Deutsche Minderheit

Teurer Campus-Neubau: Die Suche nach dem Geld hat begonnen

Teurer Campus-Neubau: Die Suche nach dem Geld hat begonnen

Teurer Campus-Neubau: Die Suche nach dem Geld hat begonnen

Apenrade/Aabenraa
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Die sozialdemokratischen Folketingspolitiker Jesper Petersen (im Vordergrund) und Theis Kylling Hommeltoft (rechts) haben das Internat des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig besucht. Foto: Sally Flindt-Hansen/BDN

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Mehrere Fliegen mit einer Klappe: Die deutsche Minderheit in Nordschleswig will Internat, Klassenräume und Kindergarten bauen. Wie das gehen soll, erklärt der BDN-Hauptvorsitzende.

Es ist das größte Projekt, das die deutsche Minderheit in Nordschleswig jemals geplant hat: Ein Campus-Neubau am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig (DGN), der bis zu 140 Millionen Kronen kosten könnte. Die Suche nach dem Geld, um das Projekt zu ermöglichen, hat bereits begonnen. Diese Woche waren zwei sozialdemokratische Folketingspolitiker in Apenrade, um sich vor Ort umzuschauen.

Auslöser für das Projekt sind fehlende Unterrichtsräume am DGN, ein marodes Internat und zwei alte Kindergärten (Jürgensgaard und Margrethenweg) im Ort. Jedes Projekt für sich ein Millionenprojekt, das die deutsche Minderheit bei der jetzigen Finanzierung (eine Million Euro im Jahr von der Bundesrepublik Deutschland) nicht hinbekommen würde, so der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, die Dachorganisation der Minderheit, Hinrich Jürgensen.

Vor Kurzem hat die Minderheit das Projekt dem Kulturausschuss im Folketing vorgestellt, und auch in Berlin laufen mit Bundestagspolitikerinnen und Politikern sowie Behörden bereits erste Gespräche über eine mögliche Realisierung.

 

 

So soll der neue Campus am DGN aussehen. Foto: BDN

Finanzierung auf die Reihe bekommen

Hinrich Jürgensen freute sich am Freitag darüber, dass Jesper Petersen aus Hadersleben (Haderslev) und Theis Kylling Hommeltoft aus Apenrade sich selbst eingeladen hatten, um mehr über das Campus-Projekt zu erfahren.

„Das zeigt, dass sie Interesse daran haben, uns zu helfen“, sagt Jürgensen. Er hofft, dass es ähnlich wie beim Neu- und Umbau des Deutschen Museums in Sonderburg vor einigen Jahren eine kombinierte Finanzierung mit Geld aus dem Bundestag, aus dem Landtag in Schleswig-Holstein, dem dänischen Folketing sowie Stiftungen und eigenen Mitteln geben kann.

„Nur ist dies ein Projekt in einer ganz anderen Größenordnung“, sagt der BDN-Hauptvorsitzende. Das Museum hat seinerzeit etwa 30 Millionen Kronen gekostet.

Von dänischer Seite hoffe er auf einen Betrag von etwa 5 bis 10 Millionen Kronen.

Simone Sippel Pedersen vom DGN zeigte Politikern und BDN-Vertretern das Internat. Foto: Sally Flindt-Hansen/BDN

Kein politisches Versprechen

Jesper Petersen hatte Freitag allerdings weder einen Scheck mit in der Tasche, noch konnte er etwas versprechen.

„Aber nach dem Besuch im Internat können wir den Bedarf nachvollziehen, und es ist ein hervorragendes Projekt, bei dem die Minderheit sich ganz neue Gedanken bei den Lösungsmöglichkeiten gemacht hat. Das ist spannend“, sagt Jesper Petersen.

Laut dem Politiker gehe der Weg für die Minderheit nun über die Haushaltsverhandlungen im Folketing, wo das Campus-Projekt „eines von vielen relevanten Wünschen aus dem gesamten Land“ sei.

Theis Kylling Hommeltoft freut sich ebenfalls über ein solch anspruchsvolles Projekt in seiner Heimatstadt. „So etwas braucht die Minderheit und auch die Stadt“, sagte Hommeltoft, der gerade Vertretung im Folketing macht.

 

DGN-Campus

Der geplante Campus-Neubau am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig soll folgenden Bedarf abdecken:

  • Kindergarten (60 Kindergartenplätze, 20 Krippen-Plätze in insgesamt sechs Gruppen)
  • Internat (100 Plätze in 25 Zwei-Personen- und 50 Ein-Personen-Zimmern, plus drei Gästezimmer, Büro und Gemeinschaftsräume)
  • Küche und Kantinen für Internat und Gymnasium (versorgt das Internat, das Gymnasium sowie den Kindergarten)
  • Gymnasium (zwei Klassenzimmer und Servicebereich für Reinigung und Hausmeister)

„Der ausgearbeitete Vorschlag ist, was wir uns wünschen. Ob er letztlich genauso umgesetzt werden kann, oder hier und da etwas abgeändert werden muss, ist noch offen“, sagte Generalsekretär Uwe Jessen bereits zum „Nordschleswiger“.

Hinrich Jürgensen hofft, dass die Eckpunkte der Finanzierung in den kommenden Monaten politisch geklärt werden können. Danach würde die eigentliche Planung über den jetzigen Skizzenplan hinaus beginnen, und dann stehen außerdem EU-Ausschreibungen wegen der Größe des Projekts an.

„Ich hoffe, dass wir noch vor 2030 einen Neubau haben werden, denn der Zustand unserer jetzigen Gebäude verschlechtert sich in der Zwischenzeit nur“, so der BDN-Hauptvorsitzende. 

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