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Ein Geburtstagsständchen für ganz Apenrade

Ein Geburtstagsständchen für ganz Apenrade

Ein Geburtstagsständchen für ganz Apenrade

Apenrade/Aabenraa
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Jette Borch lebt seit 48 Jahren in Apenrade (und Umgebung). Einen Teil dieser Zeit hat sie mit ihrer Familie im Eckhaus Gildegade 1 verbracht. Foto: Jan Peters

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Mit dem Hotel Royal verbindet Jette Borch eine ganze Menge bester Erinnerungen. Aus Anlass eines runden Geburtstags will sie es auf dem Nørretorv kräftig mit lateinamerikanischen Rhythmen krachen lassen.

Jette Borch ist mit Leib und Seele Wahl-Apenraderin. Sie verbindet mit der Fördestadt so viele schöne Erinnerungen, dass sie sich anlässlich eines runden Geburtstags revanchieren möchte: mit einem kostenlosen Konzert auf dem Nørretorv.
Auch wenn sie in ihren vielen Jahren in Apenrade schon so manch unterschiedlichen Beruf ausgeübt hat, so überlässt sie das Musikmachen Leuten, die das können. Sie hat für den kommenden Sonnabend, 1. Juli, ein lateinamerikanisches Trio engagiert.

Nørretorv ist bewusst gewählt

Dass sie den Nørretorv als Veranstaltungsort gewählt hat, ist kein Zufall.

„Mein damaliger Mann und ich haben 1975 das Hotel Royal übernommen. Ältere Apenraderinnen und Apenrader erinnern sich sicherlich an die ,braune Periode’ des Restaurants. Die haben wir damals verbrochen!“, sagt sie und lächelt entschuldigend.

Anfang der 1970er-Jahre betrieben die Eheleute einen Gasthof in der Gegend um Viborg. Sie baten einen Immobilienmakler darum, seine Fühler nach einem geeigneten Objekt in einem anderen Teil Dänemarks auszustrecken, um dort eine Musikkneipe und Nachtlokal einrichten zu können. Fündig wurde er in Apenrade, so kamen Jette und ihr damaliger Mann Ove eher zufällig nach Apenrade.

Ende 1974 übernahmen Jette Borch und ihr damaliger Mann Ove das Hotel Royal. Sie steckten viel Zeit und Geld in die Immobilie, um dort eine Bodega mit Diskothek und Jazzclub sowie Hotelzimmern einzurichten. Eröffnet wurde das Etablissement 1975. Foto: privat/JV

Neue Besitzer ohne Fingerspitzengefühl

Sie ließen das Hotel Royal braun anstreichen. „Havannabraun“, wie Jette Borch präzisiert. Für andere weckte die Farbe indes Erinnerungen an die Nazi-Zeit. „Geplant war zudem, dass die Fensterrahmen schwarz gemalt werden sollten. Das aber war offensichtlich den Apenraderinnen und Apenradern zu viel. Unsere Farbwahl wurde sogar Gegenstand einer eigens einberufenen Stadtratssitzung“, erinnert sich Jette Borch. Im Zuge eines Dialogs einigte sich das neue Besitzerpaar „ohne historisches Verständnis und Feingefühl“, wie Jette Borch im Nachhinein gerne einräumt, und die Kommune Apenrade darauf, dass die Fenster grün gestrichen werden konnten.

Eigentlich wollten die neue Besitzerin und der neue Besitzer die Fensterrahmen schwarz malen, stimmten dann doch im Dialog mit der Kommune der Farbe Grün zu. Foto: privat/JV

Bebauungsplan erstellt

Allerdings hätten die frisch gebackenen Royal-Besitzerin und ihr Mann auf ihre Farbwahl bestehen können. Damals gab es nämlich keinen Bebauungsplan mit Gestaltungsvorgaben für die Apenrader Innenstadt. „Unser Fall hat quasi Präzedenz geschaffen. Anschließend hat die Kommune einen Bebauungsplan mit Gestaltungsvorgaben erstellt“, erzählt Jette Borch.

