Klima

Deshalb darf man in Bülderup und Renz manchmal die Toilette nicht benutzen

Deshalb darf man in Bülderup und Renz manchmal die Toilette nicht benutzen

Deshalb darf man in Bülderup und Renz manchmal die Toilette

Apenrade/Bülderup/Renz
Zuletzt aktualisiert um:
Auf vielen Feldern sammelt sich das Regenwasser und kann wegen des hohen Grundwasserspiegels nicht abfließen. Das belastet auch die Kanalisation (Symbolfoto). Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

In den beiden Orten im Südwesten der Kommune kommt es seit Jahren zu Überschwemmungen. Kürzlich warnte Entsorger Arwos, dass der Wasserpegel so hoch ist, dass die Abwässer nicht mehr ablaufen können. Was dagegen getan wird, und wo es ähnliche Herausforderungen wegen des Klimawandels gibt, berichtet der „Nordschleswiger“.

Es wäre eine Hilfe, wenn man seinen Wasserverbrauch auf ein Minimum reduzieren könnte, indem man zum Beispiel aufs Wäschewaschen verzichtet und auch nicht nach jedem Toilettengang spült“, sagte Henrik Moesgaard, Abteilungsleiter des Ressorts Kanalisation beim kommunalen Ver- und Entsorger Arwos, kürzlich.

Gestiegenes Grundwasser sorgt für hohe Belastung der Kanalisation

Grund für die ungewöhnliche Bitte war die Wetterlage in Bülderup-Bau (Bylderup-Bov) und Renz (Rens). Dort hatten die extremen Niederschläge für einen Anstieg des Grundwassers, das ohnehin nur knapp einen halben Meter unter der Oberfläche steht, gesorgt. Das ist schon seit einigen Jahren der Fall. Jetzt stieg es jedoch so hoch, dass die Kanalisation, die das Grundwasser zusammen mit dem Abwasser ableitet, überfordert war. Es könne sogar dazu kommen, dass Kanaldeckel vom Abwasser nach oben gedrückt werden, warnte er.

Die schwarz gepunkteten Bereiche zeigen, wo das Grundwasser besonders hochsteht. Foto: Arwos

Zwar gibt es sogenannte Drainagen, die bei zu vollen Rohren für Abhilfe sorgen, doch auch sie waren durch die vielen Regenfälle nicht mehr in der Lage, diese Aufgabe zu erfüllen. Besonders schlimm ist das, weil Menschen mit fäkalienbelasteten Abwässern in Kontakt kommen könnten.

In anderen Städten, unter anderem Apenrade (Aabenraa), wird seit einigen Jahren die Kanalisation getrennt. Statt in einem Kanal Abwasser, Regen- bzw. Grundwasser zu sammeln, werden beide in verschiedenen Rohren transportiert. Das entlastet die Abwasserkanalisation.

Klimawandel sorgt für steigenden Wasserspiegel

Der hohe Grundwasserspiegel entsteht im Zuge des Klimawandels. Es regnet häufiger und mehr. 2023 war landesweit gesehen sogar das regenreichste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Deshalb ist in Zukunft mit noch mehr Wassermengen und höher steigendem Grundwasserspiegel rechnen.

In Apenrade hat Arwos auf die Herausforderungen reagiert. In Bülderup-Bau und Renz wurden in den vergangenen Jahren undichte Stellen in den Rohren gesucht und abgedichtet. Durch diese war das Grundwasser in die Kanalisation gedrungen.

Zukunftspläne zur Sicherung vor erneuten Problemen

Das Wasser hat sich jedoch immer neue Wege gesucht und gefunden, wie die jüngste Situation erneut zeigte. Arwos hat sich im vergangenen Jahr dazu entschlossen, das Abwasser mit Tankwagen abzutransportieren. Doch die Regenmengen im Januar dieses Jahres waren zu viel. Die Kapazität wurde überschritten, weshalb Henrik Moesgaard die Warnung aussprach.

Die Apenrader Kommune hat außerdem veranlasst, einen sogenannten Risikosteuerplan zu erstellen. Mit dessen Hilfe soll dem steigenden Grundwasserspiegel begegnet werden. Überdies nimmt die Region Süddänemark am Eureg-Projekt teil, das einen Überblick verschaffen soll, wie der Grundwasserspiegel gesenkt werden kann. Das soll durch die Lagerung bzw. Umleitung des gestiegenen Grundwassers in Bülderup und Umgebung passieren.

Über undichte Stellen dringt das Grundwasser in die Kanalisation ein. Foto: Arwos

Arwos macht darauf aufmerksam, dass auch private Haushalte dazu beitragen können, dass das Grundwasser nicht in die Kanalisation gelangt. Das wird erreicht, indem die privaten Haushalte die Leitung zur Kanalisation (Stichleitung) abdichten, denn auch dort dringt ein Teil des Grundwassers in das kommunale Leitungsnetz ein.

Mehr lesen