Leserbericht

Der Sozialdienst/Seniorenkreis Bau auf Museumsbesuch in der Nachbarschaft

Der Sozialdienst/Seniorenkreis Bau auf Museumsbesuch in der Nachbarschaft

Der Seniorenkreis Bau auf Museumsbesuch in der Nachbarschaft

Hanns Peter Blume
Jardelund/Jarlund
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Vor dem ehemaligen Bauern- und Gasthof Foto: Hanns Peter Blume

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Besuch im „Christian Lassens Minde Museum" in Jardelund. Dass dieses Ziel lohnenswert werden würde, erfuhren die Teilnehmenden im Laufe des Nachmittags. Besonders die detailreichen Schilderungen der freiwilligen Mitarbeiterin Gudrun Lemke machten die Führung zu einem Erlebnis. Es war spannend, einen Einblick in das Leben einer dänisch gesinnten Familie in Südschleswig zu erhalten.

Die Geschichte des Hofes von Christian Lassen geht bis 1721 zurück.  Er brannte 1889 ab, wurde aber 1892 neu aufgebaut. Seit dieser Zeit ist alles erhalten geblieben, was nach dem Tod des letzten kinderlosen Besitzers aus der Familie, Christian Lassen, hinterlassen worden war.

Ein Blick in die gute Stube Foto: Hanns Peter Blume

Somit ist der Hof weniger ein Museum als ein bewahrtes Heim mit allen Gegenständen, die einst angefertigt oder angeschafft worden waren. Denn die Lassens waren Leute, die sparsam gelebt hatten und alles aufbewahrten, was vielleicht einmal wiederverwendet werden konnte. Dass man sich trotzdem einen gewissen Luxus geleistet hatte, konnten die Besuchenden daran erkennen, dass mehrere Räume, Wände und Decken im italienischen Stil ausgemalt worden waren. Andererseits war an ausreichend Aufwärmmöglichkeiten, sprich Öfen, lange gespart worden.

Christian Lassens Vater, Peter Lassen, hatte sich im Jahr 1900 eine Haushälterin aus Aarslev (bei Apenrade) auf den Hof geholt, die er 1903 heiratete. Es war Anna Lena Jacobsen, die innerhalb von 14 Jahren neun Kinder gebar; eines starb schon im Kleinkindalter, ein Sohn wurde seit 1945 im Krieg vermisst.

Christian Lassen (1908-2003) Foto: Hanns Peter Blume

Peter Lassen verstarb schon 1917, sodass seine Ehefrau mit den Kindern den 80 Hektar großen Hof allein bewirtschaften musste und bis 1943 auch noch einen Gasthof betrieb. Dieser musste auf Betreiben der Behörden stillgelegt werden, damit alle dort Beschäftigten zu kriegswichtiger Arbeit herangezogen werden konnten.

Anna Lena Lassen (geb. Jacobsen, 1872 bis 1971) Foto: Hanns Peter Bluhme

Das Regiment der Mutter war streng und auf Sparsamkeit ausgerichtet. Alle Kinder mussten auf dem Hof mithelfen und der Mutter das Versprechen geben, nicht zu heiraten. Deshalb ist es umso verwunderlicher, dass alle Mädchen/Töchter eine Kiste mit Aussteuer erhielten. Die Gegenstände der Aussteuer sind heute im Museum zu sehen (Wäsche, Silberbesteck, Porzellan und vieles mehr).

Beim Kaffee in der Durchfahrt - im Hintergrund in der Ecke die erhöhte Musikerbühne sowie eine Sammlung von Radios, darunter das erste auf dem Hof: ein Gerät von B&O Foto: Hanns Peter Blume

Als die Mutter 1971 mit 99 Jahren verstarb, übernahm Sohn Christian das Erbe bis zu seinem Tode 2003. Alle Geschwister blieben unverheiratet, arbeiteten mit auf dem Hof oder hielten zumindest engen Kontakt untereinander, wenn sie nicht dort lebten. Eine fürwahr rührende Familiengeschichte.

Vor seinem Tod hatte Christian einen Vertrag mit „Fælles Landboforening for Sydslesvig e. V." abgeschlossen, dass dieser Verein Besitzer/Eigner des Hofes werden und ihn als Museum erhalten sollte. Für diese Aufgabe hatte er eine nicht unbeträchtliche Summe hinterlassen.

Im Garten hinter dem Hof Foto: Hanns Peter Blume

Seine letzten Lebensjahre musste Christian Lassen altersbedingt in Flensburg in einem dänischen Altenheim verbringen. Aber als Mensch vom Lande vermisste er seinen Hof sehr und besuchte ihn bisweilen mit seinem eigenen Auto, das aber von einer anderen Person gefahren wurde.

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