Gastronomie

Der „Fakkelgaarden“ – eine Ära geht zu Ende

Der „Fakkelgaarden“ – eine Ära geht zu Ende

Der „Fakkelgaarden“ – eine Ära geht zu Ende

Anna Itter
Anna Ittner
Kollund
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Der damalige Chefkoch Christian Bind vor dem Hotel und Restaurant „Fakkelgaarden"
Der damalige Chefkoch Christian Bind vor dem Hotel und Restaurant „Fakkelgaarden", 1999 Foto: Matz

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Auch wenn sich nicht jeder dort ein Essen leisten kann oder will, das Luxushotel und -restaurant „Fakkelgaarden“ in Kollund kennen wohl die meisten im Umland. Nun schließt es demnächst. Ein Rückblick auf 31 Jahre voll exklusiver Speisen und abgesahnter Preise – in denen jedoch nicht immer alles rund lief.

Der „Fakkelgaarden“ in Kollund ist bekannt für qualitativ hervorragende – wenn auch entsprechend hochpreisige – Kulinarik und die renommierten Köchinnen, Köche und weiteres Personal, die dafür verantwortlich sind. Trotz des viel gekürten Erfolgs schließt das Hotel und Restaurant zum 1. Dezember seine Türen, als Grund werden Finanzierungsprobleme und Personalmangel angegeben. Zeit für einen Rückblick auf 31 Jahre Gastronomiegeschichte.

Hans Frede Fleggaard und die Gravensteiner Garde auf der Eröffnungsfeier des „Fakkelgaarden"
Hans Frede Fleggaard und die Gravensteiner Garde auf der Eröffnungsfeier des „Fakkelgaarden" (Archivbild) Foto: Hartung

Juli 1992: Nach einer umfassenden Restaurierung eröffnete Hans Frede Fleggaard das Hotel und Restaurant „Fakkelgaarden“ feierlich und inklusive Auftritt der Gravensteiner Garde seine Tore. Der „Grenzhandels-König“ hatte sich ein Projekt geleistet, dass seinem Herzen nahe stand. 

Geleitet wird es zunächst von seiner Tochter Birgitte Fleggaard, die Rolle des Chefkochs übernimmt Christian Bind. Dieser bringt die kulinarischen Einflüsse seiner Herkunft aus dem Elsass und eine durch einen Michelin-Stern ausgezeichnete Qualität auf den Tisch.

Sterne verdient sich auch das Restaurant noch im Eröffnungsjahr. Vom dänischen Restaurantführer „Danske Spiseguide“ erhält es drei Sterne für „höchste Qualität und Kreativität“. Sein Debüt im Bereich der exklusiven Veranstaltungen gab das Etablissement dann im März 1993. Und das standesgemäß hochkarätig: Gleich sechs der besten Meisterköche aus Dänemark vereinigten ihre Künste, um ein „Supermenü“ zu kreieren.

Beim „Carnevale di Venezia" im Jahr 2000 wurde im „Fakkelgaarden" die itlaienische Karnevalskultur traditionsgetreu gefeiert.
Beim „Carnevale di Venezia" im Jahr 2000 wurde im „Fakkelgaarden" die itlaienische Karnevalskultur traditionsgetreu gefeiert (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

Doch nicht nur zu solchen Anlässen sorgte das Hotel und Restaurant für Schlagzeilen. Mehr als einmal berichtete „Der Nordschleswiger“, dass es durch verschiedene Aktionen für Unruhe sorgte. So zum Beispiel im September 1994, als Bürgerinnen und Bürger des Umlands UFOs oder mystische Machenschaften am Himmel zu sehen glaubten – die sich dann jedoch als vom Hotel ausgerichtete Lasershow entpuppten.

Bester Koch und Kartoffelkönig

Den Sternen folgen weitere Erfolge. 1997 belegte „Fakkelgaarden“-Koch Per Hallundbæk Hansen den zweiten Platz im Wettbewerb um die beste dänische Köchin oder den besten dänischen Koch des Jahres, ein Jahr später gewinnt Jesper Koch. Das Nächste klingt kurios, ist aber eine angesehene Auszeichnung: Der Kartoffelpreis des Kartoffelrats, den Hansen 1999 nach Hause holte. Für diesen zauberte er ein Drei-Gänge-Menü rund um die Kartoffel.

