100 Jahre Grenzziehung

Ahlers: Kopenhagen kann von Nordschleswig lernen

Ahlers: Kopenhagen kann von Nordschleswig lernen

Ahlers: Kopenhagen kann von Nordschleswig lernen

Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Tommy Ahlers bei den letzten Vorbereitungen vor der Amtsübernahme. Foto: Walter Turnowsky

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Nordschleswigsche Botschaft in Kopenhagen wurde mit einem Festakt geöffnet. Der erste Botschafter, Tommy Ahlers, sprach in seiner Eröffnungsrede von der besonderen Verknüpfung von lokaler Verankerung und internationalem Ausblick im Landesteil.

Der Auftrag ist klar: Die Nordschleswigsche Botschaft (Den Sønderjyske Ambassade) soll vor allem den Kopenhagenern die Geschichte des Grenzlandes und der Grenzziehung (Genforeningen) nahebringen.

Und obwohl viele der Veranstaltungen zum 100. Jahrestag ausfielen oder verschoben werden mussten, so ist dies zum Teil dennoch bereits geglückt, meint Kulturministerin Joy Mogensen (Soz.).

„Vor den Veranstaltungen haben 10 Prozent der Bevölkerung die Grenzziehung als wichtiges historisches Ereignis genannt. Nun sind es 25 Prozent, aber es sollen noch mehr werden“, sagte sie in ihrer Eröffnungsrede.

Sichtbares Zeichen

Doch wir greifen den Ereignissen vor. Denn, bevor die Kulturministerin sprechen konnte, marschierte zunächst die königliche Leibgarde auf und spielte den Frederik IX.-Marsch.

Die Leibgarde spielte zur Eröffnung. Foto: Walter Turnowsky

Als erster Redner war der Vorsitzende von „Genforeningen 2020“, Apenrades Bürgermeister Thomas Andresen (Venstre), dran.

„Das Jubiläum der Grenzziehung ist ein landesweites Ereignis. Die Nordschleswigsche Botschaft ist eines der Flaggschiffe und der einzige Neubau der Feierlichkeiten: würdig, festlich und sichtbar“, sagte er.

Kulturministerin Mogensen betonte vor allem die Tatsache, dass jeder Mann und jede Frau in Nordschleswig mit ihrer Stimme Einfluss auf den Verlauf der Grenze hatten.

Rede auf Reichsdänisch

Jeden Tag wird ein neuer nordschleswigscher Botschafter ernannt. Als erstem fiel dem Existenzgründer und Politiker Tommy Ahlers (Venstre) diese Ehre zu.

Zunächst erläuterte der Aggerschauer auf Sønderjysk, dass er den Rest der Rede auf Reichsdänische halten werde, denn als Botschafter sei es wichtig, den lokalen Kopenhagenern zu vermitteln, dass man ihnen entgegenkommen wolle.  

„Ich denke, wir können voneinander lernen. Vor allem können Kopenhagener vielleicht von Nordschleswigern lernen“, meinte er.

Joy Mogensen und Thomas Andresen eröffneten offiziell die Botschaft. Foto: Walter Turnowsky

Typisches Geschäftsmodell des Grenzlandes

Ahlers sieht Schaffenskraft und Existenzgründungen als zentral für sowohl die Bewältigung der Corona-Krise als auch der ökologischen Umstellung.

„Ich denke, dass diese Schaffenskraft im Landesteil besonders stark vertreten ist“, lautete seine Einschätzung.

Als Beleg nannte er seine eigenes erstes Geschäftsmodell. Als Schüler einer Nachschule kaufte er an den Wochenenden südlich der Grenze Süßigkeiten und Brause, um sie dann an die Mitschüler mit deutlichem Gewinn zu verkaufen.

Ein Lied, das zu Tränen rührt

Als letzte sprach die Kommunikationsberaterin Lotte Hansen, scheidende Vorsitzende des Veranstalters Golden Days – und ebenfalls Nordschleswigerin. Sie sprach von Hassliebe die vielen dänisch gesinnte Nordschleswiger gegenüber „den Deutschen“ verspürt haben.„Du weißt, dass du Sønderjyde bist, wenn dir bei dem Lied ‚Det haver så nyligen regnet‘ die Tränen in den Augen aufsteigen.

Lotte Hansen fotografiert während die Leibgarde ‚Det haver så nyligen regnet‘ spielt. Foto: Walter Turnowsky

Nachdem Joy Mogensen und Thomas Andresen die Botschaft eröffnet hatten, bekam Lotte Hansen dann auch diese Möglichkeit. Denn genau das Lied spielte die Leibgarde zum Abschluss.

 

Mehr lesen

Diese Woche in Kopenhagen

Walter Turnowsky ist unser Korrespondent in Kopenhagen
Walter Turnowsky Korrespondent in Kopenhagen
„Das Grundgesetz: 174 Jahre alt – und fast unverändert“