Wirtschaftsbarometer

Apenrade in Nordschleswig auf Spitzenposition

Apenrade in Nordschleswig auf Spitzenposition

Apenrade in Nordschleswig auf Spitzenposition

Apenrade/Aabenraa
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Der Apenrader Hafen ist ein großer Wirtschaftsakteur in der Kommune. (Archivfoto) Foto: Aabenraa Havn

Bei der jüngsten Umfrage unter DI-Unternehmen schaffte es die Kommune auf Rang 22 und ergatterte sich damit erneut die Spitzenposition in Nordschleswig. Der Erfolg ist vor allem den enormen Verbesserungen in einigen Kategorien zuzuschreiben. Der Bürgermeister freut sich über das Ergebnis, bleibt aber weiterhin skeptisch gegenüber der Untersuchung.

Wie erfolgreich ist die Kommune, um gute Bedingungen für die lokale Wirtschaft zu schaffen? Im vergangenen Jahr war die Enttäuschung bei Apenrades Bürgermeister Thomas Andresen (Venstre) deutlich zu spüren, als er sich zu dem Ergebnis der damals jüngsten Wirtschaftsstudie (Erhvervsklima 2019) äußerte. Die jährliche Untersuchung der Dachorganisation der dänischen Wirtschaft, Dansk Industri (DI), verwies die Kommune nämlich auf Platz 48 – von 92 Kommunen. Im Jahr zuvor landete sie noch auf Rang 18. Ein herber Schlag – auch für den Bürgermeister.

Doch schon in diesem Gespräch erklärte Andresen, dass nun „hart an Verbesserungen gearbeitet wird. Wir werden sehen, an welchen Schrauben wir drehen müssen.“

Und die Arbeit scheint sich gelohnt zu haben. Bei der jüngsten DI-Studie erreichte Apenrade nämlich einen 22. Platz und setzte sich damit, nach 2018, wieder an die Spitze der vier nordschleswigschen Kommunen. „Ich freue mich über das Resultat und darüber, dass unser Einsatz Früchte getragen hat“, sagt er auf Anfrage des „Nordschleswigers“. „Die Unternehmen sehen, dass wir uns sehr bemühen“, sagt er.

Großer Sprung

Besonders im Bereich „Information und Dialog mit der Kommune“ scheinen sich die kommunalen Mitarbeiter enorm ins Zeug gelegt zu haben, denn dort rückte Apenrade aus dem letzten Viertel um ganze 39 Plätze auf Rang 36. Hans Ollig, Vorsitzender von DI Sønderjylland, erklärt dazu: „Alles dreht sich um gute Kommunikation zwischen der Kommune und den Unternehmen, denn wenn die Firmen nichts von ansonsten guten kommunalen Angeboten wissen, fehlt ein bedeutender Teil. Und es sieht so aus, als wenn die Kommune Apenrade ihre Hausaufgaben gemacht hat und in diesem Bereich wesentlich bessere Bedingungen für die Unternehmen geschaffen hat, als im Jahr zuvor.“

Mehr Bürger, mehr Unternehmen

Und in noch einer Kategorie glänzt die Kommune: „Das Image der Kommune“ wurde deutlich aufpoliert und stieg bei der Umfrage unter 92 teilnehmenden Unternehmen von Platz 68 auf Rang 30. Genießt die Kommune einen guten Ruf, lockt das auch neue Bürger an und damit neue Arbeitskraft für die lokalen Firmen, die auf gut ausgebildete Kräfte angewiesen sind. „Wenn es etwas gibt, von dem eine Kommune lebt, dann davon, dass beständig neue Unternehmen und Bürger hinzukommen. Ansonsten ist es eine Sackgasse, aus der es kaum ein Entkommen gibt“, meint Hans Ollig.

Einfluss begrenzt

„Bei diesen Kategorien haben wir als Kommune noch Einfluss und können sie mit unserem Einsatz verändern“, erklärt Thomas Andresen. Doch es gebe auch Bereich, wo das schwer sei, meint er. Er schließt damit  an seine Kritik an die Untersuchung aus dem Vorjahr an. „Wir können im Bildungsbereich nicht besser werden, wenn die staatlichen Rahmenbedingungen uns keine Spielräume lassen“, erklärt er unter anderem und spielt damit auf das mittelprächtige Ergebnis der Kommune in der aktuellen DI-Untersuchung an. So wird erwartet, dass es in Apenrade weniger Bürger geben wird, die zehn Jahre nach ihrem Volksschulabschluss mindestens eine Ausbildung abgeschlossen haben. Das sei Statistik und sollte nicht mit bewertet werden, findet Andresen. Die statistischen Faktoren machen ein Drittel des Gesamtergebnisses aus.

Nicht auf Ergebnis ausruhen

Und Andresen hat noch einen weiteren Kritikpunkt: „Es ist ja auch möglich, dass wir uns gar nicht verbessert haben, sondern die anderen Kommunen einfach nur schlechter von den dort ansässigen Unternehmen bewertet wurden“, sagt er.

Jede Krone, die wir in die Wohlfahrt stecken können, verdienen wir durch die ansässigen Unternehmen und ihre Mitarbeiter

Bürgermeister Thomas Andresen

Und trotz seiner Kritik will der Bürgermeister mit seinen Mitarbeitern weiterhin daran arbeiten, die Kommune für die Wirtschaft attraktiv zu machen. „Jede Krone, die wir in die Wohlfahrt stecken können, verdienen wir durch die ansässigen Unternehmen und ihre Mitarbeiter“, erklärt er das Bemühen. „Wir wollen uns nicht auf dem aktuellen Ergebnis ausruhen. Wir wollen weiter besser werden.“

 

DI-Wirtschaftsbarometer

Die Studie „Erhvervsklima 2020“, wird seit elf Jahren von der Dachorganisation „Dansk Industri“ erstellt. Dänische Unternehmen werden nach ihren Standpunkten zur kommunalen Infrastruktur befragt. 7.616 Unternehmen haben sich in diesem Jahr landesweit an der Untersuchung beteiligt. In der Kommune Apenrade waren es 92. Das Wirtschaftsbarometer wurde in 92 der 98 dänischen Kommunen erstellt.

Dansk Industri ist eine Dachorganisation für Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Dazu gehören Produktion, Bau, Transport, Lebensmittel, Großhandel, Beratung und Service. Die Unternehmen unter DI repräsentieren über 320.000 Arbeitsplätze und damit etwa 18 Prozent der privat Beschäftigten im Land.

Die Untersuchung ist in neun Kategorien unterteilt.

Die Kommune Apenrade rangierte 2018 auf Platz 2, im vergangenen Jahr rutschte sie auf Rang 48 und ergatterte sich in diesem Jahr mit einem 22. Platz die Spitzenposition unter den vier nordschleswigschen Kommunen.

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