Kommunaler Haushalt

Sparpotenzial Kindeswohl

Sparpotenzial Kindeswohl

Sparpotenzial Kindeswohl

Hadersleben/Haderslev
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Auf der 2. Lesung des Kommunaletats am Dienstagabend verfolgten von den Sparplänen betroffene und interessierte Bürger die Sitzung. Foto: Ute Levisen

Haushalt 2019: Um das Sparziel zu erreichen, soll auch die 10. Klasse an der Haderslebener Förderschule Louiseskolen abgeschafft werden. Das ist zumindest der Plan. Nordschleswiger Redakteurin Ute Levisen, Redaktion Hadersleben, kommentiert.

Als Bürgermeister H. P. Geil (V) Anfang September den auf einer breiten politischen Mehrheit  fußenden Haushaltsentwurf präsentierte, den die Politiker am Dienstagabend in zweiter Lesung mehrheitlich verabschiedeten, klang das Ganze wie eine Win-win-Situation. Nicht zuletzt der Punkt, der vorsieht, das Fundament für „eine attraktive Volksschule“ zu legen. 

Eine finanzielle Spritze in Höhe von 5 bzw. 10 Millionen Kronen in den kommenden beiden Jahren sollen die Volksschulen zusätzlich erhalten, um dies zu erreichen, was wahrlich kein Luxus ist. Ein Ziel der Übung ist es auch, steigende Ausgaben im Förderbereich in den Jahren 2021 und 2022 um jeweils 6 bzw. 12 Mio. Kronen zu mindern. Es soll eine „stufenweise Umverteilung“ der Gelder vom Förder-  in den Volksschulbereich erfolgen. Die Lehrergewerkschaft jubelt. Eine Strategie, wie man sich dies vorstellt, wird erst Anfang des kommenden Jahres erarbeitet.

Mehr noch: Um das Sparziel zu erreichen,  soll auch die 10. Klasse an der Haderslebener Förderschule Louiseskolen abgeschafft werden. Ein Vorschlag, zu dem Betroffene  und andere Interessierte bis Mitte November im Rahmen der öffentlichen Anhörung Stellung beziehen können.

Die Proteste und Bedenken von Eltern, aber auch Lehrern und Fachleuten, die den Förderbereich aus dem Effeff kennen, dürfen nicht überhört werden: Sie warnen davor, im Förderbereich zu sparen – ohne zuvor einen Plan zu haben, wie das Ganze vonstattengehen soll. Fakt ist: Die Schüler der Louiseskolen besuchen nicht ohne Grund die Fördereinrichtung. Sie haben besondere Bedürfnisse, die hohe Anforderungen an die fachliche Kompetenz ihrer Lehrer stellen. Sie könnten in einer „normalen“ Schulklasse nicht optimal funktionieren.
  In ihrer gesamten Laufbahn habe sie nicht einmal erlebt, dass ein Kind  ohne gewichtige Gründe die  Förderschule besucht habe, schreibt eine ehemalige Lehrerin  in der angesichts der Sparpläne  gegründeten Facebookgruppe „Omtanke før beslutning. Skoleområdet i Haderslev“, die binnen weniger Tage 746 Mitglieder gewinnen konnte.

Einige Betroffene kamen am Dienstagabend zur 2. Lesung des Kommunalhaushalts – auch wenn man nichts am Ergebnis des breiten Haushaltsentwurfs ändern könne: „Wir bleiben dran!“, signalisieren  die Eltern. Ein Einsatz, der sich für sie und ihre Kinder lohnt.
Schon jetzt ist  es für Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen sehr, sehr schwierig, ihre Sprösslinge in einer Fördereinrichtung unterzubringen. Werden die Sparabsichten umgesetzt, wird dies nahezu unmöglich. Auf der Strecke bleibt das Kindeswohl –  die Zukunft und das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen – und nicht zuletzt von  Angehörigen, die es im Vorwege schwer haben. Dort  zu sparen, ist eine Milchmädchenrechnung, die nicht aufgehen wird! Daher  mag es für Betroffene ein Trost sein, wenngleich ein geringer, dass der Vorsitzende des Ausschusses für Kinder und Familie, Henrik Rønnow (Soz.), betont, dass allen Schülern – auch jenen mit besonderen Bedürfnissen – in Zukunft geholfen werde. Er sagt:  „In einem Jahr wird es erneut Haushaltsverhandlungen geben. Sollte sich herausstellen, dass  Zuteilungen und Bewilligungen justiert werden müssen, stelle ich mich gern an die Spitze dieses Prozesses.“ – Er kann ruhig schon einmal Aufstellung nehmen.
 

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