Umwelt- und Naturschutz

Spritzmittel im Grundwasser auch in Nordschleswig

Spritzmittel im Grundwasser auch in Nordschleswig

Spritzmittel im Grundwasser auch in Nordschleswig

Apenrade/Aabenraa
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Das Wasserwerk in Tingleff (Tinglev) kann mit Trinkwasser hoher Qualität aufwarten. Die Schutzzone um die genutzten Brunnen, die am Wasserwerk liegen, ist in den vergangenen Jahren vergrößert worden. Foto: Volker Heesch

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Naturschutzverband schlägt Alarm: Aktuell in mehr als jeder zweiten Probe aus dänischen Wasserwerken Reste von Pestiziden. In Nordschleswig ist die Lage aber günstiger als Im Landesdurchschnitt.

Der Naturschutzverband „Danmarks Naturfredningsforening“ (DN)  hat alarmierende Zahlen zur Belastung des Grundwassers in Dänemark mit Pestiziden veröffentlicht. Laut DN, der Verband hat Einsicht in neueste Erhebungen des staatlichen Geologischen Institutes GEUS erhalten, wiesen 2020 nicht weniger als 51,8 Prozent der aktiv genutzten Trinkwasserbrunnen in Dänemark Pestizidreste auf. Die Grenzwerte wurden in 12 Prozent der Brunnen überschritten. Das ist ein deutlicher Anstieg nicht nur gegenüber 2019, als 45,3 Prozent der Brunnen Pestizidreste enthielten und 12,7 eine Grenzwertüberschreitung aufwiesen. 2016 gab es 25,2 Prozent Pestizidspuren in den Proben und Grenzwerte wurde nur in 2,9 Prozent der Brunnen überschritten.

In Nordschleswig wenig Grenzwertüberschreitungen

Allerdings ist zu berücksichtigen, dass in vielen Fällen Trinkwasserbrunnen stillgelegt werden, wenn Grenzwerte nicht eingehalten werden können. In Nordschleswig sieht es nicht ganz so schlimm aus, aber auch in der Kommune Tondern wurden in 26 Brunnen Pestizidreste nachgewiesen, wobei 9 Grenzwertüberschreitungen aufwiesen. 59 Brunnen waren überprüft worden. In der Kommune Hadersleben enthielten 36,7 Prozent der 60 kontrollierten Brunnen Pestizidreste. In vier Fällen wurden die Grenzwerte nicht eingehalten. In der Kommune Apenrade gab es nur in 20,3 Prozent der untersuchten Trinkwasserbrunnen Pestizidnachweise, in der Kommune Sonderburg nur in 14,5 Prozent. Während es in Apenrade eine Grenzwertüberschreitung gab, wurde in Sonderburg keine registriert.

Naturschutzverband fordert Handeln der Politik

Die Präsidentin des Naturschutzverbandes, Maria Reumert Gjerding, fordert die Politiker zum Handeln auf. „Wenn die Entwicklung geändert werden soll, dann ist jetzt Handlung gefragt“, so die DN-Präsidentin und fährt fort: „Reines Trinkwasser direkt aus dem Untergrund ist etwas, wovon wir seit Generationen profitieren. Das sollte auch noch unseren Kindern und Enkeln zur Verfügung stehen“, so Reumert Gjerding und fordert ein Verbot der Ausbringung von Pestiziden überall dort, wo sich Grundwasser bildet.

Reines Trinkwasser direkt aus dem Untergrund ist etwas, wovon wir seit Generationen profitieren. Das sollte auch noch unseren Kindern und Enkeln zur Verfügung stehen.

Maria Reumert Gjerding, Präsidentin von Danmarks Naturfredningsforening.

 

Der Verband verweist darauf, dass aktuell oft verunreinigte Brunnen nicht mehr geschlossen werden, sondern es wird Wasser mehrerer Brunnen gemischt, um die Einhaltung von Pestizidgrenzwerten zu ermöglichen.

 

Jahrelang verunreinigtes Wasser getrunken

Der Geologe Walter Brüsch, der jahrzehntelang für GEUS in der Grundwasserüberwachung tätig war, weist gegenüber „Jyllands-Posten“ darauf hin, dass nicht die Untersuchung des Grundwasser auf mehr Schadstoffe und Pestizidreste die stark gestiegene Zahl belasteter Brunnen erkläre. „Je mehr wir untersuchen, umso mehr finden wir. Die Bürger haben aber schon jahrelang verunreinigtes Wasser getrunken, nur haben sie es nicht gewusst“, so Brüsch, der als Seniorberater für DN auf dem Gebiet des Trinkwasserschutzes tätig ist. Der Naturschutzverband verlangt mehr Einsatz gegen die Pestizidbelastung des Grundwassers.

Spritzmittefreie Zonen

Die spritzmittelfreien Zonen um Wasserwerksbrunnen, die erst vor wenigen Jahren eingeführt wurden, müssten erweitert werden.  In Nordschleswig haben die Kommunen Trinkwasserschutzzonen eingerichtet, aber viele der Brunnen, vor allem auch kleinerer, privater Wasserwerke liegen in Gebieten, in denen bei intensiver landwirtschaftlicher Nutzung der Flächen weiter mit dem Eindringen von Schadstoffen zu rechnen ist. Ein Problem stellt auch dar, dass viele Privatpersonen oft viel zu viel Pestizide auf ihren Grundstücken ausbringen. So können Pestizide mitunter von der Oberfläche in Brunnen gespült werden. Der Verband macht keine Angaben dazu, welche Risiken mit dem Konsum Wasser mit Pestiziden als Inhaltsstoffen verbunden sind. 

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