Grenzland

Ohne Sonderregel kein deutsch-dänisches Ringreiten

Ohne Sonderregel kein deutsch-dänisches Ringreiten

Ohne Sonderregel kein deutsch-dänisches Ringreiten

Apenrade/Flensburg
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Ein kurzer Trip über die Grenze für einen Ausritt am Strand ist derzeit zwar möglich, aber teuer (Archiv). Foto: Thomsen

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Corona erschwerte den Grenzübertritt. Aber auch nach dem Ende der Beschränkungen gibt es offenbar Probleme für ein deutsch-dänisches Grenzlandleben – zumindest für Menschen, die Pferde besitzen.

Im Laufe der Zeit werden die Hürden im Grenzland nicht zwingend kleiner. Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger, erinnert sich: „2007 planten wir unser erstes deutsch-dänisches Ringreiten. Die Planung war schon weit fortgeschritten, dann aber sahen wir, es wird nicht klappen.“ Die damals geltenden Regeln standen einem gemeinsamen Fest entgegen. Die Pferde hätten tierärztlich untersucht werden müssen, „das wäre teuer gewesen“, erinnert sich Jürgensen. So wurde das Fest abgesagt.

In den folgenden Monaten, so der Hauptvorsitzende, arbeitete man grenzüberschreitend an dem Problem – mit Erfolg. Das erste grenzüberschreitende Ringreiten konnte 2009 in Fehle/Sophienthal (Sofiedal) stattfinden, „mithilfe einer Sonderlösung“, wie Hinrich Jürgensen erklärt. „Die Ringreiter mussten ihren Pferdepass vorzeigen und eine Erklärung unterschreiben, dass sie innerhalb von 24 Stunden wieder in das jeweils andere Land zurückkehren." Das galt auch noch 2014 und hätte auch 2020 gelten können. Doch die Corona-Pandemie stoppte das deutsch-dänische Grenzfest – auch 2021, wohin es verschoben wurde. Corona war immer noch da.

Nun scheint die Pandemie unter Kontrolle, ein deutsch-dänisches Ringreiten 2022 wird es aber nicht geben. Denn die Sonderlösung gibt es nicht mehr. „Pferdehalter kamen auf uns zu und erzählten, dass die Sonderregelung am 17. Oktober 2021 ausläuft." Es werde, so Jürgensen, zwar an einer Lösung gearbeitet, aber ob diese im August 2022 auf dem Tisch liegen werde, das sei nicht klar, und so habe man das Fest erneut absagen müssen. „Es ist mit großen Ausgaben verbunden“, so Jürgensen, die Lage sei einfach zu unsicher.

Nicht nur ein Problem für Ringreitende

Das Problem betrifft nicht nur Ringreitende, die mit ihrem Ross die Grenze kreuzen wollen. Wie die Zeitung „Flensborg Avis" berichtet, hat der Wegfall der Sonderregelung auch Auswirkungen auf den deutsch-dänischen Pferdesport. Die Zeitung berichtet von einer Pferdeeignerin, in Nordschleswig wohnend, die ihre Klubmitgliedschaft südlich der Grenze aufgelöst hat.

Und Birgit Jørgensen, Rothenkrug (Rødekro), Vorstandsmitglied des dänischen Holsteiner-Verbandes, berichtet in „Flensborg Avis“ davon, dass die Zusammenarbeit mit Klubs in Leck und Ladelund eingestellt ist und von  2.500 Kronen, die ein notwendiges Zertifikat für den Grenzübertritt des Pferdes kostet.

Der Kreis Schleswig-Flensburg hat eine Infoseite auf seiner Homepage eingerichtet. Dort wird festgestellt:

„Das Ausreiten nach Dänemark im Rahmen des kleinen Grenzverkehrs ist zurzeit nicht erlaubt, da Ausnahmeregelungen für einzelne Regionen nach der neuen EU-Gesetzgebung (Animal Health Law) nicht mehr vorgesehen sind.“

Die Erleichterungen für Reitende, so heißt es weiter, die aus den grenznahen Kreisen Nordfriesland und Schleswig-Flensburg lediglich mit dem Pferdepass und einer selbst ausgestellten Erklärung nach Dänemark ausreiten konnten, seien seit dem 17. Oktober 2021 gestrichen. Dies gelte auch für die erleichterte Teilnahme an Turnieren in Dänemark, bei der ein Zertifikat vom Veterinäramt zusammen mit der Meldebestätigung des Turnierveranstaltenden genügte, um zum Turnier zu reisen. Auch diese Möglichkeit sei derzeit ausgesetzt.

Die Pressestelle des Kreises betätigte auf Anfrage des „Nordschleswigers“ wie auch auf der Homepage genannt, dass Gespräche zwischen Berlin und Kopenhagen laufen würden. Der Kreis meint, aus fachlicher Sicht würde nichts dagegensprechen, zur alten Sonderregelung wieder zurückzukehren.

Der Kreis weist auf seiner Homepage schließlich darauf hin, dass „jedes Pferd beim Übertritt über die deutsch-dänische Grenze von einem Traces-Zertifikat begleitet werden muss. Dieses muss beim zuständigen Veterinäramt beantragt werden und setzt eine amtstierärztliche Begutachtung des Pferdes voraus.“

Hansen: Keine einfache Sache

Peter Hansen, Leiter des Regionskontors in Pattburg (Padborg), kennt das Problem, viele Pferdehalterinnen und -halter hätten in den vergangenen Monaten das Regionskontor angerufen, so Hansen. Seiner Information nach suchen auf deutscher Seite das Bundeslandwirtschaftsministerium und auf dänischer Seite Fødevarestyrelsen nach einer Lösung. „Aber von heute auf morgen wird das nichts“, meint Hansen. Die Sache sei nicht  einfach zu lösen. Er merkt aber auch an, dass es derzeit nicht unmöglich sei, das Pferd über die Grenze zu bringen, wenn auch teurer und aufwendiger. Auch sei die EU-Regel  gemacht worden, um das Ausbreiten von Tierseuchen zu verhindern.

Hansen fällt andererseits auch auf, dass die Grenztauglichkeit neuer Gesetze bei ihrer Schaffung nicht immer beachtet wird. Seines Wissens nach müssen Pferdehaltende auf deutscher Seite etwa 100 Euro zahlen, auf dänischer Seite 400 Euro für ein Tracer-Zertifikat.

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