Geschichte

Säbelschmuck der Kaiserstatue wieder da

Säbelschmuck der Kaiserstatue wieder da

Säbelschmuck der Kaiserstatue wieder da

Sonderburg/Sønderborg
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Die Statue Kaiser Wilhelm I. stand von 1890 bis Ende Januar 1920 auf dem Markt in Hadersleben. Das Foto zeigt die Figur noch mitsamt ihrem Zierelement am Säbel (im Handbereich der Figur rechts), das einen an Prunksäbeln getragenen Troddel darstellen soll. Es ist jetzt wieder an der Statue im Museum Schloss Sonderburg zu sehen. Foto: Museum Sønderjylland

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Eine Frau aus Hoptrup lieferte Metall-Troddel der einst in Hadersleben aufgestellten Statue Kaiser Wilhelm I. im Museum Schloss Sonderburg ab. Während der Zwischenlagerung des 2,60 Meter hohen Standbildes unter freiem Himmel von 1945 bis 1980 war das schwere Zierelement vermutlich abgebrochen worden.

Seit 2012 ist die 2,60 Meter hohe Statue des deutschen Kaisers Wilhelm I. ein Blickfang in der Ausstellung des „Museums Sønderjylland“ im Schloss Sonderburg (Sønderborg). Kürzlich wurde das Museum von der Abgabe eines Zierelementes überrascht, das laut Anna Elisabeth Jessen aus Hoptrup deren Vater in der 1960er Jahren im Freigelände des Haderslebener Museums von der dort zwischen Brennnesseln liegenden Kaiser-Wilhelm-Statue abgebrochen habe, berichtet der regionale Fernsehsender „TV Syd“.

Zweckentfremdung als Briefbeschwerer

Das Stück Metall habe dem Vater, nach Aussage der Frau war er dänischer Freiheitskämpfer, als Briefbeschwerer gedient. Nun habe sie nach dem Tode des Vaters gemeint, das historische Stück solle mit der Statue wiedervereint werden. Der Troddel wurde an die Statue gelötet. Laut Museumsinspektor René Rasmussen habe man im Museum gar nicht gewusst, dass die Statue dieses Zierelementes beraubt worden war.  

Symbol deutscher Herrschaft

Die Statue Wilhelm I. (1797-1888) war 1890 auf dem Haderslebener Markt aufgestellt worden und diente dort auch als Symbol der preußisch-deutschen Herrschaft über Schleswig seit dem Zweiten Schleswigschen Krieg 1864. Zu diesem Zeitpunkt war Wilhelm König von Preußen. Im Januar 1871 wurde er in Versailles zum Kaiser des neuen Deutschen Reiches proklamiert, nachdem er in Regie seines Kanzlers Bismarck 1866 Österreich als Konkurrenz ausgeschaltet und 1870 auch das zum Erzfeind ausgerufene Frankreich besiegt war. Mit der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg 1918 endete die Zeit des Kaisers im Zentrum von Hadersleben (Haderslev), nachdem die Statue zuvor schon in Gefahr geschwebt hatte, wegen ihres kriegswichtigen Metallgehalts eingeschmolzen zu werden.

Die Kaiserstatue wurde vor dem Einmarsch der französischen Alpenjäger in Hadersleben verhängt. Ihnen sollte der Anblick der Person erspart werden, denn Wilhelm hatte Frankreich 1871 gedemütigt, indem er sich in Versailles bei Paris zum Kaiser ausrufen ließ. Foto: Museum Sønderjylland

 

Zunächst wurde mit dem Beginn der Herrschaft der laut Versailler Friedensvertrag eingesetzten Internationalen Kommission (CIS) im Abstimmungsgebiet Schleswigs die Kaiserstatue auf Beschluss der dänischen Mehrheit im Stadtrat Haderslebens die Figur mit Sackleinen verhängt. Anlass war der Einzug französischer Alpenjäger, die bis Juni 1920 für Ordnung während und nach den Volksabstimmungen am 10. Februar und 14. März im heutigen Grenzgebiet sorgten. Den Soldaten sollte der Anblick der Person erspart werden, die 1871 Frankreich gedemütigt hatte, unter anderem mit der Annexion Elsass-Lothringens.

 

Die Kaiserstatue wurde am 27. Januar 1920 in Hadersleben sehr sorgfältig demontiert und nicht beschädigt oder gar gestürzt. Foto: Museum Sønderjylland

 

Am 27. Januar 1920 wurde der Kaiser in Hadersleben demontiert und bis 1945 im „Bürgerverein“ der deutschen Minderheit in der Stadt gelagert. 1945 wurde er ins Freigelände des Haderslebener Museums verbracht und erst um 1980 wieder in einer Museumsscheune aufgerichtet. 1988 wurde er zum Jubiläum des „Bürgervereins“ dort ausgestellt und dient inzwischen in Sonderburg als Teil der Darstellung der Epoche des deutschen Kaiserreichs, zu dem Nordschleswig von 1871 bis 1920 gehörte.     

 

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