Neuerscheinung

Von Minderheiten-Strandidyll und fliegenden Untertassen

Von Minderheiten-Strandidyll und fliegenden Untertassen

Von Minderheiten-Strandidyll und fliegenden Untertassen

Hadersleben/Haderslev
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Sally Schlosser Schmidt, Hans Aage From, Lennart Madsen, Trine Skovlund Jørgensen und Sidsel Maria von Qualen stellten das neue Jahrbuch vor. Foto: Ute Levisen

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Das lokalhistorische Jahrbuch „Langs Fjord og Dam“ wartet erneut mit einem Füllhorn an Geschichten auf, die Geschichte schrieben. Neun Autoren haben zu dem jüngsten Almanach beigetragen. Dieser schlägt einen Bogen vom Strandidyll der Minderheit bis hin zu fliegenden Untertassen.

Lokalhistorisch Interessierte fiebern der Neuerscheinung von „Langs Fjord og Dam“ alle Jahre wieder entgegen. Die 2022-Ausgabe des Almanachs, der sich mit Lokalgeschichte in Hadersleben und Umland befasst, umfasst Beiträge von neun Autorinnen und Autoren.

Drahtseilakt zwischen Dom und Giebel

Einige von ihnen wagen sich in luftige Höhen. Sigrid Beck von „Historie i Haderslev“ beispielsweise, erzählt die Geschichte vom Turm-Seiltänzer Christian Roat, der 1821 mit einer Schubkarre auf einem Seil vom Giebel an der Apothekerstraße 13 bis zum Turmfenster des Doms balancierte und damit das staunende Publikum in den Bann schlug. Beck beschreibt die waghalsigen Auftritte des Meisters der Lüfte, der es vermochte, das Gleichgewicht zu wahren – bis zu jenem schicksalshaften Tag am Schloss Rosenborg nur sechs Jahre später.

Hans Aage From widmet sich dem einstigen Theater am Gammelting, um das sich heute noch Mythen ranken. Foto: Ute Levisen

Großzügiges Geschenk am Strand

Archivarin Sidsel Maria von Qualen widmet sich in ihrem Beitrag dem Strandidyll der deutschen Volksgruppe am Strand von Heisagger: dem heutigen Pinneberg-Heim. In Gesprächen mit dem Vorsitzenden der gleichnamigen Stiftung, Dieter Hallmann, und einem Besuch des Deutschen Museums in Sonderburg (Sønderborg), das wie die Stiftung aus den Archiven Fotos des Heims zur Verfügung stellte, zeichnet sie die wechselhafte Geschichte des idyllisch gelegenen Hauses nach, ein Geschenk des deutsch-gesinnten Pastor Petersen, und seine Entwicklung im Wandel der Zeit.

 

Sidsel Maria von Qualen befasst sich mit dem Pinneberg-Heim der deutschen Volksgruppe und seiner wechselvollen Geschichte. Foto: Ute Levisen
Das Haus am Strand, das heutige Pinneberg-Heim, ist ein Geschenk von Pastor Petersen an die deutsche Volksgruppe. Foto: Ute Levisen

Theater unter Preußens Vorherrschaft

Einem Mysterium ist Hans Aage From, Vorsitzender von „Haderslev Arkiv- og Museumsforening“, in seiner Recherche zum einstigen Theater am Gammelting 12 auf der Spur. Er streift dabei auch das Leben am Theater unter preußischer Vorherrschaft, ein Kapitel für sich. 1937 brannte das Stadttheater bis auf die Grundmauern nieder. Die Polizei vermutete Brandstiftung. Ausgerechnet der Chef der Feuerwache geriet damals in das Fadenkreuz der Ermittler. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Herzog Hans und die Apotheker

Lektor Helge Wiingaard widmet sich der Schule von Herzog Hans dem Älteren, der Lateinschule am Dom. Im Vorjahr feierte Johann, so der Name des Herzogs in Deutschland, seinen 500. Geburtstag. Das Museum Sønderjylland in Hadersleben zeigt gegenwärtig eine Sonderausstellung über das Wirken und Leben von Hans dem Älteren.

Den Werdegang von Haderslebener Apothekern von 1660 bis 1800 beschreibt Historikerin Sally Schlosser Schmidt in ihrem Beitrag anhand von Gemälden. Dem Museum Sønderjylland ist es gelungen, die Sammlung durch sieben Zukäufe zu komplettieren. Das Stadtmuseum Von Oberbergs Hus zeigt noch bis zum 22. Dezember eine Ausstellung dieser Werke, die zugleich ein Kapitel Gesundheitsgeschichte in der Domstadt auf eine etwas andere Art darstellen.

150 Jahre Apothekergeschichte beleuchtet die Historikerin Sally Schlosser Schmidt. Foto: Ute Levisen

Unheimliche Begegnung der dritten Art

Helge C. Jacobsen, Vorsitzender von „By & Land Haderslev“, widmet sich in seinem Beitrag der Geschichte des Dorfes Gammel Haderslev (Alt Hadersleben), dessen Grenze durch ein Gebäude an der Großen Straße verlief, und Archivarin Trine Skovlund Jørgensen hat sich, wie sie scherzhaft sagt, für ihren Beitrag eine Alumütze aufgestülpt und sich mit den wundersamen Erlebnissen des Polizeibeamten Evald H. Maarup befasst, der an einem warmen August-Abend 1970 bei Fjelstrup „einer fliegenden Untertasse“ begegnete. Es sollte nicht das einzige Erlebnis der anderen Art bleiben. Daher schließt die Autorin nicht aus, dass bereits im nächsten Jahrbuch eine Fortsetzung der wundersamen Geschichte erscheint.

Trine Skovlund Jørgensen (rechts) hat Begegnungen der dritten Art beleuchtet. Foto: Ute Levisen

„Langs Fjord & Dam“

Das 103 Seiten umfassende Buch ist als Hardcover-Ausgabe im Forlaget Gammelting erschienen, reich an Bildern und Illustrationen und kostet 200 Kronen.
Es ist im Buchhandel sowie im Historischen Archiv und im Museum Sønderjylland – Archäologie erhältlich. Entstanden ist es in Zusammenarbeit mit dem Museum und dem Historischen Archiv der Kommune Hadersleben.
Für 50 Kronen zusätzlich können Interessierte Mitglied im „Haderslev Arkiv- og Museumsforening“ werden, dessen Mitglieder die Veröffentlichung kostenlos erhalten sowie in den Genuss von jährlich acht Vorträgen zu lokalhistorischen Themen kommen, die für Mitglieder ebenfalls kostenfrei sind.

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Gudrun Struve
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