Kutschsport
Olympia-Feeling bei den Meisterschaften im Fahren
Olympia-Feeling bei den Meisterschaften im Fahren
Olympia-Feeling bei den Meisterschaften im Fahren
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Auf dem Gelände der Reitschule Revsø bei Sommerstedt herrscht derzeit Hochbetrieb. Dort finden vom 21. bis zum 25. Juli die Dänischen und Nordischen Meisterschaften im Fahren statt.
Pferdetransporter, Camping-Anhänger und Kutschen, so weit das Auge reicht – dieses Bild offenbart sich derzeit den Besuchern des Traditionsreiterhofs Vojumgård bei Sommerstedt.
Großer Andrang
Dort wurden mit einem olympiaähnlichen Fahneneinzug am Mittwochabend die Dänischen und Nordischen Meisterschaften im Fahren feierlich eröffnet. Doch schon vor dem offiziellen Wettkampfbeginn gingen die ersten Kutscherinnen und Kutscher mit ihren Gespannen an den Start.
„Wir haben in diesem Jahr so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass wir mit den Dressurprüfungen schon vor dem offiziellen Turnierbeginn anfangen mussten“, erklärt Jørgen Konge, der als „Stadionsprecher“ durch das mehrtägige Fahrsportevent leitet.
Historischer Ursprung
Konge ist seit mehr als 45 Jahren im Fahrsport aktiv, selbst ausgebildeter Wettkampfrichter und kennt sich als Kommentator und Blogger zahlreicher Pferdeevents in der dänischen Fahrsportszene bestens aus.
„Die Idee hinter dem Fahrsport als Wettkampfsport war ursprünglich, die traditionellen und historischen Kutschen zu erhalten“, so der 68-Jährige. Das habe sich für den Wettkampfsport jedoch nicht rentiert, weshalb inzwischen überwiegend auf moderne Kutschen und Wagen zurückgegriffen werde.
Lange Anreise
Von diesen lassen sich auf Vojumsgård derzeit etliche finden. Über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind mit ihren Pferden nach Sommerstedt gereist, um an den Dänischen und Nordischen Meisterschaften teilzunehmen.
So auch Lotte Holm Petersen und Rikke Kofoed. Die beiden sind erst seit vier Jahren im Kutschsport aktiv und haben mit ihrem Pferd die lange Anfahrt von Bornholm auf sich genommen, um erstmals an den Dänischen Meisterschaften teilzunehmen. Zwei Tage haben sie für die Anreise gebraucht, verrät Petersen.
Dressur-, Hindernis- und Geländefahren
Nach dem Dressurfahren liegt die Bornholmerin in der mittelschweren Wettkampfklasse der Einspänner auf einem soliden siebten Platz. Am Sonnabend und Sonntag wird sie sich noch in den beiden anderen Teildisziplinen, dem Hindernis- und Geländefahren, auch Marathon genannt, behaupten müssen. „Darauf freuen wir uns schon“, sagt Petersen, „Marathon ist eindeutig unser Steckenpferd.“
Vergleichsweise routiniert im Fahrsportgeschäft sind die Mitglieder der Familie Høper von der schleswigschen Fahrgemeinschaft „Slesvigske Køreselskab“. Familienvater Henrik Høper hat 1998 die Liebe zum Kutschensport für sich entdeckt und auch seine Söhne William und Max für die Sportart begeistern können.
Ein außergewöhnliches Hobby
In diesem Jahr gehen sie erstmals alle bei den Dänischen Meisterschaften an den Start. Der 17-jährige William Høper ist für seine Altersklasse, Young Drivers, sogar als Vertreter des dänischen Teams bei den Nordischen Meisterschaften ausgewählt worden. Das heißt, er wird sich gegen die gleichaltrige Konkurrenz aus Finnland, Norwegen und Schweden behaupten müssen.
Der Turnierauftakt ist ihm mit einem ersten Platz im Dressurfahren bereits geglückt, auch wenn für ihn eigentlich der Spaß im Vordergrund steht, wie er im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ erzählt: „Mir macht es einfach Spaß, Kutsche zu fahren.“ Deshalb störe es ihn auch nicht, dass andere seine Leidenschaft für den Fahrsport nur selten nachvollziehen können.
Premiere auf Vojumgård
Auf dem Reiterhof Vojumgård finden sich jedoch nicht nur zu den Dänischen und Nordischen Meisterschaften Gleichgesinnte. Familie Jespersen Dau, die den Hof und die dazugehörige Reitschule „Revsø og Omegns Rideklub“ betreibt, begeistert sich seit vielen Jahren für den Kutschsport.
Es ist daher nicht das erste Mal, dass die Dänischen Meisterschaften im Fahrsport auf dem Hof der Familie ausgetragen werden. Eine Premiere gibt es in diesem Jahr aufgrund (un)glücklicher Fügungen aber dennoch, verrät Anne-Mette Jespersen: „Es ist das erste Mal, dass die Nordischen Meisterschaften bei uns stattfinden.“
Unterstützung von allen Seiten
Eigentlich hätten die Dänischen Meisterschaften bereits 2020 auf Vojumgård ausgetragen werden sollen, doch die Corona-Pandemie machte diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. In diesem Jahr seien die Dänischen Meisterschaften daher mit den Nordischen Meisterschaften zusammengelegt worden, erklärt Anne-Mette Jespersen: „Dänemark war nämlich als Ausrichter an der Reihe.“
Für sie und ihre Familie bedeutet das jede Menge zusätzliche Arbeit: „Aber wir haben unheimlich viele freiwillige Helfer, und zwar nicht nur aus unserer Region, sondern auch aus den anderen Fahrverbänden“, betont die Gastgeberin. Besonders freue sie, dass in diesem Jahr viele Nachwuchsfahrer mit ihren Gespannen an den Start gehen. „Das ist wunderbar, die sind schließlich unsere Zukunft“, meint Jespersen, „auf diese Weise halten wir den Kutschsport am Leben.“