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Apenrader Bauskandal führt zu möglichen Gesetzesänderungen
Apenrader Bauskandal führt zu möglichen Gesetzesänderungen
Apenrader Bauskandal führt zu möglichen Gesetzesänderungen
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Seit über zwei Monaten sind sechs Wohnparteien eines Bauobjekts in Apenrade heimatlos und bei Freunden und Verwandten untergekommen. Schuld daran ist ein Gutachten, das mögliche Fehler aufdeckt. Bisher darf jedoch nicht veröffentlicht werden, um welche Fehler es sich handelt. Das soll sich jedoch jetzt ändern. Die Gefahr für die Bewohnenden wird zudem von zweiter und dritter Seite bestätigt.
Anfang Juni mussten die Bewohnerinnen und Bewohner der sogenannten Strandhäuser in Apenrade ihre Wohnungen von einer Stunde auf die nächste verlassen – und durften seither auch nicht zurückkehren. Die Kommune hatte auf eine Mitteilung von „Dancert“ reagiert, einem Unternehmen, das Ingenierinnen und Ingenieure die Zulassung als Statikerin oder Statiker genehmigt.
„Dancert“ war besorgt über die statischen Berechnungen der Strandhäuser, die erst in diesem Jahr bezogen worden waren. Es gebe deshalb Baufehler und es bestehe Lebensgefahr für die Menschen, so teilte das Unternehmen der Kommune mit – und die reagierte sofort mit der Evakuierung der Bewohnenden.
Noch immer sind die beiden Häuser durch Polizeibänder abgesperrt.
Was jedoch genau der besorgniserregenden Mitteilung zugrunde lag, darf und durfte „Dancert“ der Kommune nicht mitteilen, denn die Gesetzgebung schreibt Geheimhaltung vor. Genauer: Die Kommunikation zwischen dem verantwortlichen Statiker und „Dancert“ ist vertraulich. Nur weil es wohl so grobe Fehler waren, hatte „Dancert“ mit dem Schreiben an die Kommune reagiert. Darin – und in einem geführten Telefonat – hieß es, dass Gefahr für Menschenleben bestünde.
Geändertes Regelwerk soll mögliche zukünftige Fälle vermeiden
In Zukunft soll sich das ändern, schreibt das Fachblatt „Ingenøren“. Unter anderem die Kommune Apenrade und die Branchenorganisationen „Byggeherreforeningen“ sowie „Forening af Rådgivende Ingeniører“ hat bei der zuständigen Sozial- und Baubehörde (Social- og Boligstyrelsen) um Anpassung der Regeln gebeten.
Die Behörde ist derzeit damit beschäftigt, die Zertifizierungsgrundlagen zu überarbeiten. Bald soll es dann für „Dancert“ möglich sein, die Kommune über konkrete Fehler der Ingenieurinnen und Ingenieure zu informieren. Die Erfahrungen aus der Kommune Apenrade würden in die Arbeit eingehen, teilte die Behörde gegenüber dem Fachblatt mit. So sollen weitere solcher Fälle vermieden werden.
Statiker sehen ebenfalls Gefährdung durch falsche Statik
Zwei von der Kommune Apenrade und vom Bewohnerverein beauftragte unabhängige Statiker stützen die Einschätzung von „Dancert“, dass die Statik der beiden zusammenhängenden Häuser nicht sicher sei.
Eine besondere Brisanz erhält der Fall, weil „Dancert“ einem Statiker, der mit den Strandhäusern beauftragt war, „nur“ eine Verwarnung erteilte. „Die Sache ist nicht so schlimm, dass unser Mitarbeiter seine Lizenz verloren hätte und darum ist die endgültige Freigabe weiterhin gültig“, erklärte Kasper Rønslev Nielsen von „Rønslev Radgivende Ingeniør“. Das Unternehmen war anfänglich zwar nicht mit der Statik des Neubaus beauftragt, war jedoch abschließend für das Gutachten verantwortlich, auf dessen Basis die Kommune die Wohnungen schließlich freigab.
Die Besitzerinnen und Besitzer der Strandhäuser üben sich derweilen weiterhin in Geduld, denn eine Lösung ist bisher nicht in Sicht.