Gesundheitswesen

67 Bereitschaftsärzte in der Region Süddänemark haben gekündigt

67 Bereitschaftsärzte in der Region Süddänemark haben gekündigt

67 Bereitschaftsärzte in der Region Süddänemark haben gekündigt

Jon Thulstrup
Jon Thulstrup
Vejle
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Foto: dpa

67 von 160 Ärzten in der Region Süddänemark haben ihren Nebenjob als Bereitschaftsarzt gekündigt. Der Grund: Sie müssen ab 1. Januar jährlich eine Gebühr von 4.000 Kronen zahlen.

Die Möglichkeit, rund um die Uhr mit einem Bereitschaftsarzt (Lægevagt) in der Region Süddänemark sprechen zu können, ist bedroht. 67 der insgesamt 160 Bereitschaftsärzte haben aufgrund einer jährlichen Gebühr von 4.000 Kronen, die ab 1. Januar gilt, ihren Job gekündigt. „Das wird natürlich erhebliche Folgen auf unsere Dienstplanung haben“, sagt der Wacharztchef der Region Süddänemark, Ole Holm Thomsen in der Wochenzeitschrift für Ärzte (Ugeskriftet for Læger).

Er ist besorgt, dass noch weitere Mediziner ihren Nebenjob als Bereitschaftsarzt kündigen werden.

„2016 hatte das dänische Parlament Folketing beschlossen, eine Gebühr einzuführen. Diese sollte der Patientensicherheit dienen und die Ärzte auf ihre Qualitäten überprüfen. Die Gebühr von 4.000 Kronen soll diese Kontrollen finanzieren. Doch Die Gebühr gilt für selbständige Praxisärzte, doch Bereitschaftsärzte gehören nicht zu dieser Kategorie“, argumentiert die Region Süddänemark.

„Im Grunde genommen müsste die Ärztebereitschaft (Lægevagten) als Praxis registriert werden. Es ergibt keinen Sinn, dass ein Bereitschaftsarzt, der lediglich die Räume der Ärztebereitschaft nutzt, zugleich auch eine Gebühr bezahlen muss“, so Thomsen.

Typischerweise sind es junge Ärzte, die ihren Job als Bereitschftasarzt kündigen, erklärt er. „Sie arbeiten in einer Praxis oder in einem Krankenhaus und verdienen sich damit ein zusätzliches Gehalt. Doch wenn sie bei einem jährlichen Zusatzeinkommen von rund 30.000 Kronen auch noch 4.000 Kronen Gebühren bezahlen müssen, dann haben sie keine Lust mehr“, sagt Thomsen zur Nachrichtenagentur Ritzau.

Wie sich die aktuelle Ärztesituation auf Patienten auswirken wird, erklärt Thomsen gegenüber dem Nordschleswiger: „Es werden weiterhin Bereitschaftsärzte den Patienten zur Verfügung stehen. Dennoch kann der Bereitschaftsärztemangel dazu führen, dass andere Ärzte, die beispielsweise aus gesundheitlichen oder familiären Gründen keinen Bereitschaftsdienst schaffen können, nun einspringen müssen.”

„Wir müssen jetzt unsere Struktur ändern. Danach kann es vorkommen, dass einige Bürger einen weiteren Weg zu den Bereitschaftsärzten haben werden“, so Thomsen und ergänzt: „Das gilt insbesondere für die ländlichen Gebiete in der Region Süddänemark, die im Vergleich zu den Großstädten härter davon betroffen werden könnten.“

Lose will schnelle Lösung des Problems

Stephanie Lose, Regionsratsvorsitzende der Region Süddänemark, meint auch, dass die Gebühr eine Bedrohung für die Absprachen mit Bereitschaftsärzten ist. Sie pocht auf eine schnelle Lösung des Problems.

Die dänische Gesundheitsministerin Ellen Trane Nørby, ist sich dessen bewusst, dass schnelles Handeln erforderlich ist. „Mit den Gebühren wollten wir lediglich die Qualität der Bereitschaftsärzte sicherstellen und nicht die Rahmenbedingungen verschlechtern. Ich habe die Behörde für Patientensicherheit gebeten, eine Lösung zu finden“, so die Ministerin zu JydskeVestkysten.

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