Deutsch-Dänisch

Fogh und seine Umarmung mit Angela Merkel

Fogh und seine Umarmung mit Angela Merkel

Fogh und seine Umarmung mit Angela Merkel

DN
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Anders Fogh Rasmussen beim Interview mit Siegfried Matlok im Büro seiner Organisation „Alliance of Democracies“ in der Bredgade in der Kopenhagener Innenstadt, die kürzlich von der chinesischen Regierung auf eine Strafliste gesetzt worden ist. Foto: DK4

Diesen Artikel vorlesen lassen.

DK4-Interview: Kein dänischer Politiker kennt die Bundeskanzlerin so gut wie Anders Fogh Rasmussen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich große Verdienste um Deutschland und Europa, aber auch um das transatlantische Verhältnis erworben. So würdigt der frühere dänische Staatsminister und ehemalige Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen die vergangenen 16 Jahre der Ära Merkel.

Anders Fogh ist der dänische Politiker, der Angela Merkel am öftesten getroffen hat und am besten kennt. In der Sendereihe „Dansk-tysk med Matlok“ auf DK4 lautet sein Urteil über die deutsche Kanzlerin:

„Sie ist eine glaubwürdige Politikerin, die Wort hält – und das schätze ich so sehr an ihr. Merkel gilt als kühl, zielbewusst, und mit ihrem naturwissenschaftlichen Hintergrund ist sie die Meisterin des Details. Sie lässt sich selten durch etwas begeistern, aber ich glaube, dass ich der einzige bin, den Angela Merkel jemals umarmt hat („knus“) – eine Umarmung von ihr, nachdem die Operation geglückt war, und meine Wahl als Nato-Generalsekretär feststand“, berichtet Anders Fogh über seine persönlichen Erfahrungen mit Angela Merkel, die nach seinen Worten als „Treibkraft“ seine Ernennung als Generalsekretär von 2009 (bis 2014) durchgesetzt hatte.

 

Merkel hat Deutschland verändert

Hat sich Deutschland in den letzten 16 Jahren  unter Merkel verändert?

Anders Fogh: „In hohem Maße, auch trotz der deutschen Grundhaltung, nicht offen eine Führungsrolle übernehmen zu wollen. Die ist historisch bedingt, auch aus Angst davor, dass die Nachbarn das Gefühl einer deutschen Dominanz empfinden könnten. Persönlich bin ich der Meinung, dass die Zeit in Deutschland jetzt reif ist, dieses Schuldgefühl aufzugeben, um eine stärkere Rolle in der Weltpolitik zu spielen, die auch in der ökonomischen Kraft Deutschlands begründet ist. 

Aus meiner Sicht hat Angela Merkel Deutschland in diesem Prozess schrittweise verändert, denn das ist keine leichte Aufgabe. Das haben wir auf dem Balkan und in Afghanistan erlebt – auch in Libyen, wo Deutschland sich zwar enthalten hat, wo aber Merkel eine Blockade der Nato durch Deutschland verhindert hat. Das sehen wir auch in der Euro-Krise und jetzt in der Corona-Krise. Da sind Lösungen gefunden worden, die man nach meiner Einschätzung nicht gefunden hätte, wenn nicht Angela Merkel am Ruder gewesen wäre.“

 

Merkel und die Mohammed-Krise

Im Interview wird Fogh auch zur Mohammed-Krise befragt, die sich 2006 durch die Mohammed-Karikatur  für Dänemark außenpolitisch bedrohlich zugespitzt hatte.

Siegfried Matlok verweist darauf, dass Fogh während der Krise in einer Rede vor dem deutsch-dänischen Handelsklub unterstrichen hatte, dass es für Dänemark gut sein, in dieser Notlage einen Freund wie Deutschland hinter sich zu wissen.

Anders Fogh: „Merkel hat von Beginn an verstanden, dass es dabei um die Frage der Meinungsfreiheit ging, die auf dem Spiel stand. Die dänische Regierung erhielt zwar Unterstützung aus vielen Ländern, aber Merkel gehörte zu den Allerersten, die uns ihre Unterstützung gab. Sie war ja noch relativ jung im Amt als Bundeskanzlerin, aber ich habe schon frühzeitig verstanden, dass sie auch ideologische Ziele verkörpert. Viele sehen Merkel nicht als Ideologin, aber bin ich anderer Meinung. Sie hat Grundhaltungen  aus ihrer Abstammung in Ostdeutschland und deshalb hat sie gewusst, dass es hier um die Meinungsfreiheit ging.“

Das gesamte Interview mit Anders Fogh finden Sie unter www.nordschleswiger.dk oder auf YouTube.

 

 

 

 

Mehr lesen

„Mojn Nordschleswig“

Jetzt im Podcast: Mit 18 nach Brüssel und die Trophäe aus Barcelona

Apenrade/Aabenraa Cornelius von Tiedemann begrüßt die Politik-Juniorinnen Amelie Petry und Wencke Andresen, die ihm von ihrer Reise nach Brüssel berichten – und Chefredakteur Gwyn Nissen, der aus Katalonien eine Überraschung mitgebracht hat. Walter Turnowsky befragt die Glaskugel nach dem Termin für die nächste Folketingswahl, und Helge Möller fordert Hannah Dobiaschowski in „Wer hat’s gesagt?“ heraus.

Amelie Petry, Wencke Andresen

Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Wenn Minderheiten als Gefahr für andere dargestellt werden“