Sprachkurse

Neue Gebühren: Weniger lernen Dänisch, Lehrer werden entlassen

Neue Gebühren: Weniger lernen Dänisch, Lehrer werden entlassen

Neue Gebühren: Weniger lernen Dänisch, Lehrer werden entlassen

Apenrade/Kopenhagen
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Sprachunterricht für osteuropäische Landwirtschaftsarbeiter. (Archivbild) Foto: Bo Amstrup/Ritzau Scanpix

Einwanderer aus Deutschland und anderen Ländern müssen auf politischen Wunsch für Sprachkurse neuerdings tief in die Tasche greifen. Viele können oder wollen das nicht. Sprachschulen und Politiker sind besorgt. Die Schleswigsche Partei in Hadersleben will das Problem kommunal lösen.

Vor einem Jahr hat die AOF-Syd-Sprachschule in Apenrade 18 Dänischlehrer beschäftigt, jetzt sind es noch 10. Die acht Entlassungen seien direkt auf den Beschluss von Regierung, Sozialdemokraten  und Dänischer Volkspartei (DF) zurückzuführen, dass sogenannte „selbst versorgende“ Einwanderer ihre Dänischkurse zum Teil selbst bezahlen müssen, sagt Peter Thode Loft, Direktor der Sprachschule, im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

Insgesamt besuchten einem Bericht von Danmarks Radio zufolge Ende 2018 10.000 „selbst versorgende“ Ausländer weniger einen Sprachkursus als im ersten Halbjahr 2018, wo der Unterricht für die Teilnehmer noch kostenlos war. Damit hat sich ihre Zahl fast halbiert auf 12.145.

Lotte Rod: Mehr sollten Dänisch lernen

Seit der Gesetzesänderung müssen die Teilnehmer pro Modul 2.000 Kronen zahlen – wer den Abschluss, der für den Erwerb der Staatsbürgerschaft Voraussetzung ist, machen möchte, braucht sechs Module, also 12.000 Kronen. Und muss noch zusätzlich 1.250 Kronen Kaution hinterlegen.

Für Lotte Rod, staatsbürgerschaftspolitische Sprecherin der Radikale Venstre im Folketing, waren die Folgen des Gesetzes schon damals absehbar, jetzt „sehen wir den Preis: Viel weniger lernen Dänisch. Das ist sowohl ärgerlich als auch unklug“, schreibt sie dem „Nordschleswiger“. „Wir sollten doch dafür arbeiten, dass mehr Dänisch lernen!“

Carsten Leth Schmidt
Laut dem SP-Vorsitzenden Carsten Leth Schmidt kann die Schleswigsche Partei auch in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle in der nordschleswigschen Politik spielen. Foto: Karin Riggelsen

 

SP sucht kommunale Lösung

Carsten Leth Schmidt, Vorsitzender der Schleswigschen Partei (SP), sieht das ganz ähnlich. „Wir wollen in der Kommune Hadersleben in Verbindung mit einer Arbeitsmarktstrategie sagen, damit Leute sich auf dem Arbeitsmarkt einbringen können, brauchen sie Sprachkenntnisse. Deswegen ist es eine kommunale Aufgabe und ganz natürlich, das zu unterstützen. Diese Diskussion führen wir, und im August laufen die nächsten Budgetverhandlungen, und wir sind hoffnungsvoll.“ Auch wenn es um die dänische und nicht um die deutsche Sprache gehe, sei der Spracherwerb von Zuzüglern ein ganz wichtiger Politikpunkt für die SP, so Leth.

DF: Wer nicht zahlt, der will auch nicht

Für Flüchtlinge ist der Dänischunterricht in Dänemark weiterhin fünf Jahre lang gratis. Doch es kommen kaum noch Asylbewerber nach Dänemark – und noch weniger werden als Flüchtlinge anerkannt. Weil jetzt auch noch die Gaststudenten und Arbeitnehmer aus dem Ausland wegfallen, leeren sich in den Sprachschulen  die Unterrichtsräume, ganze Gebäude werden aufgegeben, wie zum Beispiel bei AOF in Esbjerg, wo laut DR 30 Mitarbeiter entlassen und zwei Standorte geschlossen wurden.

„Es kommen Ausländer nach Dänemark, die Dänemark gar nicht wollen. Denn wenn sie erst mal Geld aus der Tasche ziehen sollen, dann wollen sie nicht“, sagt Martin Henriksen, ausländerpolitischer Sprecher von DF, zu DR. Und sein Kollege Mattias Tesfaye von den Sozialdemokraten schlägt in dieselbe Kerbe: „Die Dänen bezahlen auch selbst, wenn sie Sprachen im Ausland oder an der Abendschule lernen wollen.“

 

Sprachschul-Direktor: Gesetz sollte zurückgezogen werden

Doch für Peter Thode Loft schießt sich die Politik hier in den eigenen Fuß. In Apenrade sind es vor allem landwirtschaftliche Mitarbeiter aus Osteuropa und auch viele Deutsche, die in Nordschleswig einen Job angeboten bekommen haben, weniger Studenten, die seine Kurse bisher besucht haben. „Sie finden das zu teuer“, sagt Loft. Dabei kämen viele mit ihren Familien und würden eigentlich gerne die Sprache lernen. Sie würden dann stattdessen mit den Kollegen reden – die allerdings vielfach auch kein Dänisch könnten.

„Meine Hoffnung ist, dass dieses Gesetz zurückgezogen wird, weil es schwerwiegende Folgen für einige Gruppen hat, von denen wir eigentlich gerne wollen, dass sie im Lande bleiben“, sagt Loft.

„Ziel war es, dass die Ausländer nicht bleiben sollten. Aber das ergibt keinen Sinn, wenn wir ganz eindeutig ausländische Arbeitskräfte brauchen. Und es ist doch ärgerlich, wenn diese dann kein Dänisch lernen und nicht Teil der Gesellschaft werden, in der der Arbeitsplatz liegt. Selbst wenn an ihrem Arbeitsplatz vor allem Deutsch geredet wird, wie das in der Landwirtschaft oft der Fall ist, dann haben sie doch eine Familie, die integriert werden soll, einen Alltag, ein Vereinsleben, an dem sie teilnehmen sollen. Zum eigenen Wohl, aber auch zum Wohle Dänemarks.“

 

 

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