Natur und Umwelt

Kräftige Maschinen schaffen im Seegaarder Wald Platz für wildere Natur

Kräftige Maschinen schaffen im Seegaarder Wald Platz für wilde Natur

Maschinen schaffen im Seegaarder Wald Platz für die Natur

Seegaard/Søgård
Zuletzt aktualisiert um:
Zum Teil recht große Schneisen sind bereits im Seegaarder Wald durch die Abholzungsaktion der Naturbehörde entstanden. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Was hier nicht hingehört, muss weg – das ist das Credo einer Baumfällaktion, die die Naturbehörde in dem 153 Hektar großen Waldgebiet zwischen Apenrade und Krusau derzeit durchführt. Entfernt werden gebietsfremde Baumarten.

Obwohl es den Waldwegen nicht unbedingt anzusehen ist: Im Seegaarder Wald (Søgård Skov) sind momentan schwere Maschinen unterwegs. Sägelärm dröhnt durch den Wald. Wer an die Lärmquelle gelangt, wird Zeuge einer umfassenden Baumfällaktion. Ein Nadelbaum nach dem anderen wird von der kräftigen Maschine abgesägt. Mitten im Wald hat sich schon eine größere Lichtung aufgetan.

Naturfreundinnen und -freunde müssen sich jedoch nicht vor die Maschinen werfen, um diese an ihrem gefräßigen Tun zu hindern.

Die Baumfällaktion findet nämlich der Natur zuliebe statt, wie die zuständige Forstamtsleiterin Inge Gillesberg betont.

Die Baumstämme werden der Industrie zugeführt. Foto: Karin Riggelsen

22 unberührte Wälder in Arbeit

Der 153 Hektar große Seegaarder Wald gehört zu den 22 dänischen Staatswäldern, die auf Sicht in einen sogenannten „unberührten Wald“ verwandelt werden sollen.

Ziel dieses Langzeitprogramms ist es, in diesen Wäldern die ursprüngliche Natur wieder herzustellen und die Biodiversität zu erhöhen. Mit anderen Worten: Die Aktion soll bessere Lebensbedingungen für die heimischen Tier- und Pflanzenarten schaffen.

Das geht nicht von heute auf morgen. Das erfordert Geduld. Das Entfernen von gebietsfremden Bäumen ist dafür aber eine Vorbedingung, wie Inge Gillesberg feststellt.

Das schwere Gerät hinterlässt sichtbare Spuren. Schon bald wird sich die Natur jedoch ihr Territorium zurückholen, ist die zuständige Forstamtsleiterin Inge Gillesberg überzeugt. Foto: Karin Riggelsen

Gebietsfremde Arten

Im Seegaarder Wald gibt es in manchen Bereichen recht große Nadelbaumflächen mit gebietsfremden Arten. „Schon aufgrund meiner Berufswahl kann ich wohl mir behaupten, ein grünes Herz zu haben. Es ist aber auch ein nüchternes Herz. Deshalb entfernen wir die Baumarten, die hier nicht hingehören, um den heimischen Arten mehr Platz zu geben“, sagt Forstamtsleiterin Inge Gillesberg, die für die Staatswälder in Nordschleswig zuständig ist. Zu ihrem Revier gehören außer dem Seegaarder Wald ein weiteres Waldgebiet in der Kommune Apenrade (Aabenraa), das aus dem Söser Wald (Søst Skov), dem Rieser Wald (Rise Skov) und dem Langbjerg Skov besteht und im Nordwesten der kommunalen „Hauptstadt“ gelegen ist. Teile des Linneter Waldes (Lindet Skov) und des Hönninger Forstes (Hønning Plantage) in der Kommune Tondern sowie der Augustenburger Wald (Augustenborg Skov) in der Kommune Sonderburg (Sønderborg)  gehören ebenfalls zu ihrem Revier und sind Teil des landesweiten Programms „Unberührter Wald“.

Die meisten Wälder, die sich in „unberührte Wälder“ verwandeln sollen, liegen in Jütland (Jylland). Foto: Naturstyrelsen

Sitka, Douglasie und Co.

Im Seegaarder Wald geht es momentan vor allem der Sitkatanne an den Kragen. Sie wird rigoros entfernt. Auch wenn dann größere kahle Stellen im Wald entstehen. „Nicht ganz so massiv gehen wir aber gegen die Douglasien vor. Sie gehören zwar auch nicht hierher. Wir haben aber im Seegaarder Wald jedoch einen gewissen Bestand an besonders schönen, hoch und gerade gewachsenen Bäumen dieser Art. Davon lassen wir einige stehen“, sagt die Forstamtsleiterin.

„Auch bei Lärchen und Fichten sind wir nicht ganz so streng. Die Arten gehören zwar ebenfalls nicht wirklich hierher, sind aber ihrem ursprünglichen Ausbreitungsgebiet recht nahe und ,vertragen’ sich sehr gut mit unseren heimischen Pflanzen und Tieren“, wie Gillesberg es ausdrückt.

„Außerdem erfreuen wir uns im Seegaarder Wald über einige Schwarzspechte, die sich gern mal auf einem Zweig dieser Nadelbäume niederlassen“, begründet die Forstamtsleiterin die Entscheidung, unterschiedlich mit den verschiedenen Baumarten umzugehen.

Einige besonders schön und hochgewachsene Nadelbäume dürfen bleiben. Foto: Karin Riggelsen

Kurzfristig kahle Stellen

Dennoch wird der Seegaarder Wald eine Weile ziemlich kahle Stellen vorweisen, ist der zuständigen Forstamtsleiterin bewusst. „Aber nicht sehr lange“, versichert sie. „Die Natur schließt diese offen Stellen relativ schnell. Schon bald werden Holunder, Eberesche und Weißdorn dort zu finden sein“, ist Inge Gillesberg überzeugt.

Die Baumfällaktion wird bis Jahresende im südlichen Teil des Seegaarder Waldes durchgeführt. Im kommenden Jahr rücken die Maschinen und Mannschaften dann in den nördlichen Teil vor. So ist es zumindest geplant.

Der Seegaarder Wald soll zu einem sogenannten „unberührten Wald“ umgewandelt werden. Das bedeutet, dass hier nur heimische Laub- und Nadelbäume bleiben dürfen. Foto: Karin Riggelsen

Rücksicht auf Fauna und Flora

Der Aktion geht jeweils eine genaue Sichtung voraus. Um Vogelnester, Fuchs- und Dachsbaue werden große Bögen gemacht. Auch auf Pilze und Moosarten wird Rücksicht genommen.

Die gefällten Baumstämme werden der Industrie zugeführt, zu Brennholz verarbeitet oder gehäckselt.

„Wir versuchen, weit möglichst Schäden an Waldwegen zu umgehen. Sollte es dennoch dazu kommen, werden wir sie schnellstmöglich nach dem Abtransport der Bäume wieder herrichten“, lautet das Versprechen der Waldbehörde.

Mehr lesen