Gesellschaft

„TV2“ enthüllt erschütternde Zustände im „Odinsgård“

„TV2“ enthüllt erschütternde Zustände im „Odinsgård“

„TV2“ enthüllt erschütternde Zustände im „Odinsgård“

Woyens/Vojens
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Angehörige hatten in den vergangenen Jahren zahllose Beschwerden über das Betreuungsangebot Odinsgård eingereicht. Foto: Ute Levisen

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Die „TV2“-Dokumentation „Operation X – Hilferufe in der Nacht“ entlarvt erschreckende Verhältnisse im „Odinsgård“, einer kommunalen Einrichtung für Menschen mit Behinderungen in Woyens. Tonaufnahmen dokumentieren einen Alltag mit Vernachlässigung, Übergriffen und psychischer Gewalt. Regierung und Parlament zeigen sich schockiert.

Mit versteckter Kamera hat ein Team des dänischen Fernsehsenders „TV2“ in dem Programm „Operation X“ erschreckende Zustände in einer Betreuungseinrichtung der Kommune Hadersleben in Woyens aufgezeichnet.

Die Dokumentation, die am 1. November ausgestrahlt wurde, umfasst neben Aufnahmen aus der Einrichtung „Lynghuset“ in der Kommune Kopenhagen Tonaufnahmen aus der Woyenser Einrichtung „Odinsgård“.

In zwei Folgen unter dem Titel „Operation X – nødråb fra natten“ enthüllt „TV2“, wie Menschen unter anderem im „Odinsgård“ vernachlässigt – und Opfer psychischer Gewalt werden.

 

Kommune räumt „Herausforderungen“ ein

Die Kommune Hadersleben hat vor diesem Hintergrund bereits vor einigen Monaten eine Anwaltsuntersuchung in Auftrag gegeben, um die Vorwürfe zu beleuchten.

Rolf Dalsgaard Johansen, Direktor für Soziales und Gesundheit in der Kommune, räumt  gegenüber „TV2“ ein, die Kommune sei sich bewusst, dass es „viele Herausforderungen“ auf Odinsgård gebe.

Vergleiche mit den 30er- und 60er-Jahren

Die Reaktionen auf die Enthüllungen sind heftig. Der Psychologe Bo Hejlskov Elvén, der die Aufnahmen kommentierte, zog gar Parallelen zu den 30er- und 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, in denen die Würde von Menschen mit Behinderungen keine Rolle gespielt habe.

Sozialministerin: „Völlig falsches Menschenbild“

Die Welle der Empörung reicht bis in die dänische Regierung und bis in das Parlament Folketing auf Christiansborg.

Auf der Social-Media-Plattform „X“ beklagt Dänemarks Sozialministerin Pernille Rosenkrantz-Theil (Sozialdemokratie) diese „entsetzlichen und herzzerreißenden Geschichten“.

Sie seien Ausdruck eines „Mangels an Führung, Verrohung, unzureichender Schulung und Bildung sowie eines völlig falschen Menschenbildes“.

Sie wolle sich, so die Ministerin, nun mit allen beteiligten Seiten im Bereich der dänischen Behindertenbetreuung treffen, um „gemeinsam grundlegende Veränderungen“ zu bewirken. Gesprächspartner sollen unter anderem der Kommunale Landesverband sowie die dänischen Regionen sein, vermeldet die Nachrichtenagentur „Ritzau“.

Auf Christiansborg kündigen mehrere Parteien an, dass sie aufgrund der Dokumentation die Ministerin im Rahmen einer Anhörung befragen werden.

Neues Konzept für „Odinsgård“

In der Kommune Hadersleben hat die Politik seit dem Sommer von der Dokumentation gewusst und beschlossen, die Einrichtung abzuwickeln und ihr unter neuem Namen und mit neuem Konzept eine Chance zu geben.

Die Angehörigen der Bewohnerschaft bezweifeln indes, dass dies reichen wird. Sie fordern eine Privatisierung der Einrichtung.

Bürgermeister Mads Skau (Venstre) hat bereits signalisiert, dass es Interesse seitens privater Dienstleistungsunternehmen gebe und die Kommune eine Privatisierung – zumindest in Teilen – nicht ausschließe.

Krisensitzungen des Sozialausschusses

Der Ausschuss für Soziales der Kommune Hadersleben traf sich in dieser Woche zu einer Sondersitzung. Am kommenden Mittwoch, wenn der zweite Teil der Dokumentation ausgestrahlt wird, steht ebenfalls eine außerordentliche Sitzung auf dem Programm. Der zweite Teil von „Hilferufe in der Nacht“ ist schon jetzt bei „TV2 Play“ abrufbar.
 

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