Hochwasser
Jachthafen Apenrade: Das große Aufräumen nach dem Sturm
Jachthafen Apenrade: Das große Aufräumen nach dem Sturm
Jachthafen Apenrade: Das große Aufräumen nach dem Sturm
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Die Sturmflut in Apenrade hat auch vor dem Jachthafen nicht Halt gemacht. Insgesamt fünf Boote sind gesunken, mehr als 20 wurden beschädigt. Bereits am Wochenende wurde mit den Aufräumarbeiten auf dem Gelände begonnen, doch einige der Schäden werden erst in Wochen und Monaten behoben sein, sagt der Vorsitzende des Apenrader Segelclubs.
Die Sonne strahlt, der Himmel ist stahlblau. Im Jachthafen von Apenrade fällt auf den ersten Blick kaum auf, dass hier von Freitag auf Sonnabend eine schwere Sturmflut getobt hat. Nur wer genau hinsieht, dem fällt auf, dass hier Hochwasser und Wind einiges zerstört haben.
Fünf Boote gesunken
Jens Christian Clausen ist die Betroffenheit anzusehen. „Fünf Boote sind insgesamt gesunken, mehr als 20 sind beschädigt“, sagt der Vorsitzende des Apenrader Segelclubs (Aabenraa Sejl Club) und zeigt auf einen Mast, der hinter ihm aus dem Wasser ragt. Eine Ölsperre liegt um eine weitere gesunkene Jacht herum. „Das sind Totalschäden“, resümiert Clausen, der an diesem Montag ein viel gefragter Mann auf dem Gelände des Segelclubs ist.
Zerstörte Stege
Einige Holzstege wurden von der Wucht des Wassers zerstört und auch die dort verankerte Stromversorgung in Mitleidenschaft gezogen. Besser überstanden haben den Sturm die Schwimm-Pontons, die sich mit dem steigenden Wasser heben konnten.
Schäden im Vereinshaus
Im Vereinsheim habe ebenfalls das Wasser gestanden, so Clausen. „Das Wasser stand bis zur Unterkante des Briefkastens“, sagt er und zeigt auf den Eingangsbereich. Drinnen laufen Bautrockner, es wird geputzt und repariert. „Wir haben zwar die Technik auf ein höheres Level retten können, aber die ganze Elektrik muss erneuert werden“, so der Clubvorsitzende.
Segelclub geht von Millionenschaden aus
„Derzeit sind wir auch ohne Strom.“ Das Salzwasser habe einen großen Schaden im Gebäude hinterlassen. Die Beleuchtung wurde provisorisch wieder hergestellt. Bis alles aber wieder funktioniert, werde es Wochen dauern, so Clausen. Viele der Schäden im Außenbereich werde man wohl erst im Frühjahr reparieren können. „Das geht insgesamt geht in die Millionen“, so Clausen, der hofft, dass die Versicherungen dafür aufkommen.
Viele kleinere Schäden an Segelyachten
Draußen werden derweil Schiffe per Kran an Land gehievt, damit die Bootsbesitzerinnen und -besitzer ihre Schiffe begutachten und mit nötigen Reparaturen beginnen können. „Viele kleine Schäden lassen sich reparieren“, sagt Clausen.
Glück hatten etwa Marie und Thomas mit ihrem Hund Hugo. Die beiden Dänen wohnen in Flensburg (Flensborg) und schauten am Montag nach dem Rechten. „Wir hatten Glück, es ist nur ein kleiner Kratzer am Bug.“
Schlimmer hätte es einige Bootsnachbarn getroffen, sagt Marie. Eine Yacht am Steg gegenüber habe sich losgerissen und sei untergegangen, eine weitere wurde dabei stark beschädigt.
Viele helfende Hände
40 freiwillige Helferinnen und Helfer, alles Vereinsmitglieder, hätten im Vorfeld des Sturms Boote gesichert, weil unter anderem nicht alle Eigentümerinnen und Eigentümer rechtzeitig hätten da sein können. „Wir haben getan, was wir tun konnten“, sagt Clausen mit Blick auf zerstörte Stege und zwei der gesunkenen Boote. „Wir haben auch viele Deutsche, die hier ein Boot haben. Die haben wir nicht alle erreicht.“
Hamburger Ehepaar hatte Glück
Erleichterung stellt sich auch bei Hainer und Angelika Voß ein. Die beiden passionierten Segler kommen aus Holm in der Nähe von Hamburg und konnten erst an diesem Montag nachsehen, ob ihre „Hanseat 70“ aus dem Jahr 1973 den Sturm ohne Schäden überstanden hat.
„Es sind nur Kleinigkeiten, aber man hatte ja schon schreckliche Bilder im Kopf“, sagt Angelika Voß über bange Stunden am Wochenende und den Anruf aus dem Apenrader Hafenkontor. Das Segelboot sei zum Glück sehr robust. „Es sei Wahnsinn, was die Natur kann“, sagt die Holmerin mit Blick auf die Schäden im Umfeld.
Die freiwilligen Helferinnen und Helfer im Hafen hatten ihrer Segeljacht namens „Schnell wie nix“ ein wenig mehr Leine gegeben, sodass das Boot besser mit dem steigenden Wasser umgehen konnte. „Wir hatten glücklicherweise auch keinen Mast mehr drauf“, sagt Hainer Voß mit Blick auf die benachbarte Jacht, deren Vorsegel durch den Sturm zerrissen wurde. „Man muss auch mal Glück haben“, sagt seine Ehefrau.
Seit 20 Jahren liegt ihr Boot im Apenrader Hafen. „Wir sind große Dänemark-Fans“, sagt der Rentner. Das Paar will seine Jacht allerdings bald verkaufen. „Ich kann nicht mehr so gut sehen und bin auch etwas wackelig auf den Beinen“, sagt Angelika Voß. Eine rationale Entscheidung, die beiden aber offensichtlich nicht leicht fällt.
Keine vergleichbare Sturmflut
Ob Jens Christian Clausen eine solche Sturmflut hier in Apenrade schon einmal erlebt hat? „Nein“, sagt er. 2017 sei stark gewesen. „Das Ausmaß ist diesmal ein ganz anderes. Da waren kolossale Kräfte am Werk.“
Damals im Januar erreichte der Pegel einen Stand von 1,75 Metern über Normal. Am Wochenende waren es 2,16 Meter.
Clausen zeigt Bilder von einer Motorjacht, die auf die Kaimauer gedrückt wurde. Die sei mittlerweile geborgen worden. Wie heftig die Naturgewalten wüteten, wird auch auf dem Parkplatz sichtbar. Hierhin wurde ein kleineres Motorboot verfrachtet, das während des Sturms notdürftig angebunden wurde.
Wenige Meter weiter türmen sich Berge von Seegras, Ästen, Baumstämmen und Paletten auf dem Parkplatz. „Das war alles auf dem Gelände verteilt. Viele Freiwillige haben beim Aufräumen geholfen“, sagt Clausen.
Weitere Schutzmaßnahmen möglich
Wie diesen Naturgewalten in Zukunft begegnet werden soll, darüber müsse intensiv diskutiert werden, sagt Jens Christian Clausen. Vorstellbar seien etwa Deiche oder auch eine Schutzmauer, um zumindest das Clubhaus gegen künftige Sturmfluten besser zu sichern. Dann klingelt erneut das Telefon des Vorsitzenden. „Es gibt viele Anrufe gerade, da muss ich rangehen“, sagt er und ist schon auf dem Weg zu einer anderen Ecke des Jachthafens.