Jobcenter-Krise
Verzweifelte Mitarbeiter appellieren an Chefs
Verzweifelte Mitarbeiter appellieren an Chefs
Verzweifelte Mitarbeiter appellieren an Chefs
Das Jobcenter Hansborg in Hadersleben befindet sich im Ausnahmezustand. Hintergrund ist der politische Einsatzplan, durch den die defizitäre Kommunekasse entlastet werden soll. Die Arbeitslosenkasse von 3F wehrt sich gegen Einmischung seitens der Kommune Hadersleben – und Mitarbeiter erheben schwere Vorwürfe.
Seit Wochen bereits sorgt der sogenannte „verhaltensregulierende Einsatzplan“, den eine Mehrheit des Beschäftigungsausschusses im September beschlossen hatte, auch landesweit für Schlagzeilen. Politik und Verwaltung ziehen mit ihrer Strategie die Daumenschrauben an, um die kommunalen Finanzen zu entlasten (wir berichteten). Eine Maßnahme dieses Plans ist es, gegenüber den A-Kassen Druck auszuüben – mit der kommunalen Aufforderung nach mehr „Sanktionen“ für arbeitslose Bürger.
Eine „kranke“ Idee
Eine der größten A-Kassen der Kommune, 3F, hat sich diese „unerhörte“ kommunale Einmischung in deutlichen Worten verbeten. Gegenüber der Gewerkschaftszeitung „Fagbladet 3F“ betont deren Geschäftsführerin Eva Obdrup, dass die A-Kassen sich an die Gesetzgebung halten – auch bei Sanktionen: „Wir können unter gar keinen Umständen unsere Arbeitslosen ohne gesetzliche Grundlage bestrafen, weil einer Kommune das Geld ausgeht.“
Jobcenter Hansborg im Kreuzfeuer
Sie reagiert verwundert auf die Einmischung der Domstadtkommune: „Das klingt aus meiner Sicht ein bisschen krank – Arbeitslose zu bestrafen, um seine Finanzen zu retten. Ist das ernst gemeint?“
Damit nicht genug: Das Jobcenter steht nicht nur von außen „unter Beschuss“, nachdem der Beschäftigungsminister die Kommune um eine Stellungnahme gebeten hatte (wir berichteten). Auch in der Jobcenter-Abteilung „Indsatsklar“ schwelt die Unzufriedenheit.
Fühlen sich im Stich gelassen
Deren Mitarbeiter fühlen sich – angesichts einer stetig wachsenden Arbeitsbürde – von ihren Chefs, vor allem von der Amtsleiterin im Stich gelassen: „Sie gibt uns das Gefühl, nicht gut genug zu sein, da unser bisheriger Einsatz offenbar nicht ausgereicht hat“, so die betroffenen Mitarbeiter.
Wachsende Arbeitsbürde
Zudem verweisen sie auf mangelnde Anweisungen, wie genau Vorgaben des Einsatzplans umzusetzen sind sowie einen lückenhaften Informationsfluss seitens der Leitung. Hinzu komme die latente Angst, entlassen zu werden – beispielsweise, wenn geforderte Resultate ausbleiben oder Mitarbeiter sich zu Wort melden. Ihrer Verzweiflung haben die betroffenen Mitarbeiter in einem schriftlichen Hilferuf an ihre oberste Führungsetage Ausdruck verliehen.
Schleppender Informationsfluss
Darin beklagen sie eine zunehmende Arbeitsbürde, wodurch die vorgegebenen 20 „Fälle“ je Sachbearbeiter mit durchschnittlich 60 Fällen je Mitarbeiter um ein Vielfaches überschritten werden. Mehr noch: In ihrem Schreiben an die Führungsetage in Person von Arbeitsmarktchefin Lotte Nielsen, Direktor Rune Larsson und Jon Krongaard (Dänische Volkspartei), Vorsitzender des Beschäftigungsausschusses, sprechen die Mitarbeiter von einem psychisch belastenden Arbeitsumfeld, von Nepotismus und diskriminierender Behandlung seitens leitender Angestellter im Jobcenter Hansborg. Für ihre neue Abteilungsleiterin finden die Mitarbeiter indes nur lobende Worte – stellen allerdings fest, dass dieser viele Steine in den Weg gelegt werden.
Krisensitzung
Der zuständige Direktor Rune Larsson räumt nach ersten Krisengesprächen in einem Schreiben an die Mitarbeiter ein, dass es Versäumnisse seitens der Leitung gegeben habe: „Der Flaschenhals weist auf uns!“ Die Kommunikation sei nicht gut genug gewesen, was das Arbeitsklima beeinträchtigt habe, so Larsson. Dafür übernehme die Leitung die Verantwortung.
Klartext geredet und Schulterschluss
Man habe zudem Gespräche mit der gewerkschaftlichen Mitarbeiter-Organisation anberaumt. Zentrales Thema wird das Arbeitsklima sein.
Bereits am Montag war die Krisenstimmung im Jobcenter Hansborg Gegenstand einer Sitzung auf der Chefetage. Bei dieser Gelegenheit habe man Tacheles geredet, wie Larrson verrät. Das Ergebnis sei ein Schulterschluss der Chefetage: „Jetzt müssen wir nach vorne blicken.“