Bis 1979 führte sie die Kneipe mit Hotelzimmern. Inzwischen hatte sie sich von ihrem Mann getrennt. Er verließ die Stadt. Sie blieb mit den Kindern.

Der kleine Kiosk auf dem Nørretorv (Nordermarkt) gehörte auch zum Hotel Royal. „Wir waren der erste Gastronomiebetrieb Apenrades, der auch den Straßenverkauf anbot“, erinnert sich Jette Borch. Foto: privat/JV

Grund zum Feiern

Jette Borchs 80. Geburtstag ist schon einige Monate her. Wegen gesundheitlicher Probleme musste sie jedoch die Feierlichkeiten ein wenig verschieben. Jetzt aber soll es losgehen.

Auch wenn das einstige Hotel Royal heute Vin & Gastro heißt, so soll ihre Party dort an alter Wirkungsstätte steigen – drinnen, mit geladenen Gästen. Da sie aber der Stadt und ihren Einwohnenden etwas von der Zuneigung zurückgeben möchte, die sie ihr in den vergangenen 48 Jahren entgegengebracht haben, hat sie sich für das kostenlose Konzert auf dem Platz vor dem Hotel Royal entschieden – draußen, mit allen, die Lust haben.

Kollege aus Bolivien

Dass Jette Borch das Publikum mit lateinamerikanischen Rhythmen beglücken möchte, ist eher einem Zufall geschuldet. Während ihrer Zeit gab es im Hotel Royal außer einer Diskothek, einen Jazzclub, eine Bodega sowie Hotelzimmer. Später hat sie das Feriencenter von Loit geleitet, hat diverse Veranstaltungen organisiert und hat auf ihre „alten Tage“ Freude am journalistischen Arbeiten für verschiedene Lokalsender gefunden.

„Ich war einige Jahre beim Regionalfernsehsender DK Syd in Sonderburg tätig und habe in dieser Verbindung mit einem jungen Mann, der aus Bolivien stammt, zusammengearbeitet. Er ist ein hervorragender Cutter, Kameramann und technischer Leiter. Es zeigte sich, dass Antonio ursprünglich Musiker ist und am Konservatorium in La Paz studiert hat“, erzählt Jette Borch.

Interessiert, wie sie ist, hakte sie nach und erfuhr, dass er gemeinsam mit einem Bekannten mit Wurzeln in Peru und dessen Tochter ein Trio gegründet hat, das sich auf lateinamerikanische Rhythmen spezialisiert hat: Banda Los Latinos haben sich die Drei genannt.

Lateinamerikanische Evergreens

„Das Spannende ist, dass alle drei ihren Wohnsitz in der Kommune Apenrade haben. Die Wohnungen von Antonio Vichi Olivera und Einar Moran sind sogar nur wenige Kilometer voneinander entfernt im Raum Pattburg“, wie sie hinzufügt.

Jette Borch hat das Trio zwar noch nie selbst live spielen gehört, da ihr Antonio jedoch als hochprofessioneller TV-Kollege bekannt ist, hat sie überhaupt keine Bedenken, dass es um seine musikalische Professionalität anders bestellt sein könnte. „Auf dem Programm stehen lateinamerikanische Evergreens“, verrät Jette Borch.

Banda Los Latinos spielen von 13 bis 15 Uhr auf dem Nørretorv. „Das Konzert ist natürlich kostenlos. Ich hoffe, dass möglichst viele auf den kleinen Marktplatz in der Fußgängerzone kommen, um sich die Musik anzuhören“, sagt Jette Borch.

Dass ihr Konzert mit dem Apenrader Ringreiten kollidiert, ist natürlich etwas ärgerlich. „Das war mir aber nicht bewusst, als wir das Datum ausmachten. Jetzt ist es, wie es ist!“, stellt sie fest.

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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Orbáns Schatten reicht bis zu uns ins Grenzland“