Kirche
Weihnachten 2020: Improvisieren wie Maria und Josef
Weihnachten 2020: Improvisieren wie Maria und Josef
Weihnachten 2020: Improvisieren wie Maria und Josef
In weniger als zwei Wochen ist Weihnachten. Dass die Feiertage coronabedingt in diesem Jahr anders ausfallen als in den Vorjahren, steht außer Frage. „Der Nordschleswiger“ hat die deutschen Pastoren, Christa Hansen und Martin Witte, zum Interview gebeten und mit ihnen über Weihnachten in Zeiten von Corona gesprochen.
„Wir sind natürlich traurig, dass so viele Veranstaltungen in der Adventszeit nicht stattfinden können. Alle Gottesdienste mit den Kindern sind abgesagt, ebenso die Adventsfeiern. Aber unter den derzeitigen Corona-Auflagen hätte sich einfach keine Gemütlichkeit eingestellt“, meint Pastor Martin Witte von der Nordschleswigschen Gemeinde, zuständig für den Pfarrbezirk Süder Wilstrup.
Kein Weihnachtsgottesdienst ohne Musik
„Aber wir freuen uns trotzdem auf Weihnachten“, versichert Witte, „und wir werden die Christgottesdienste in Wilstrup und Oxenwatt besonders schön gestalten.“ Dazu zählt natürlich auch das musikalische Rahmenprogramm, wie Pastor Witte betont: „Die Gottesdienste werden auf keinen Fall ohne Musik stattfinden. Inwieweit wir während des Weihnachtsgottesdienstes gemeinsam singen können, hängt davon ab, wie viele sich zu dem Gottesdienst anmelden. Sobald wir die zulässige Besucherzahl für die singende Gemeinde erreicht haben, wird aus dem gemeinsamen Singen ein stilles Summen zum Gesang des Wilstruper Chores.“
Auch bei den deutschen Weihnachtsgottesdiensten in Hadersleben wird die Musik eine entscheidende Rolle spielen, wie Pastorin Christa Hansen verrät: „Wir haben uns bei den Weihnachtsgottesdiensten im Dom und in der Herzog Hans Kirche ganz bewusst für ein gemeinsames Singen entschieden. Das ist ein wichtiger Teil von Weihnachten, für viele stellt sich erst dann die Weihnachtsstimmung richtig ein.“
„Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“
Für die Christgottesdienste in Hadersleben gelte zudem das Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, so die Pastorin: „Wir wollen mit dem Anmelden gar nicht erst anfangen. Bei uns können die Leute einfach zum Gottesdienst kommen, und wenn die Kirche voll ist, ist sie voll.“ Aufgrund der coronabedingt reduzierten Teilnehmerzahl könnten die Plätze in der Herzog Hans Kirche an Heiligabend daher etwas knapp werden, wie Hansen zu bedenken gibt. Im Dom sei für den deutschen Gemeindeteil aber ausreichend Platz, so die Einschätzung der Pastorin.
Corona-Krise als Chance?
Weihnachten wird in diesem Jahr auch außerhalb der kirchlichen vier Wände anders ausfallen, dessen sind sich die beiden Pastoren bewusst. Doch vielleicht lässt sich dem Neuen ja auch etwas Positives abgewinnen, meint Christa Hansen: „Für viele ist Weihnachten ein ganz besonderes Fest. Aber vielleicht werden wir uns durch Corona auch gewahr, dass viele Weihnachtstraditionen im Laufe der Zeit zur Routine geworden sind.“
Weihnachten wird es werden, trotz aller Corona-Widrigkeiten. Und wer weiß, vielleicht hält es für uns sogar die eine oder andere Überraschung bereit.
Christa Hansen, Pastorin
Pastor Martin Witte sieht in dem Weihnachten in Corona-Zeiten ebenfalls eine Chance, sich des tieferen Sinnes des Weihnachtsfestes bewusst zu werden: „Die Corona-Pandemie zwingt uns zum Umdenken. Wir müssen kreativ werden und improvisieren. Nichts anderes mussten Maria und Josef auch, als sie sich in der Nacht von Jesus' Geburt in einem Stall niederließen. Wir müssen einfach schauen, wie wir auch unter diesen widrigen Umständen die Weihnachtsfreuden aufkommen lassen können. Vielleicht finden wir auf diese Weise wieder mehr zueinander – in der Familie wie in der Nachbarschaft.“
Kreative Lösungen
In der Haderslebener Domgemeinde ist man anlässlich des bevorstehenden Weihnachtsfestes ebenfalls kreativ geworden und hat über die Feiertage das Konzept der „offenen Kirche“ eingeführt. „Einigen ist es in Zeiten von Corona vielleicht lieber, außerhalb der Gottesdienste in die Kirche zu gehen. Für sie haben wir die offene Kirche eingeführt. Dort haben die Besucher die Möglichkeit, Kerzen am Lichtglobus zu entzünden, das Weihnachtsevangelium liegt zur Mitnahme aus, und am Weihnachtsbaum hängen kleine Zettel mit Bibeltexten, die man pflücken und mit nach Hause nehmen darf“, erklärt Pastorin Christa Hansen, die für sich persönlich an Weihnachten auf den Überraschungsfaktor setzt.
Das Fest der Überraschungen
„Die Überraschungen sind es, die für mich Weihnachten ausmachen“, erzählt Hansen. Sie sei bisher an Weihnachten immer positiv überrascht worden, sei es der spontane Besuch einer Freundin oder ein besonderes Weihnachtsgeschenk gewesen. Für sie steht daher fest: „Weihnachten wird es werden, trotz aller Corona-Widrigkeiten. Und wer weiß, vielleicht hält es für uns sogar die eine oder andere Überraschung bereit.“