die Einführung praxisorientierten Unterrichts als Beispiel für eine Stellschraube nennt.

Superteam erhalten

„Es gilt, das Superteam zu erhalten, auch wenn einige pensionsbedingt ersetzt werden müssen. Wir wollen die Harmonie und die Freude bewahren, die wir geschaffen haben“, so der Nachschulleiter.

Jørn Warm lebt mit Frau Karin, eine geborenen Jessen aus Tondern (Tønder) und ebenfalls ein „Kind der Volksgruppe“, auf dem elterlichen Anwesen in Quars. Was macht der Nachschulleiter in der Freizeit, um den Kopf freizubekommen? „Ich habe elf, zwölf Hektar Land. Da gibt es genug zu tun auf dem Naturgrund“, so Warm.

Der einstige Elite-Volleyballer und sportlich vielseitige Schulleiter versucht darüber hinaus, sich mit Spazierengehen und Sport fit zu halten. Er könne dabei Schule und Freizeit gar nicht trennen. Es gebe einen fließenden Übergang, was ihm nichts ausmache.

„Ich spiele hin und wieder Beachvolleyball mit den Schülerinnen und Schülern“, erwähnt der Nachschulleiter, der auch bei den Skifahrten der Schule stets mit auf der Piste ist.

Möchte die Nachschule noch ein paar Jahre auf Kurs halten: Jørn Warm. Foto: Kjeld Thomsen

Privat- und Schulleben gehen für Warm Hand in Hand. Er sehe das nicht als Belastung, sondern fast schon als Privileg, weshalb er keine Pläne hat, in absehbarer Zeit den Ruhestand anzupeilen.

„Es ist hier ganz klar Arbeit, und die Aufgaben sind herausfordernd. Es ist aber auch eine Freude, Teil des Teams zu sein. Es sind ja Freunde, neben denen man hier herläuft. Man weiß ja auch nicht, was an politischen Entscheidungen noch so kommt und ob man womöglich noch 20 Jahre arbeiten muss“, bemerkt das Geburtstagskind mit einem Lachen.

60 ist da ja noch kein Alter!

Im März 2006 erschien im „Nordschleswiger“ zum Amtsantritt von Jørn Warm folgender Beitrag.  

 

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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