Umwelt & Natur

Kreuzfahrtschiffe: Umweltsünder oder ein Gewinn für die lokale Wirtschaft?

Kreuzfahrtschiffe: Umweltsünder oder ein Gewinn für die lokale Wirtschaft?

Kreuzfahrtschiffe: Umweltsünder oder ein Gewinn für die loka

Jon Thulstrup
Jon Thulstrup
Aarhus/Nordschleswig
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Die Braemar – ein ungewöhnlich großer Besucher im Apenrader Hafen. Foto: Karin Riggelsen

Eine neue Studie zeigt, dass Kreuzfahrtschiffe in Aarhus und Kopenhagen die Umwelt belasten. In Norwegen warnt der dortige Tourismusverband aktuell vor den großen schwimmenden Pötten. In Nordschleswig sieht man das Thema hingegen mit Gelassenheit.

541 Kreuzfahrtschiffe haben im vergangenen Jahr einen dänischen Hafen besucht. Das ist Rekord. Doch das Anlaufen der schwimmenden Hotels hat zugleich auch schwerwiegende Folgen für die Umwelt, berichtet die Nachrichtenagentur Ritzau.

Beim Aufenthalt eines Kreuzfahrtschiffes in einem Hafen laufen die Dieselgeneratoren, um Strom zu produzieren. Diese Motoren stoßen Partikel und Stickstoffoxid NO2 aus. Das Umwelt- und Nahrungsmittelministerium hat die Uni Aarhus damit beauftragt, zu messen, wie hoch der Ausstoß ist. Die Messungen zeigen, dass am Kai die Stickstoffoxid-Grenzwerte der EU nicht überschritten werden. Es sei jedoch möglich, dass die Grenzwerte in 25 oder 50 Metern Höhe überschritten werden, so Ritzau.

„Ich freue mich, dass wir nun mehr Wissen bezüglich dieser Problemstellung bekommen haben. Demnach können die Stadtbewohner weiterhin unbesorgt am Hafen ihre tägliche Runde laufen“, erklärt der abtretende Umwelt- und Nahrungsmittelminister Jakob Ellemann-Jensen (Venstre). Ihm zufolge sei es wichtig, dass die Kommunen bei möglichen Bauvorhaben an den Häfen, in denen Kreuzfahrtschiffe anlegen, die neuen Erkenntnisse in der Bauplanung berücksichtigen.

Tourismusverband warnt

In Norwegen warnt indes der dortige Tourismusverband NHO Reiseliv vor dem Kreuzfahrttourismus. Der Massentourismus mit den großen Schiffen würde das Image Norwegens und die Lebensqualität der Bürger immens schwächen.

Man fürchte sich vor Zuständen wie in Venedig oder Barcelona, wo die vielen Touristen von Kreuzfahrtschiffen die Infrastruktur und die lokale Umwelt verändern, erklärt die Verbandsdirektorin Kristin Krohn Devold.

In Apenrade sieht dies anders aus. Dort freut man sich über jeden Besuch eines Kreuzfahrtschiffes. Auch in diesem Sommer wird die MS Braemar die Fördestadt besuchen, erklärt der Direktor der Abteilung für Kultur und Freizeit der Kommune Apenrade, Stig Isaksen. „Wir freuen uns über das Leben und den Profit für die lokale Wirtschaft, den solch ein Schiff mit sich bringt“, so Isaksen. Zur Umweltbelastung durch Kreuzfahrtschiffe erklärt er: „Ich gehe davon aus, dass die Betreiber sich an die geltenden Regeln diesbezüglich halten.“

Einen Anschluss für Landstrom, um die Schiffe in Apenrade – darunter auch die Frachtschiffe – an das Stromnetz anzuschließen, gebe es derzeit nicht, erklärt der Hafendirektor, Henrik Thykjær. „Ein solcher Anschluss ist eine Investition in Millionenhöhe“, so Thykjær. Beim bisherigen Anlaufen eines einzigen Kreuzfahrtschiffes in Apenrade lohne es sich nicht. „Die Schiffe müssen sich beim Befahren der Ostsee schon an strenge Umweltvorgaben halten.“

Achten laufend auf die Entwicklung

Er zweifelt jedoch nicht daran, dass in Zukunft neue Regeln diesbezüglich kommen werden. „Wir achten laufend auf die Entwicklung. Es ist ja nicht so, dass wir nicht wollen. Und das Finanzielle soll ja auch kein Hindernis sein – insbesondere nicht, wenn der Hafen in Stadtnähe liegt“, unterstreicht er. In beispielsweise Kopenhagen und Aarhus habe man bei der großen Zahl an Schiffen jedoch größere Herausforderungen als in Apenrade.

Auch in Sonderburg, wo im vergangenen Jahr unter anderen die Saga Pearl II anlegte, werde das Umweltprojekt ProjectZero nicht gegen ein Anlaufen der Kreuzfahrtschiffe protestieren. Das erklärt der ProjectZero-Direktor Peter Rathje. „Es ist nicht unsere Aufgabe zu entscheiden, ob die Schiffe hier im Hafen anlegen sollen oder nicht. Natürlich ist die Kreuzfahrtindustrie eine Herausforderung für unser umweltbewusstes Denken – doch das ist die Luftfahrt beispielsweise auch“, so der Projektleiter.

Er glaubt fest daran, dass in Zukunft neue Technologien für eine weniger umweltbelastende Kreuzfahrt entwickelt werden. „Wir sehen das ja schon bei der Elektro-Fähre, die zwischen Alsen und Ærø verkehren soll. Vieles ist in der Entwicklung und ich denke, dass in Zukunft auch die Kreuzfahrtindustrie grüner wird“, erklärt er.

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