Deutsche Minderheit

Das sagt Jasper von der AG Zukunft zum Stand der Dinge

Das sagt Jasper von der AG Zukunft zum Stand der Dinge

Das sagt Jasper von der AG Zukunft zum Stand der Dinge

Apenrade/Aabenraa
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Bei der Delegiertenversammlung des Bundes Deutscher Nordschleswiger 2023. Unter den Vorschlägen der AG Zukunft war auch die Idee der Basisdemokratie. Dieser Gedanke wird jedoch nicht wieder verfolgt. Die BDN-Bezike bestimmen weiterhin Delegierte, die bei der Hauptversammlung Stimmrecht haben. Foto: Gwyn Nissen

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Der Prozess an sich war wertvoll, sagt Jasper Andresen von der AG Zukunft über die viel diskutierte Strukturreform innerhalb der deutschen Minderheit. Im Interview erläutert er, wie er den Prozess und den Stand der Dinge betrachtet.

Jasper Andresen ist Vorsitzender des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Zukunft, die in den vergangenen Monaten eine mögliche organisatorische Neustrukturierung des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) diskutiert und ausgiebig erörtert hat.

Nach einem Visionsseminar und einem Hauptvorstandstreffen steht fest, dass viele der Vorschläge nicht umgesetzt werden. „Der Nordschleswiger“ hat den 38-Jährigen gefragt, wie er die Situation betrachtet, nachdem der Hauptvorstand des BDN am Montagabend sieben von elf Vorschlägen vorerst ad acta gelegt hat.

Was ist dein Fazit nach Monaten der Diskussion und der Entscheidungsfindung, die zum Teil ohne Neuerungen abgeschlossen ist?

„Obwohl einige kontroverse Dinge in unserem Katalog standen, sind die Ideen eigentlich gut aufgenommen worden. Wir hatten einen Grundsatz: Alles darf gesagt und gedacht werden. Wenn wir die Minderheit neu erfinden sollten, wie würden wir uns dann aufstellen – dieses Gedankenspiel hat dafür gesorgt, dass wir sehr konstruktiv diskutiert und auch ein paar Dinge auf den Kopf gestellt haben. Sicherlich wussten wir auch, dass die Zeit nicht reif ist für ein paar der Dinge, die wir vorgeschlagen haben. Manche Punkte sind ein wenig schnell unter den Tisch gefegt worden. Oft ist es so, dass die Minderheit sehr, sehr lange braucht, um sich an Veränderungen zu gewöhnen. Das hat man vor allem bei der Zeitung gesehen („Der Nordschleswiger“ wurde 2021 digitalisiert, Anm. d. Red.). Aber es ist nicht so, dass ich jetzt enttäuscht herumlaufe und das Gefühl habe, dass wir nicht gehört wurden. Ich hoffe auf jeden Fall, dass wir auf irgendeine Art und Weise ein paar Ideen gepflanzt und auf ein paar Dinge aufmerksam gemacht haben. Vielleicht haben wir auch in Bezug auf die Grundsätze den Stein ins Rollen gebracht.“

Jasper Andresen
Jasper Andresen ist Mitglied der AG Zukunft und Vorsitzender des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig. Foto: Karin Riggelsen

 

Demnach war der Prozess als solcher wertvoll, auch wenn die Mehrzahl der Vorschläge jetzt fallengelassen wurde?

„Ja, auf jeden Fall. Es war das erste Mal, dass wir in der Minderheit eine solche Arbeitsgruppe eingerichtet und so einen Prozess durchgeführt haben. Für das nächste Mal kann man sich überlegen, ob man ein paar Dinge anders machen könnte. Ob überhaupt Hauptvorstandsmitglieder dabei sein sollten. Oder ob die Vorschläge erst intern besprochen werden, bevor sie ganz Nordschleswig diskutiert. Grundlegend glaube ich, dass es ein wertvoller Prozess gewesen ist. Die Diskussion beim Hauptvorstands-Seminar war sehr gut – und wichtig. Auch wenn es manchmal kontrovers zuging und manche sehr, sehr schnell in den Verteidigungsmodus gegangen sind: Die Grundsätze von dem, was wir angesprochen haben, wurden gesehen. Und zwar, dass wir grundlegend in der Minderheit und in den Verbänden enger miteinander zusammenarbeiten müssen, um die besten Voraussetzungen für ein schönes Minderheitenleben für unsere Mitglieder schaffen zu können. Ich denke, das haben alle verstanden.“

Von außen betrachtet kann man sagen, dass ihr monatelang geredet und diskutiert habt und am Ende passiert jetzt im Grunde erst einmal nicht viel. Gehst du davon aus, dass einige der Vorschläge zu einem anderen Zeitpunkt nochmal aufblühen werden?

„Ich hoffe auf jeden Fall, dass die Gründe dafür, weshalb wir die Vorschläge gemacht haben, Thema bleiben. Ich kann mir vorstellen, dass der Katalog wertvoll ist. Da haben einige Leute recht lange dran gesessen und darüber gegrübelt. Vor allem haben sich viele Leute im Nachhinein detailliert damit beschäftigt. Dieser Prozess darf nicht einfach so aufhören. Wir müssen immer wieder schauen: Wie stellen wir uns auf? Damit wir einerseits so gut wie möglich funktionieren, aber auch attraktiv bleiben. Die Gesellschaft hat sich dahin gehend geändert, dass man sich von allem das Beste aussucht und nicht mehr per Definition sagt: Ich bin deutsche Minderheit. Daher müssen wir immer aktuell bleiben!“

Ob das mit einem größeren Einsatz oder ob es mit einer Mitgliedschaft der Vereine im BDN gelöst wird – ich kann gar nicht sagen, was ich für richtig halte. Der Kern daran ist wichtiger als die Lösung als solche.

Jasper Andresen, AG Zukunft

 

Mit Blick auf eine mögliche Basismitgliedschaft stehen jetzt zwei Vorschläge im Raum. Die automatische BDN-Mitgliedschaft oder eine bessere Informationspolitik, indem man neue Nutzerinnen und Nutzer besser über das bestehende Angebot der BDN-Verbände informiert. Wünscht sich die AG Zukunft weiterhin eine Basismitgliedschaft ?

 

„Mit der Basismitgliedschaft ging es uns darum, Daten zu erfassen. Um zu wissen, wer in unseren Institutionen und Vereinen aktiv ist. Einfach mal eine gesammelte Liste von Menschen zu haben, die unsere Institutionen nutzen. Zu wissen, wer spielt bei uns Handball, welche Eltern haben ihre Kinder in den deutschen Schulen. Das wurde auf dem Seminar und im gesamten Verlauf besonders kontrovers diskutiert, weil es manche Leute als Zwangsmitgliedschaft empfunden haben. Wobei wir es nie als Zwangsmitgliedschaft im Sinn hatten. Es ging nicht darum, die Menschen zuzumüllen, sondern darum, ihnen zu zeigen, dass sie gewisse Vorteile haben, wenn sie Teil der Minderheit sind. Ich verstehe die rechtlichen Vorbehalte, aber letzten Endes ist mir nur wichtig, dass ein Bewusstsein dafür geschaffen wird, dass man Teil von etwas Größerem ist. Ob das mit einem größeren Einsatz der Schulen oder der Büchereien oder Vereine funktioniert oder ob es mit einer Mitgliedschaft der Vereine im BDN gelöst wird – ich kann gar nicht sagen, was ich für richtig halte. Der Kern daran ist wichtiger als die Lösung als solche.“

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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