Ausschnitt aus der „Nordschleswiger“-Ausgabe vom 9. November 2000
Ausschnitt aus der „Nordschleswiger“-Ausgabe vom 9. November 2000 (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

Auch als Ausbildungsbetrieb muss sich das Hotel und Restaurant nicht verstecken. Kochlehrling Michael Koch schließt 1999 seine Ausbildung mit der höchsten Auszeichnung ab. Im Jahr 2000 nominiert ein Lehrling den Betrieb dann zum „besten Ausbildungsbetrieb Nordschleswigs“. Erneut passiert das 2013, da reicht es sogar für den Landestitel. Den Titel des „Besten Restaurants“ ergatterte der „Fakkelgaarden“ 2001, „Beste Wohn- und Speiseadresse des Jahres“ dann 2005.

Keine Geschichte ohne Hindernisse

Trotz alledem macht das Restaurant Minus: 2005 erwirtschaftet es erstmalig 1,4 Millionen Kronen Verlust, seitdem immer wieder. Allerdings geht es auch anderen Luxushotels und Sternerestaurants so. Schirmfamilie Fleggaard muss das Restaurant jahrelang finanziell unterstützen. Das tut sie jedoch gern: „Fakkelgaarden liegt der Firma und der Familie Fleggaard am Herzen, darum geben wir ihn nicht auf“, sagt Konzerndirektor Jens Klavsen 2013, nachdem das Restaurant den Familienkonzern in fünf Jahren insgesamt 14 Millionen Kronen kostete.

Aus anderen Gründen verlässt jedoch 2007 Christian Bind das Restaurant nach 16 Jahren als Chefkoch. Er eröffnet in den kommenden Jahren sein „Restaurant Bind“ unweit des „Fakkelgaarden“ bei Süderhaff (Sønderhav). Für ihn übernimmt Esben Krogh, der bis heute für Gäste des Restaurants kocht.

Ausschnitt aus dem „Nordschleswiger": Goldlehrling Steffen Høll Petersen (l.) und Chefkoch Esben Krogh 2015 (Archivfoto)
Ausschnitt aus dem „Nordschleswiger": Goldlehrling Steffen Høll Petersen (l.) und Chefkoch Esben Krogh 2015 (Archivfoto) Foto: Fakkelgaarden

Das Hotel und Restaurant bleibt belebt: Ausrichtungen des Wettbewerbs „Børsens Kokketalent“, jährliche Weihnachtskonzerte der Abendschule LOF, Spendensammlungen für die Krebshilfe bei Wohltätigkeitsessen. Bei diesen wurden in den Jahren 2009 und 2010 insgesamt 100.000 Kronen gesammelt.

Goldreife Lehrlinge

Auch die Auszubildenden sorgen weiterhin für Schlagzeilen im „Nordschleswiger“. 2007 nehmen gleich drei der „Fakkelgaarden“-Schützlinge bei den dänischen Meisterschaften für Kellner und Köche teil. Eine von diesen gewinnt im selben Jahr eine etwas speziellere Auszeichnung: Kellnerinnen-Lehrling Helena Dahl Nielsen kreiert den besten Drink beim Sherry-Cocktail-Wettbewerb. 2010 wird Lasse Storup Lehrlingsmeister der Region, 2015 und 2017 schaffen es Steffen Høll Petersen, Casper Dahnke Nissen und Marlene Frausing Brenet zum Goldlehrling: eine Auszeichnung, die die Höchstpunktzahl erfordert.

2017 werden im „Fakkelgaarden“ dann auch 25 Jahre Bestehen mit Galamenü und Operngesang gefeiert. Nun geht diese Geschichte zu Ende. Jetzt will die Firma und Familie Fleggaard die regelmäßigen Unterschüsse nicht mehr finanzieren: Das ehemalige Herzensprojekt wird es nur noch zwei Monate lang geben. Wer noch einmal die feine Küche und das vielgelobte Anwesen erleben will, muss es vor dem 30. November tun.

 

 

 

 

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