Zwischen Förde & Damm

Frauenpower, Kaiserschelte und UFOs – alles in einem Buch

Frauenpower, Kaiserschelte und UFOs – alles in einem Buch

Frauenpower, Kaiserschelte und UFOs – alles in einem Buch

Hadersleben/Haderslev
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Das Autorenteam des aktuellen Lokalalmanachs: (v. l.) Bent Vedsted Rønne, Museumschef Lennart Madsen, Sidsel von Qualen, Kerstin Petersen, Trine Skovlund Jørgensen, Hans Aage From und Helge Wiingaard Foto: Ute Levisen

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Alle Jahre wieder erscheint „Langs Fjord og Dam“. Soeben haben das Museum Sønderjylland Archäologie und das Historische Archiv die 24. Ausgabe des lokalhistorischen Almanachs mit Geschichte und Geschichten aus dem Bereich Hadersleben veröffentlicht. Diesmal geht es unter anderem um den deutschen Frauenverein und um den „Schlingel“ Kaiser Wilhelm.

Die Themenpalette ist breit gefächert in der jüngsten Ausgabe von „Langs Fjord og Dam“. In der vergangenen Woche stellte das Autorenteam seine acht Geschichten aus der Lokalgeschichte vor. 

Die ersten 50 Jahre des Haderslebener Frauenvereins beleuchtet Sidsel Maria von Qualen. Die Archivarin von „Historie Haderslev“ hat auch die Broschüre zum 150. Geburtstag des Frauenvereins verfasst – und weil es eine sehr lange Geschichte ist, erscheint Teil 2 in der nächsten Ausgabe des Geschichtenbuches.

 

Sidsel von Qualen ist die Autorin des ersten Teils über die Geschichte des Haderslebener Frauenvereins. Foto: Ute Levisen

Der Frauenverein im Spiegel seiner Zeit

Die Wahl fiel nicht von ungefähr auf den deutschen Traditionsverein: „Der Frauenverein spiegelt in vielerlei Hinsicht die Gesellschaft wider, deren Teil er ist“, so die Autorin bei der Buchvorstellung im Kulturhaus Bispen: „Der Verein ist zugleich ein gesellschaftliches Spiegelbild der Stadt Hadersleben und der Rolle der Frau.“

Tourismuschefin a. D. Kerstin Petersen hat das Nachwort zum Fördeschiff verfasst – aus aktuellem Anlass. Foto: Ute Levisen

„Helene“ dampft ab

Apropos: Frau! Auch „Helene“ findet in einem Kapitel Beachtung. Svend-Aage Mattson hat die Geschichte des Raddampfers unter die Lupe genommen, der jahrelang seine Runden auf der Haderslebener Förde drehte – zur Freude von Gästen und Einheimischen.

Die frühere Leiterin des Touristenbüros, Kerstin Petersen, hat dazu aus gegebenem Anlass ein Nachwort verfasst, denn das Fördeschiff ist in diesem Jahr an eine Aarhuser Gesellschaft verkauft worden. Es handelt sich somit um eine Neuauflage der Bootsgeschichte aus dem Jahre 2005 – damals anlässlich des 10. Geburtstages des Fördeschiffs „Helene“.

Einem Fall von Majestätsbeleidigung ist Hans Aage From nachgegangen. Foto: Ute Levisen

Wilhelm – vom alten Eisen zum Vorzeigekaiser

Kaiser Wilhelm I. spielt eine gewichtige Rolle in der 24. Ausgabe von „Langs Fjord og Dam“. Kein Wunder: Wilhelm der Große – seine Statue misst stattliche 2,60 Meter und bringt 720 Kilogramm auf die Waage – ist in der Vergangenheit weit herumgekommen.

30 Jahre lang zierte der Kaiser den Marktplatz Torvet in Hadersleben und landete schließlich im Garten von Museum Sønderjylland Archäologie beim „alten Eisen“.

2012 erinnerte man sich des abgelegten Kaisers. Dieser erlebte im Rahmen einer großangelegten Umzugsaktion eine Renaissance und trat seine vorläufig letzte Reise an. Seine Bronzestatue avancierte zum Exponat einer Ausstellung über die preußische Vorherrschaft in Nordschleswig auf Schloss Sonderburg (Sønderborg).

Unter dem Titel „Der Kaiser, der die Volksabstimmung in Nordschleswig überlebte“ hat sich Sigrid Beck von „Historie Haderslev“ des wiederauferstandenen Kaisers angenommen.

Archivleiter Bent Vedsted Rønne und sein Team arbeiteten an der aktuellen Ausgabe mit. Foto: Ute Levisen

Der Kaiser, der Schlingel

Eine putzige Episode aus dem Jahr 1897 hat der Vorsitzende des Archiv- und Museumsvereins, Hans Aage From, auf Papier gebannt: Auch darin spielt der Kaiser eine Rolle – diesmal eine „Opferrolle“.

Ein herumreisender Varieté-Direktor hatte sich beim Gang durch die Stadt erdreistet, vor der Statue zu verharren und den Kaiser einen „Schlingel“ zu schimpfen. Das brachte dem Mann eine Anzeige wegen Majestätsbeleidigung ein – noch dazu von der eigenen Schwiegermutter. Der Künstler hatte die Tochter der offenbar sehr nachtragenden Anzeigenverfasserin in andere Umstände gebracht – ohne mit ihr verheiratet zu sein …
 

Helge Wiingaard hat sich dem Werdegang des einstigen Leiters der Kathedralschule gewidmet. Foto: Ute Levisen

Ein letztes Wort über UFOs in Hadersleben

Der frühere Kriminologe Joi Bay beleuchtet ein Kapitel des Schiffbaus um 1860 in Hadersleben – und die im Vorjahr verstorbene Dagmar Bork entführt uns anhand ihrer persönlichen Aufzeichnungen in die beinahe vergessene Welt des Poesiealbums.

 

Interessierte können sich erneut auf eine Themenvielfalt an lokalhistorischen Geschichten freuen. Foto: Ute Levisen

Helge Wiingaard, Lektor an der Haderslebener Kathedralschule, stellt Andreas Egeberg Jensen (1889-1961) vor, der von 1937 bis 1941 Rektor der Kathedralschule gewesen ist.
 

Trine Skovlund Jørgensen entführt die Leserschaft in die Welt der UFOs. Foto: Ute Levisen

Der Almanach klingt mit dem zweiten Teil der UFO-Geschichte und den Beobachtungen des Polizisten Evald Hansen Maarup aus der Feder von Archivarin Trine Skovlund Jørgensen aus – und sie verspricht, dass dies definitiv ihr letzter Beitrag zu einem eher ungewöhnlichen Kapitel Stadtgeschichte ist.

„Langs Fjord & Dam“

Die 102 Seiten umfassende 24. Ausgabe ist als Hardcover-Ausgabe im Forlaget Gammelting erschienen, reich an Bildern und Illustrationen und kostet 200 Kronen.

Das Werk ist im Buchhandel sowie im Historischen Archiv und im Museum Sønderjylland – Archäologie erhältlich. Entstanden ist es in Zusammenarbeit mit dem Museum und dem Historischen Archiv der Kommune Hadersleben.

Für 50 Kronen zusätzlich können Interessierte Mitglied im „Haderslev Arkiv- og Museumsforening“ werden, dessen Mitglieder die Veröffentlichung kostenlos erhalten sowie in den Genuss von jährlich acht Vorträgen zu lokalhistorischen Themen kommen, die für Mitglieder ebenfalls kostenfrei sind.

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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Orbáns Schatten reicht bis zu uns ins Grenzland“