Hochwasser

Trotz DMI-Warnung: Hat der ARV die Sturmflut unterschätzt?

Trotz DMI-Warnung: Hat der ARV die Sturmflut unterschätzt?

Trotz DMI-Warnung: Hat der ARV die Sturmflut unterschätzt?

Apenrade/Aabenraa
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Apenrader Ruderverein
Der Pegel stieg so hoch, dass auch die höher gelegene Straße überspült wurde. Damit hatte man beim ARV aus den Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte nicht gerechnet. Foto: Gerrit Hencke

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Die Sturmschäden beim Apenrader Ruderverein sind immens. Nun regt sich Kritik, der ARV habe zu spät zu wenig getan, um sich vor den Fluten zu schützen, obwohl die Schwere der Sturmflut tagelang absehbar gewesen sei. Der Vorsitzende Peter Asmussen sagt dem „Nordschleswiger“: „Wir dachten, unsere Sicherungsmaßnahmen würden ausreichen.“

Nach der schweren Sturmflut ist die Höhe der Schäden beim Apenrader Ruderverein (ARV) noch immer nicht klar. Nach einer Begehung durch die Versicherung „wissen wir noch nichts Genaueres“, so der Vorsitzende Peter Asmussen gegenüber dem „Nordschleswiger“.

Es sei bisher nur eine Bestandsaufnahme gemacht und die Substanz des Hauses geprüft worden. „Die Schäden sind nicht so gravierend, wir dürfen also ins Haus“, so Asmussen. Es gebe aber in Kürze erneut eine Besichtigung, wo es um die Inventarschäden geht. Zerstört wurde auch die Steganlage. Der Wiederaufbau dürfte Schätzungen nach rund 350.000 Kronen kosten. 

Kritik an ARV-Maßnahmen

Weil Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer in Dänemark selbst für die Vorsorge verantwortlich sind, wurde in Reaktion auf die Berichterstattung über die Sturmflutschäden beim ARV Kritik gegenüber dem „Nordschleswiger“ geäußert, der Ruderverein habe vorab unzureichende Präventionsmaßnahmen getroffen.

Schwere der Sturmflut vorab bekannt

Fest steht, dass das Dänische Meteorologische Institut (DMI) am Dienstag, 17. Oktober, bereits vor Überflutungen entlang der Ostküste warnte. In Apenrade war für Freitag, 20. Oktober, ein Wert von 1,90 Meter über normal vorausgesagt worden.

Am Donnerstag, 19. Oktober, warnte das DMI dann sogar vor einem Wasserstand, der bis zu 2,4 Meter über den Normalwert steigen könnte. In Apenrade kletterte der Pegel am Ende auf 2,16 Meter. Eine historische Sturmflut.

Wasser war trotz Sandsackbarrieren in das Vereinsheim eingedrungen. Foto: Privat

Aabenraa Roklub rettet Steganlage

Der benachbarte Aabenraa Roklub hatte bereits am Mittwoch, 18. Oktober, seine Steganlage an Land geholt, während die des ARV im Wasser verblieb. Dabei habe es wohl von den Nachbarn auch das Angebot gegeben, die Brücke ebenfalls zu sichern, was nicht angenommen wurde, so die Kritik.

„Von so einem Angebot weiß ich nichts“, sagt Asmussen. „Wir haben im Vorfeld daran gedacht, die Brücke einzuholen, aber das erfordert mehr Aufwand.“ Es benötige einen Monat Vorlauf. Jedes Jahr im Herbst werde die Brücke vor den Novemberstürmen an Land geholt. Für dieses Jahr sei das für den 29. Oktober terminiert gewesen.

 

Bootsanleger ARV
Der Bootsanleger wurde durch die Sturmflut zerstört. Foto: Gerrit Hencke

Maßnahmen haben nicht ausgereicht

„Es gab die Prognosen, aber es war kaum abzusehen, dass das Wasser so hoch kommt“, sagt Asmussen mit Blick auf 30 Jahre, die er beim ARV bereits im Vorstand sitzt. Bei den Verantwortlichen habe es die Hoffnung gegeben, der Strandvej vor dem Vereinshaus stelle einen ausreichenden Schutz dar, da er etwas höher liege. „Durch die Windrichtung und die Brandungswellen schwappte das Wasser aber über“, so Asmussen. 

Das Vereinsheim wurde dennoch gesichert. Mit Folien und Sandsäcken bis einen Meter Höhe wurden alle Türen gesichert. „Wir dachten, unsere Sicherungsmaßnahmen würden ausreichen“, so Asmussen. Als das Wasser dann kam, seien die Räume langsam vollgelaufen.

„Wir dachten nicht, dass das Wasser über die Straße kommt“, sagt Asmussen. Der Fitnessraum, ein Anbau des Vereinsheims, in dem sich Ruderergometer und weitere Geräte befinden, wurde durch das auflaufende Wasser geflutet, die Gerätschaften möglicherweise in Mitleidenschaft gezogen.

Strandvej
Der Strandvej liegt erhöht auf einem Damm. Die Brandungswellen überspülten die Straße in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober. Dahinter liegen unter anderem die Gebäude des Aabenraa Roklub und des Apenrader Rudervereins (vorne rechts). Foto: Gerrit Hencke

Beim benachbarten Ruderclub befindet sich der Fitnessbereich im Obergeschoss und blieb daher unversehrt. Doch einen ersten Stock gibt es beim ARV nicht. Als im Jahr 2018 der Erweiterungsbau an das Vereinsheim geplant wurde, gab es im Vorfeld Diskussionen, wie dieser aussehen sollte. „Am Ende war es eine Kostenfrage. Außerdem ermöglichte die Statik kein Obergeschoss auf dem bestehenden Gebäude.“ So kam der Anbau, wie er heute steht. Dieser sei zu einem Drittel von der Minderheit finanziert worden, so Asmussen.

Offen für Gespräche

„Es gibt natürlich viele Überlegungen jetzt, was man hätte besser machen können, aber wir mussten auch schauen, was ist in der Kürze der Zeit realisierbar war.“ Hinterher sei man immer klüger. Und weiter: „Ich freue mich über konstruktive Kritik und bin offen, etwas dazuzulernen“, sagt Asmussen. Er sei gerne bereit, mit Kritikerinnen und Kritikern zu sprechen.

„Der Verlust der Sachwerte ist schlimm, aber es ist niemand zu Schaden gekommen. Das zählt“, so der Vorsitzende.

Hoffen auf Sturmflut-Fonds

Und so laufen noch die kommenden sechs Wochen weiter die Bautrockner im Gebäude, die Rudergeräte werden auseinandergenommen und geprüft, und wird zerstörtes Inventar entsorgt. Was den Steg betrifft, so hofft Asmussen auf eine Kompensation aus dem Sturmflut-Fonds. „Das steht aber noch in den Sternen.“

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