Neuerscheinung
Von Minderheiten-Strandidyll und fliegenden Untertassen
Von Minderheiten-Strandidyll und fliegenden Untertassen
Von Minderheiten-Strandidyll und fliegenden Untertassen
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Das lokalhistorische Jahrbuch „Langs Fjord og Dam“ wartet erneut mit einem Füllhorn an Geschichten auf, die Geschichte schrieben. Neun Autoren haben zu dem jüngsten Almanach beigetragen. Dieser schlägt einen Bogen vom Strandidyll der Minderheit bis hin zu fliegenden Untertassen.
Lokalhistorisch Interessierte fiebern der Neuerscheinung von „Langs Fjord og Dam“ alle Jahre wieder entgegen. Die 2022-Ausgabe des Almanachs, der sich mit Lokalgeschichte in Hadersleben und Umland befasst, umfasst Beiträge von neun Autorinnen und Autoren.
Drahtseilakt zwischen Dom und Giebel
Einige von ihnen wagen sich in luftige Höhen. Sigrid Beck von „Historie i Haderslev“ beispielsweise, erzählt die Geschichte vom Turm-Seiltänzer Christian Roat, der 1821 mit einer Schubkarre auf einem Seil vom Giebel an der Apothekerstraße 13 bis zum Turmfenster des Doms balancierte und damit das staunende Publikum in den Bann schlug. Beck beschreibt die waghalsigen Auftritte des Meisters der Lüfte, der es vermochte, das Gleichgewicht zu wahren – bis zu jenem schicksalshaften Tag am Schloss Rosenborg nur sechs Jahre später.
Großzügiges Geschenk am Strand
Archivarin Sidsel Maria von Qualen widmet sich in ihrem Beitrag dem Strandidyll der deutschen Volksgruppe am Strand von Heisagger: dem heutigen Pinneberg-Heim. In Gesprächen mit dem Vorsitzenden der gleichnamigen Stiftung, Dieter Hallmann, und einem Besuch des Deutschen Museums in Sonderburg (Sønderborg), das wie die Stiftung aus den Archiven Fotos des Heims zur Verfügung stellte, zeichnet sie die wechselhafte Geschichte des idyllisch gelegenen Hauses nach, ein Geschenk des deutsch-gesinnten Pastor Petersen, und seine Entwicklung im Wandel der Zeit.
Theater unter Preußens Vorherrschaft
Einem Mysterium ist Hans Aage From, Vorsitzender von „Haderslev Arkiv- og Museumsforening“, in seiner Recherche zum einstigen Theater am Gammelting 12 auf der Spur. Er streift dabei auch das Leben am Theater unter preußischer Vorherrschaft, ein Kapitel für sich. 1937 brannte das Stadttheater bis auf die Grundmauern nieder. Die Polizei vermutete Brandstiftung. Ausgerechnet der Chef der Feuerwache geriet damals in das Fadenkreuz der Ermittler. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Herzog Hans und die Apotheker
Lektor Helge Wiingaard widmet sich der Schule von Herzog Hans dem Älteren, der Lateinschule am Dom. Im Vorjahr feierte Johann, so der Name des Herzogs in Deutschland, seinen 500. Geburtstag. Das Museum Sønderjylland in Hadersleben zeigt gegenwärtig eine Sonderausstellung über das Wirken und Leben von Hans dem Älteren.
Den Werdegang von Haderslebener Apothekern von 1660 bis 1800 beschreibt Historikerin Sally Schlosser Schmidt in ihrem Beitrag anhand von Gemälden. Dem Museum Sønderjylland ist es gelungen, die Sammlung durch sieben Zukäufe zu komplettieren. Das Stadtmuseum Von Oberbergs Hus zeigt noch bis zum 22. Dezember eine Ausstellung dieser Werke, die zugleich ein Kapitel Gesundheitsgeschichte in der Domstadt auf eine etwas andere Art darstellen.
Unheimliche Begegnung der dritten Art
Helge C. Jacobsen, Vorsitzender von „By & Land Haderslev“, widmet sich in seinem Beitrag der Geschichte des Dorfes Gammel Haderslev (Alt Hadersleben), dessen Grenze durch ein Gebäude an der Großen Straße verlief, und Archivarin Trine Skovlund Jørgensen hat sich, wie sie scherzhaft sagt, für ihren Beitrag eine Alumütze aufgestülpt und sich mit den wundersamen Erlebnissen des Polizeibeamten Evald H. Maarup befasst, der an einem warmen August-Abend 1970 bei Fjelstrup „einer fliegenden Untertasse“ begegnete. Es sollte nicht das einzige Erlebnis der anderen Art bleiben. Daher schließt die Autorin nicht aus, dass bereits im nächsten Jahrbuch eine Fortsetzung der wundersamen Geschichte erscheint.